Mittwoch, 31. März 2010

Tod im Maschinenraum

Tod im Maschinenraum

Erinnerung aus einer früheren Existenz ?

Vor ein paar Tagen hatte ich einen äußerst seltsamen und nicht ganz angenehmen Traum gehabt.... Wenn ich so darüber nachdenke, halte ich es nicht für unmöglich, das es sich um einen Traum aus einem früheren Leben handelte, bzw. um einen Traum über die letzten momente eines früheren Lebens und dessen sehr plötzlichen Tod.

Ich kann nicht sagen, was für eine Spezies ich war, in welcher Zeit und in welchem Teil der Galaxie diese Szene stattfand. Doch eines kann ich auf jeden fall sagen. Die Bilder und Szenen in diesem Traum waren einzigartig. Also keine Adaptionen aus irgendwelchem schon mal gesehenen Science-Fiction-Filme, Szenen oder Handlungen oder sonst wie aus dieser Welt und aus dieser Realität aufgegriffene Bilder. Dazu waren die Bilder zu fremdartig, einzigartig und noch nie auf dieser Welt etwas dagewesenes und mit einer derartigen Detailgetreue, Dimensionen und Klarheit, das ich es schon fast bedauere, Zeichnerisch nicht talentierter zu sein, um all das irgendwie aufs Papier zu bringen. Und noch etwas zeichnet sich dieser "Traum" als etwas besonderes aus: Normale Träume verblassen sehr schnell, so das ich meißt noch am selben Tag später schon fast nichts mehr davon noch im Erinnerung habe, wenn ich mir das nicht sogleich genau aufschreibe. Selbst intensive Träume oder Albträume bleiben maximal bei mir noch zwei oder drei Tage aber mit stets verblassende, verschwindender Tendenzen in Erinnerung hängen. Dieser Traum aber zeigte bisher keine Tendenzen sich nach und nach aufzulösen obwohl das jetzt schon etwa 10 Tage her ist. Dieser Traum ist immer noch wie ein fester Bestandteil von Erfahrungen gespeichert und seine "Zerfallsrate" an Erinnerung betrug bisher nur ein ganz geringer Prozentsatz und das auch nur am Rande des Kernmoments.
Diesen Effekt kenne ich eigentlich sonst auch nur bei meinen wenigen außerkörperlichen Reisen, welches sich als Erinnerung fest abspeichert. So unterscheide ich auch, ob es sich nur um ganz normale Nachtträume handelte, oder um außerkörperliche Erfahrung. Traumerinnerungen zerfallen und verschwinden über kurz oder lang – erlebte Erfahrungen nicht.

Die Umgebung des Traumes ist schwer zu beschreiben. Sie war künstlich, metallisch. Wie ein riesiger, riesiger, riesiger Maschinenraum. Ach was sage ich da ... "Raum"... Die Dimensionen in Träume und Visionen sind schwer zu erfassen, denn man hat keine Maßstäbe, keine Gefühl für Größen... Doch wenn ich es hier mit irdischen Begebenheiten versuche zu vergleichen, so stelle man sich vor, man steht auf der kieler Westseite, sagen wir mal bei Strande, schaut hinüber nach Laboe - das sind etwa knapp 5 km Luftlinie - so war das nur ein kleiner Sichtbereich, eines unglaublich großen, geschlossenen fast dunklen Raumes, bestehend aus riesige metallische bauten, so groß wie Hochhäuser und Skylines Frankfurts, Maschinen, Laufbänder und sich bewegende Teile, wo geschweißt, gelasert, gestanzt und zusammengesetzt wird, in Dimensionen, wogegen eine Autoproduktionsstraße wie Legospielzeug aussieht. Man kann weder die Decke noch das andere Ende der Produktionsmaschinenraum ausmachen, obwohl hier und da Spotlichter leuchten. Ein leicht nebeliger, bläulich-grauer Dunst liegt in der Luft und lässt die Umrisse weiterer Maschinen in diesem 5-km-Sichtbereich nur noch erahnen. Hier am Rande hört man nur ein dumpfer, gleichmäsiger Maschinenlärmen, wie aus zehntausend hochdrehenden und tiefdrehenden Sportbooten. Weiter ins Innere eingedrungen wurde es jedoch sehr laut.

Vom Gefühl her sagt mir, diese Anlage befindet sich nicht auf einem Planeten, sondern irgendwo inmitten des Weltraums... vielleicht irgendwo am Rande eines Systems. Der Traum beginnt damit, das wir an dieser Produktonsanlage ankamen. Wir waren zu viert, wobei kurz nach Ankunft wir uns sofort teilten und jeder ging seinen eigenen Weg. Diese Anlage ist komplett automatisiert, hier arbeitet nicht eine einzige Seele, wir brauchten uns also über die Entdecktung unseres unbefugten Eindringens in dieser Anlage nicht zu fürchten, denn es ist niemand da.
Wir waren Sammler... Das Gefühl, was ich bzw. die anderen in diesem Traum waren, wäre in etwa so zu beschreiben, als sei ich ein art Plünderer oder Dieb. Ich war also sozusagen wie ein art Pirat so wie die anderen. Und wir sind in diese Anlage, um etwas sehr seltenes, wertvolles zu "ernten". Stehlen ist ein unfeines Wort. Ernten klingt schon viel besser. Doch um da hin zu kommen, an das, was wir wollen, müssen wir ganz tief in diese Maschinerien eindringen und das ist hochgradig gefährlich, denn wenn man auch nur einen Augenblick nicht aufpasst, bezahlt man sofort mit dem Leben.
Vielleicht ist deswegen diese Maschinenanlage nicht bewacht, denn niemand ist so verrückt hier am gefährlichsten Ort in dieser Teil der Galaxis zu kommen, um da ein wertvolles, Handvoll Metall zu stehlen, was so kostbar ist, wie sonst nichts auf der Welt.

Schnelligkeit ist das Zauberwort. Um hier durch zu kommen, in dieser gefährlichen, sich überall alles bewegenden Maschinenwelt, muss man sehr, sehr schnell und flink sein, sofort reagieren und in rechten Moment den Kopf einziehen oder von einer Stelle zum nächsten wechseln. Ich bin sehr leicht und sehr schnell und Agil. Ich springe sehr weit und kraftvoll, lege mit jedem Sprung bis zu 5 meter zurück und besitze einen messerscharfen sehr schnell reagierenden Verstand. Meine Sinne sind sehr klar und ich bewege mich hochkonzentriert. Ohne weiteres sprinte ich los um eine riesige, kreisrunde Teil der Produktionsstraße zu überqueren, wo ein riesiger Roboterarm mit blauweißem, armdicken Laser sich irre schnell dreht und Teile, die im Kreis hier wie durch ein Munitionstrommel durchlaufen, zu bearbeiten. Ohne nachzudenken, erfasse ich mit einem Blick die Geschwindigkeit, Drehbewegung und Zeiten ab, springe vom Teil zu Teil, so knapp am Laser vorbei, das ich dessen Hitze an mir vorbeizischen spüre, und weiß, ich darf nicht einen Bruchteil der Sekunde stehen bleiben und darf auch nicht einen moment zu lange überlegen, wie es weitergehen soll, denn ansonsten ist man hier sofort tot. Auch war es wichtig, worauf man hintritt, denn so ziemlich alles hier in dieser Anlage steht unter sehr hoher Spannung, sobald man auch nur ein stück weit daneben oder falsch tritt, erleidet man sofort einen tödlichen Stromstoß. Nur ganz am rande registriere ich alte, verblichene, Knochen früherer, gescheiterte Abenteurer und Plünderer.
Mich überkommt ein art adrenalinähnliches, berauschendes Glücksgefühl, es ist ein Abenteuer, ein Spiel mit dem Leben, während ich ein Tanz mit den Maschinen vollführte beim überqueren dieser Teilanlage. Ich springe, spurte, stoppe, ducke, nach oben, nach unten, links, rechts... und ich fühle mich meiner sehr sicher, denn ich bin gut in meiner Branche. Ich bin trainiert, ich bin schnell, und habe ein superschneller, scharfer Verstand und kann reagieren und agieren, ohne zu zögern oder nachzudenken. Dies war wohl eine Eigenschaft, welches meine Spezies ausmachte.

Meine menschliche Gefährten habe ich längst aus den Augen verloren, aber das macht nichts. Es war eh jeder für sich selbst hier und jeder war für sich selbst verantwortlich und ich weiß und rechne damit, das ein paar es hier garantiert nicht schaffen werden.
Ich erreiche eine Stelle, das aussieht wie eine riesige Schienenanlage, worüber etwas unglaublich großes durchdonnert, als würde ich unter den Ausläufern einer Schiffswerft stehen und über mir schiebt sich die Unterseite der Titanic mit einem lauten donnern vorrüber. Nur das es sich um eine nicht endenden Kette von Titanics handelt.

Bingo. Ich entdecke eine Quelle meiner Begierden und Reichtums, weswegen ich hier bin und als sich eine wenige Sekunden-Lücke auftut, eher die nächste riesige Plattform über die Kufen grollt, springe ich hinüber und ziehe aus diesem Automaten blitzschnell mehrere, art, kleine, gelbweiße, halbdurchsichtige Eierförmige Erze. Euphorisch und fast geil vor Glück stopfe ich mir die Taschen voll so schnell es geht, und spüre schon die herannahenden Vibrationen, welches das sich Schließen dieses kleine Zeitfenster zwischen zweier riesiger Teile ankündigt. Schnell sprinte ich wieder aus dieser Kufenzwischenraum heraus und mir klopft das Herz voller Adrenalin, Glücksgefühl und Freude und ich fühle mich total berauscht fast bis zur Schwindligwerden. So eine Ausbeute! Und in diesem Automaten ist noch sehr viel mehr!
Ich sehe eine meiner Weggefährten, eine sehr schlanke, kleine Frau mit nur hauchdünem, enganliegendem Body, die sich ebenfalls in dieser Teil der Anlage befindet. Hat sie meine Quelle gesehen? Ein kurzer Anflug von Gier und Konkurrenzdenken überkommt mich, aber nur ein ganz kurzer Moment. Ihre Spezialität ist nicht die Schnelligkeit und Sprungkraft wie das meine. Sie ist wie eine katzenhafte Schlange und sie bewegt sich sehr langsam, sehr bedacht und drückt sich in den kleinsten Nischen und Löcher hindurch und durchquert Spalten, wo ich es mit der Angst zu tun bekäme, darin zerquetscht zu werden.
Dieser kurze moment der Ablenkung, das berauschende, gierige Glücksgefühl und Adrenalinschocks hat mich einen sehr kostbaren Moment der Aufmerksamkeit meiner Umgebung gekostet und ich reagierte sehr schnell aber nicht sehr geschickt, um einer herannahenden Walze auszuweichen. Ich mache es der grazielen Frau nach und drücke mich in einen kleinen Zwischenraum! Mit einem tosenden Rumpeln und scharf riechenden, funkensprühenden, lauten elektroknistern zieht nur wenige Millimeter von meinem Gesicht und eingezogenen Bauch ein unter Strom stehenden Metallplattform an mir vorbei und ich drücke mich an der Wand der Nische so platt es geht und hoffe, nicht hängen zu bleiben! Ich spüre einen kurzen moment der Hitze an mir vorbeiziehen und spüre, wie meine Konzentriertheit durch Angst und Rauschgefühle beeinträchtigt wird. Das erste mal seit meiner Ankunft hier, muss ich überlegen, wie es weiter geht, denn das Zeitfenster ist nur ganz wenige Sekunden und ich muss sofort hier wieder raus aus dieser hochgefährlichen Nische!!! Ich sehe die Frau, wie sie sich flach auf den Rücken legt und durch die Lücke mehrerer Rohre und dicke Kabelstränge robbt. Sie weiß wie man hier herauskommt, ich tue es ihr nach und folge ihr. Sie war schlanker als ich, aber ich kam ebenso gerade noch so durch.
Meine berauschende, mich fast schwindelig machende Adrenalingefühl legt sich ein klein wenig und ich überlege sofort einen kurzen moment, wie ich noch einmal an diesen Automaten komme, wo noch sehr viel mehr dieser wertvollen Elemente enthält und das erste mal, wie auch das letzte mal in meinem Leben, trete ich wo hin, wo ich nicht vorher ganz genau hingeschaut habe ob diese denn auch sicher ist.....
Der Boden sieht wie die gesamte metallische Umgebung schwarzrusig aus und es sieht aus als seien die Wände, Kufen und der Boden wie aus einem Guss gegossen. Doch in Wirklichkeit ist es kein fester Boden. Trotz meines schnellen Reaktionsvermögens bemerke ich meinen Fehltritt zu spät. Nur einen ganz kurzen Moment stehe ich auf scheinbar festem, metallischen, glatten Boden, eher die Flüssigkeit unter meinen Füssen auf Druck chemisch reagiert und sich dann auf einmal verflüssigt. Ein kurzer Moment beißender Benzingeruch steigt mir in die Nase und ich versinke auf einmal ganz plötzlich wie ein Stein!!! Ein hinterer Teil meines Geistes ist völlig überrascht, denn es war doch noch eben fester Boden, es hat sich nicht bewegt, trotz Vibrationen keine Wellenbewegungen nichts!! Schnell versuche ich mit Schwimmbewegung meinen Hals oben zu halten, aber ich sinke einfach gnadenlos wie Blei in Säure! Zwischen Auftreten und Herabsinken vergeht vielleicht gerade mal keine zwei Sekunden, zwei überraschte, rudernde Schwimmbewegungen mit den Armen, ehe sich mein Körper auch schon ganz urplötzlich und unmittelbar sich in dieser schwarzen Säureflüssigkeit sofort auflöst! ... Nur ein Bruchteil einer Sekunde schmecke ich Benzin in meinem Mund und vernehme einen kurzen Moments, wie die Säure in meinen Lungen und Hals eindringen trotz angehaltenen Atems und aus meiner sich auflösenden Kehle entrinnt noch einmal ein letztes Stöhnen, ehe es dunkel wird. In einer nicht mehr messbaren kurzen Zeitspanne ist mir mit einem Anflug von Bedauern, mit einer letzten Gedanke an diese wertvollen Erze, diese nicht mehr nochmal erreicht zu haben bewusst, das ich gerade in diesem Säurebecken sterbe!

Mit einem luftholenden kehligem Stöhnen wachte ich bei diesem unmittelbaren Tod mitten in der Nacht schweißgebadet auf, und wie ein Echo einer Erinnerung hatte ich das Gefühl, ich habe gerade eine Nase voll Benzin inhaliert..... Mehrere Minuten lang saß ich da, spürte mein Herz klopfen und denke wieder und wieder über diesen letzten Moment des Traumes nach welches sich abspulte wie im Film. Es war kein schmerzvoller Tod, die Säure hatte eine einzigartige und bemerkenswerte Eigenschaft: Es war fest im normalen, ruhigen Form, wenn man nicht genau hinschaute, war es nicht zu den metallischen, guseiserne Erscheinungsbild der Maschinen nicht zu unterscheiden. Doch übte etwas auch nur ein wenig Druck auf seiner Oberfläche aus, so reagierte es chemisch und verflüssigt sich sofort und nahm ein Aggregatzustand ein welches so dünn war wie Wasserdampf, weswegen auch nichts darin schwimmen konnte und doch war es flüssig und so hochgradig säurehaltig, das ein organischer Körper binnen bruchteile weniger Sekunden sich sofort in nichts auflöste!

Da ich nicht mehr schlafen konnte, nachts um 3:30 Uhr, blieb ich schließlich wach und fühlte noch immer eine art Überraschung und Bedauern in mir....

Samstag, 27. März 2010

Aggression

Gestern abend habe bin ich das erste mal in meinem Leben derart aus der Haut gefahren und habe einen anderen Menschen mit voller Wut und Aggression angeschrien und Verbal derart zurückgeschlagen wie sonst noch nie in meinem Leben.
Ich war noch Stunden später sauer und aufgebracht – als sich die Wut gelegt hatte, fühlte ich nur noch Scham und empfand mich irgendwie fremd mir selbst gegenüber, da das überhaupt nicht meine Art ist.

Es war schon immer so, das sehr viel passieren müsste, bis ich auch mal was sage, egal wie sehr man mich Verbal runterputzt oder sonst wie anmacht – ich schlucke viel, ich schlucke lange, man müsste mich schon halb töten bis ich dann anfange mich zu wehren. Und wenn ich an einem Punkt kam, wo ich dann auch was zurück sage, dann ist das auch nur mit sehr ängstlicher Stimme, Übervorsichtig, Zurückgehalten.

Dies war gestern nicht der Fall. In mir platzte etwas, wovon ich mir dessen nicht mal bewusst war, das dieser Ballon vorhanden war und ich schrie diesen Mann voller Wut an und fuhr ihm über den Mund und stoppte ihn mehrmals mit einer derart energisch und geladenen, ich war in dieser Zeit irgendwie nicht mehr ich... Es war, als übernahm jemand oder etwas anderes mein Körper, Mund und Denke und tat das, was ich hätte eigentlich mein halbes Leben lang hätte schon tun sollen. Mich wehren, mir nicht alles gefallen lassen und Wut und Aggression zurückgeben.

Es war Abends, ich war in einem Laden, das gerade pünktlich zu 18 Uhr zu machte, die Angestellten fuhren nach Hause und da begann erst meine Dienste, den Laden nun sauber zu machen. Auch wenn es eine einfache und anspruchslose Tätigkeit war, machte ich das gerne, es ist gutes und ehrlich verdientes Geld, die abendliche Reinigung. Doch noch während die Angestellten den Laden beim Gongschlag zuschlossen, standen Kunden vor der Türe und wollten noch schnell etwas, aber sie ignorierte es und ging. Sie sahen mich handwerkeln, und klopften wie wild und hartnäckig sehr laut an den Scheiben, um meine Aufmerksamkeit zu erregen – ich rief nur – die Dame ist schon weg, ich bin hier nur die Putzfrau, und ging auch erst mal nach hinten meine erste Runde die Aufenthaltsräume säubern.

Plötzlich stand ein fremder Mann hinter mir – es war der Kunde, der schon am Eingang vergebens klopfte und vor der pünktlich geschlossene Türe der Ladenangestellten stand. Er kam um das Haus in den Hinterhof gelaufen und trat einfach ohne zu klopfen in den Aufenthaltsraum herein, baute sich vor mich auf und starrte mich mit derart finsteren und säuerlichen Gesichtsausdruck an.

Ich kann nicht sagen, das ich erschrocken war – der Schreck kam eher etwas hinterher – ich starrte einfach nur verblüfft den Mann an, der plötzlich ohne Vorwarnung ohne anzuklopfen in die Räumlichkeiten hereintrat und sich hinter mir aufbaute. Er war sehr geladen und sauer, und wollte unbedingt jetzt noch seinen Anzug abholen, das sei sehr wichtig, er habe heute noch eine Gala... und das in einem derart aggressiven, vorwurfsvollen und sehr lautem Tonfall, das ich einfach nur noch innerlich sofort zu machte und nur noch reagierte und ihn mit erhobener Stimme unterbrach: ich kann ihnen da aus dem Laden nichts herausgeben, ich gehöre nicht zu dem Laden, ich bin nur die Putzfrau! ...

Ich kann auch nicht sagen, das ich angst vor diesem Mann hatte, obwohl er derart wütend und laut in meine Räumlichkeiten eindringend seine Wut anfing auf mich abzuladen. Er fing wieder an, mit lauter, wütende Stimme auf mich sein Ärgerlichkeit über den Laden auf mich abzuladen, und in mir platzte so schnell etwas, das ich erst hinterher realisierte, dass das untypisch für mich war, wo ich doch sonst jemand immer war, der sehr lange erst mal einsteckte und als verbaler Abladesack für andere herhalten musste.
Ich wurde ebenso laut, konterte sehr energisch ihm über den Mund fahrend das man nicht mit diesem Ton mit mir reden kann, sagte ihm sehr direkt und deutlich, das er seinen Ton mäßigen soll, ich bin nicht für sein Problem oder für den Laden verantwortlich, ich bin hier nur die Putzfrau! ...

... *seufz* ... es wäre schön gewesen, hätte er in diesen kurzen Sekunden, wo er etwas gestutzt inne hielt, dann sich selbst dann maßgeregelt, sich dessen bewusst, das er dabei war, gerade die kleinste Putzfrau die gerade dummerweise da war, für den gesamten Laden und Logistik verantwortlich zu machen und mit all seiner Wut und Aggression zusammen zu scheißen.
Aber nein. Er fing wieder an mit selber Aggression und Lautstärke und mit einem Ton im Hals, das wollte ich mir einfach nicht mehr länger bieten lassen und ich habe von da an jeden Ansatz, erneut ein Litanei von seiner Ärgerlichkeit und er will jetzt gleich sofort das haben, von ihm sofort unterbrochen, ich schrie ihn an, ich nahm meine aufkochende Wut und seine eigene Wut zusammen und schmetterte das zurück, ich nahm seinen Tonfall, seine Aggresivität und warf es zurück – ich wollte mir nicht ein Wort das bieten lassen, so nicht!

Es hätte so schön anders sein können, ohne verbaler Gewalt... Wenn ein Kunde ein Problem hat, ist es keine Sache, das ich versuche zu helfen wie ich kann. Hätte er sich mir gegenüber menschlich verhalten und nicht mich als Abladehalde für seine Emotionen missbraucht, wäre das auch gegangen.
Aber so baute sich eine derart aggresive Spannung auf durch die Wut dieses Mannes, ich ließ fast förmlich alles fallen was ich gerade beim Putzen in den Händen hielt, schrie ihn an, ich helfe ihn ja, aber er soll aufhören mich so anzuschreien!!!! - ging in den Laden zurück, wobei ich ihn aussperrte, da ich nicht wollte, das er auch noch hinter mir hertrat, und rief von meinem privaten Handy aus den Filialleiter an, der in der nähe wohnte und ob er da helfen könne, hier steht ein Kunde und machte Terror und Aufstand. Ich war sooo wütend. Und ich hatte auch zugleich Angst. Ich zitterte innerlich, und fühlte mich wie ein emotionaler Pingpong, wo ein riesiger Ball Aggression von diesem Mann auf mich übergeladen ist, und ich habe diesen energetischen Aggressionsball zwar zurückgeschmettert, jedoch blieb dennoch ein großer Teil an mir zurück haften, und ich schob ein unglaublicher Wut, das ich dann mein Handy mit dem Filialleiter auch noch an diesen aggressiven Kunden weiterreichen soll, auf das diese miteinander sprechen, und hin- und her, und als er auflegte und mir mein Telefon zurückreichte, sagte er nichts - und ich fauchte ihn an "Bitte, gerngeschehen! Nichts zu danken!" ... Der Filialleiter würde gleich vorbeikommen.
Ich hatte ein Mordswut im Bauch, wenn ich gewollt hätte, hätte ich am liebsten noch weiter gefaucht, hätte am liebsten mich bei ihm "bedankt", das er seine Wut an einen Unschuldigen abgelassen hat und mich bedankt, das ich nun seine Wut nun mit mir herumtrage und selbst mich scheiße fühle. Und dann regt er sich auf über seinen wichtigwichtigen Gala-Anzug das er jetzt sofort haben muss, weil er selbst zu schusselig war, nun halt mal selbst das pünktlich abzuholen statt nach Ladenschluss, und dafür auch noch den kleinsten Putzfrau die eigene Aggressionen und Wut ausbaden lässt und für den gesamten Laden zusammenscheißt ... ach was hätte ich am liebsten ihm das alles an den Kopf geworfen und es ihm gesagt, wie unmöglich er sich verhalten hat und das hat er nun davon, andere kleinzuscheißen, die überhaupt nichts dafür können, und ob er das toll findet, das nun andere sich scheiße und übelstgelaunt fühlen, nach seiner lautverbale Emotionsentlade ...

Ich nahm meine Arbeit wieder auf, versuchte, die verlorengegangene Zeit wieder aufzuholen, inzwischen kam der Filialleiter, und ich traue meine Ohren nicht – gegenüber den Filialleiter redete der Mann dann in gemäßigten, und respektvoll-höflichen Ton – WIESO HÄTTE DAS NICHT GLEICH SO GEHEN KÖNNEN ???

Mir kam der Gedanke in den Sinn, das ich wohl in den Augen dieses Kunden offenbar etwas niedriges, wertloses war, nur eine niedrige Frau die man hemmungslos herunterputzen kann und als Abfallsack für eigene Aggressionen missbrauchen kann, wo man so richtig schön die Wut-Emotionen abladen kann. Ich war soo sauer. Ich hätte auch geholfen und den Filialleiter angerufen, hätte man mit mir höflich umgegangen und gefragt. Aber so ... empfand ich das einfach nur schlichtweg gemein und unfair mir gegenüber. Ich wünschte mir noch lange danach, er solle mal schön schlechtes Gewissen haben, und sich dessen bewusst werden, was er eigentlich machte, und wünschte ihn einen schönen Gala – auf das er stets im Hinterkopf behalte, das er sich gegenüber einer Frau die überhaupt rein gar nichts für sein Dilemma konnte, so mieß benommen hatte.
Entschuldigt hat er sich nicht. Ich denke, das wird er auch nicht – er hat bekommen was er wollte, und ging mit seinem Anzug von dannen. Vielleicht ist er auch Frauenfeindlich, dachte ich... denn wieso war er gegenüber den Filialleiter dann respektvoller und mir gegenüber hat er sich völlig ungehalten und aggressiv verhalten?


Stunden später schämte ich mich und war über meine eigene explodierte Wut bedenklich gestimmt. Es gab unzählige Situationen, wo andere ihre Aggressionen und Wut auf mich abluden, und ich dann wie eine verängstigte, schüchterne Maus dann zitternd da stand und kurz vorm heulen war und kein Pieps mehr herausbrachte. Wieso bin ich bei dieser Situation aber selbst in Aggression und Wut ausgebrochen ? Ich habe wie gesagt, noch nie in meinem Leben, einen anderen, erwachsenen Menschen angeschrieen und Wut und Ärger derart zurückgekontert. Diese Mann wollte andauernd versuchen erneut sein Problem und sich über diesen Laden in einer Wut-litanei auszulassen, und ich wollte es nicht hören, wollte es mir nicht bieten lassen, wollte mir seinen Tonfall und Umgangsart mir gegenüber, bieten lassen und habe ihn mehmals derart über den Mund gefahren, er soll aufhören!! Aufhören!! Aufhören, ich helfe ihnen ja!!! Aber er soll aufhören mich anzuschreien! Ich kann ja schließlich nichts dafür!!


Ich bin gespannt, ob diese Auseinandersetzung mit mir noch ein Nachspiel haben wird. Entweder er wird sich über mich beschweren, weil ich es wagte, mich verbal zu wehren, und weil ich ihn als Kunde derart seine Aggression mit ebenso laute und wütende Stimme zurückgeschrien habe, oder aber er kommt, um sich mir gegenüber zu entschuldigen, was mehr als angebracht wäre, oder es passiert rein gar nichts.

Ich will eine angemessene Entschuldigung. Auch wenn ich nur eine kleine Putzfrau bin, ist das noch lange kein Grund mich wie wertloses Ablademüllhalde für eigene Emotionen zu behandeln.
Aber wann bekomme ich schon das, was gerechtfertigt wäre?


Betrachtet man diese sache esoterisch/spirituell, heißt es ja, jeder ist selbstverantwortlich für das, was einem geschieht und passieren, anhand selbst aufgebaute Ressonanzen die solche Situationen/Menschen anziehen. Ich frage mich, wieso ich diesen furchtbaren Menschen an mich herangezogen habe. Nach dem Gesetz "gleiches zieht gleiches an", müsste es bedeuten, in mir existiert eine unglaubliche Wut und es muss nur ein passender Gelegenheit erfolgen wo dezent bestimmte Knöpfe drückt und diese in mir schlummernde, vorhandene Wut zum explodieren bringt.
Vielleicht sollte diese Situation mich darauf aufmerksam machen, auf das Vorhandensein dieser geballte Wut in mir. Doch was mache ich nun mit diesem Wissen? Ich bin ein friedliebender Mensch, es muss viel kommen und viel auf mich verbal eingeprügelt werden, bis ich an den Punkt gelange, wo ich endlich beginne zu wehren...

Über was ich wütend bin? Keine Ahnung... vielleicht mache ich mir in einem anderen Blog-Eintrag darüber Gedanken.