Freitag, 27. Juli 2007

Strudel der Emotionen

Ein Bild, welches schon vor einigen Wochen entstand, und eine sehr lange (und auch Gedankliche) Ausarbeitungszeit betrug, ist nun endlich fertig gestellt. Nepst Beendigung auch einer langen, gedanklichen Wirbelwind der Emotionen.


Die Idee dieses Motives entstand eines Abend's, als mir selbst direkt auf einmal bewusst wurde, was ich gerade in diesem Augenblick mit hochkommenden, negativen Emotionen tat...
Wie Feuer und Eis schien etwas in einem zusammenzuprallen und einen Wirbel zu erzeugen, welches immer mehr an Kraft zunahm. Anstelle diesen hochkommenden Wirbel an Emotionen wieder flachlaufen zu lassen, nahm es immer mehr an "tiefe" und sogar an stärke zu.
In dem moment, als mir dies bewusst wurde, was gerade in diesem Augenblick ich mit den Emotionen machte, entstand das Bild eines Strudel's vor dem inneren Auge, wo ich die negative Emotionen geradezu wie in einer Windhose in mich tief "hinuntersaugte", um sie "einzulagern", um sie zu... vergraben ... wegzudrängen ... runterzuschlucken ... weil ich nichts mehr weiter davon wissen wollte...

Sich dieser Tat-sache just inflagranti bewusst zu werden, war ein großer Schritt in die richtige Richtung, sich seiner Handlungen und Umgang bezüglich negativer Emotionen bewusst zu werden.

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Gruß
Singar

Donnerstag, 26. Juli 2007

Unglücklich machen wir uns selbst

"Caroline war nicht glücklich. Sie sah sich als Opfer der umstände. Ihre Unzufriedenheit führte sie auf eine lange Reihe äußerer Einflüsse zurück (auf andere Menschen, die Wirtschaftslage, das Wetter, die Regierung, ihren Arbeitgeber usw.). Nie kam ihr in den Sinn, daß ihre Art, die Dinge zu sehen, die eigentliche Hauptursache ihres Elends war."

Die weitverbreitete Neigung, die eigene Unzufriedenheit auf äußere Ursachen zurückzuführen, gehört zu den folgenreichsten psychischen Fehlleistungen. Deutlich wird das an Sätzen wie: "Seine Bemerkung hat mich maßlos geärgert!", "Was sie gesagt hat, hat mich sehr verletzt!" Oder "ich war am Boden zerstört, weil er mir einen Rüffel verpasst hatte!"
Die wahre Ursache von Verärgerung oder Kränkung ist nicht das, was andere zu uns sagen. Vielmehr regen wir uns selbst über das auf, was wir hören oder erleben. Im Grunde wissen wir das auch: Nur Schläge tun weh - bloße Worte können uns nichts anhaben.
Doch so wahr das auch sein mag: Selbst uns Erwachsenen fällt es schwer, wirklich daran zu glauben. Sonst würden wir uns nämlich psychologisch gesehen, nicht so ungenau ausdrücken wie: "Seine Bemerkung hat mich aufgeregt!", sondern treffender sagen: "Ich habe mich aus der Fassung gebracht als er diese Bemerkung machte!" Wir würden zum Beispiel sagen: "Ich kränkte mich, als sie mich so kritisierte" oder "Ich habe dafür gesorgt, daß es mir schlecht ging, als er mir einen Rüffel verpasste."

· Solange wir ganz zu Unrecht äußere Ursachen für unser Unglück verantwortlich machen, können wir nicht viel daran ändern. Wenn wir uns aber vor Augen halten, daß wir uns angesichts von Widrigkeiten selbst aus dem Gleichgewicht bringen, dann können wir auf eine Veränderung hinarbeiten.

Ein junger Mann zum Beispiel war äußerst bekümmert, weil seine Freundin sich weigerte, von ihren Verabredungen mit anderen Männern abzulassen. "Was sie da tut, regt mich wirklich auf", sagte er. "Nein", erwiderten wir, "die Aufregung ist Ihr Werk." Und dann fragten wir ihn: "Wie stellen Sie es an, sich selbst so völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen?"
Es dauerte nicht lange, bis wir gemeinsam dahinterkamen, daß er sich aus der Fassung brachte, indem er in irrationalen Selbstgesprächen zahlreichen widersinnigen Vorstellungen nachhing. Daraufhin zeigten wir ihm, wie er aufhören konnte, sich selbst derart unglücklich zu machen, nur weil seine Freundin es an Begeisterung fehlen ließ.

· Machen Sie sich klar, daß Ihre Art zu fühlen von Ihrer Art zu denken abhängt. Dann können Sie die Situation in die Hand nehmen, anstatt ihr Spielball zu sein.

Versetzen Sie sich in schlechte Stimmung, wenn die Schwiegereltern zu Besuch kommen oder jemand Sie herunterputzt? Dann finden Sie erst einmal heraus, wie Sie diese Mißstimmung denn im einzelnen erzeugen. Was sagen Sie zu sich selbst? Im nächsten Schritt können Sie beschließen, etwas dagegen zu unternehmen und falsche Gedankengänge unschädlich zu machen. Schließlich werden Sie feststellen, daß Sie sich nicht länger unglücklich machen, sondern Gleichmut bewahren.

Auszug aus "Der kleine Taschentherapeut" von Lazarus, dtv-Verlag (seite 62)

Mittwoch, 18. Juli 2007

Struktur

Struktur.

Das war mein Aufhänger, ein neues Bild zu zeichnen.

Der Wunsch nach... Struktur.

Struktur im Alltag,
Struktur in der Arbeit,
Struktur an sich selbst,
Struktur im Denken.

Natürlich sollte Struktur nicht zu sehr #kleinkariert# sein aber auch nicht zu wild. Es soll eine gewisse Harmonie ausdrücken.
Aber was schreibe ich da noch viel herum ;) Mir fällt auch garnicht so viel ein, außer das das Thema dieses Bildes einfach nur Struktur ist


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Viele Grüße
Singar

Dienstag, 10. Juli 2007

Mangelnde Knigge und Etikette - Teil I

Wo sind denn noch die guten, alten Manieren geblieben?

Als Kind wurde einem immer eingebleut, das man stet's die Leute auf der Straße grüßen solle, man immer schön "Bitte" und "Danke" sage, und einem älteren Menschen im Bus und Bahn den eigenen Sitzplatz anbietet, wenn alles besetzt war.

Doch wie sieht die Realität aus? Leider ganz anders. Und über die mangelnde Knigge und Etikette gibt es eine menge zu erzählen... leider.

Weiterhin empfand ich als Kind und lange noch in meiner Jugendjahren das (erzwungene) Grüßen der Leute auf der Staße oft als sehr unangenehm und geradezu lästig. Denn oftmals waren die Reaktionen der Erwachsenen seltsam und salopp gesagt - einfach nur Blöd. Vermutlich rührte das daher, das die Erwachsenen heutzutage es wohl nicht mehr gewohnt waren, das es noch Kinder gab, die mit Höflichkeits-gebaren - sprich Knigge - erzogen wurden.

Viele Erwachsene starrten bei einem höflichen "Guten Tag" mich so an, als sei mir gerade ein drittes Auge auf der Stirn gewachsen und reagierten einfach nicht oder gar mit verwunderlichen Unterton, als erwarten sie, das gleich was schlimmes käme. Andere wiederum taten so, als hätten sie mich nicht gehört, und stolzierten mit starr geradeaus gerichteten Blicken verkrampft an mir vorbei. Manche nuschelten einen schnellen "guddentag" in ihren Bart hinein und wichen den Blickkontakt aus, als sei alles andere gerade wichtiger anzusehen, als ein höflich grüßendes Kind.

Diese Verhaltensweise trat Erfahrungsgemäß bei fast 75% der Erwachsenen auf. Gerade die jüngeren Erwachsenen, so ca. bis mitte 30 Jahre waren jene, die am arrogantesten reagierten, und deutlich erkennbar sich meißt verkrampften und die Blicke starr und stur an einem vorbeigingen, wenn man sie nett grüßte. Mittlere und ältere Generationen verhielten sich schon ab und an etwas "netter" und erwiederten einen Gruß - man merkte, das sie noch die "alte Schule" aus dem Hause der Erziehung aus früherer Generationen inne hatten und durchaus ihnen die Knigge nicht fremd war. Und die ganz alten Generationen - also die richtig alten Omi's und Opi's mit ihren Spazierstöcken, mit viele Lebensjahre auf dem Buckel und erlebte Weltkriege - waren mir immernoch am liebsten. Jene waren noch in der Lage, einem auch wirklich in die Augen zu schauen, freuten sich mit einem lächeln im Gesicht über den Gruß von einem Kind, und grüßten freundlich-strahlend zurück.

Doch diese Generationen sterben langsam aber sicher in wahrsten sinne des Wortes aus... und damit wohl auch die Knigge?

Wie ist es nun heute?

Es ist klar, das gerade in Großstädte und/oder Fußgängerzonen das Grüßen nicht ist - dann würde man sich nur den Mund fusselig reden ;). Aber in kleine Dörfer, eigene Wohnstraße oder einen getroffenen Nachbar im Supermarkt sollte dies noch immer im Rahmen des Anstandes gehören.

Auch heute grüße ich ab und an ein entgegenkommender Spaziergänger. Auch wenn ich zwar längst nicht mehr das kleine, schüchterne Kind bin, welches das Grüßen als eine anerzogene, unangenehme Zwangshandlung betrachtete, ist das Grüßen nach wie vor so manches mal unangenehm - einzig aufgrund so mancher Reaktionen.

Als Erwachsene - auch das scheint in den nachfolgenden Generationen immer mehr sich zu verlieren - gilt ebenso eine gewisse Anstandsregelung, welches sich nun mal so gehört, diese zu beachten - und zwar in folgender Reihenfolge:
  • Bei einer Begegnung von Mann und Frau - gebietet es der Anstand, das stet's der Herr die Dame zuerst grüßt - nicht umgekehrt!
  • Der ältere Person wird vor der jüngeren zuerst gegrüßt
  • und in der Hierarchie der Geschäftswelt werden stets höher stehende Personen (z.B. Chef) zuerst gegrüßt gegenüber tiefer stehenden (Angestellte).
Doch wie sieht die Realität aus?

Der Herr heutzutage scheint überhaupt nicht mehr zu wissen, was Knigge bedeutet, geschweige denn, wie sich denn ein Gentlemen überhaupt zu benehmen hat! Ich erlebte leider sehr oft das der Herr sich von der Dame zuerst grüßen lässt, ja manche sogar einen geradezu auffordernd anstarrten, auf das man sich plötzlich in "Zugzwang" fühlte.

Und es gab auch Situationen, wo die Herren, bei denen ich vergebens auf ein Gruß wartete und eben ignorierend vorbeilief, mit vorwurfsvollen Unterton kurz hinter mir einen "Guten Tag!" bellten, auf das man sich erschrocken umdrehe, um einen schlechtes-gewissen-behafteter Gegengruß über die Schulter zu werfen.
Und grüßte ich als Dame zuerst den Herr - einfach weil man nun mal höflich erzogen wurde - wird man sogar noch angestarrt oder die Reaktion erfolgte oftmals arrogant.

DAS ist leider das "Gentlemen-verhalten" heutzutage, welches zu fast 3/4 aller Begegnungen auf öffentlichen Straßen auftritt...!

Liebe Erwachsene... Besinnt euch mal wieder auf die gute alte Schule des Anstandes und menschlichen Umganges miteinander! Grüßt einen Kind freundlich zurück, wenn es euch grüßt und reagiert nicht so, als würde es gleich ein Messer zücken und auf euch einstechen. Es ist eine Schande, wenn die jüngeren Generationen diese Knigge immer mehr und mehr vernachlässigen und verlieren - was glaubt ihr eigentlich, was so manche Kinder von euch denken und sich grämen, die versuchen sich höflich zu verhalten und mit kalter Schulter "belohnt" werden?

Und gerade ihr Herren der Schöpfung - besinnt euch mal, was der Begriff "Gentlemen" bedeutet, und nehmt das eine oder andere gutes Benehmen aus eurem Elternhaus oder die eurer Großeltern - denn die haben das noch gelernt! - wieder in euch auf. Es ist einfach eine Unart und völlig daneben, was heutzutage an Reaktionen folgen das fernab von jeglicher Anstand mittlerweile ist.
Solltet ihr lieben Erwachsene nicht mehr wissen, was denn alles zum Guten Benehmen sich gehört, bietet jedes gut sortierte Büchereigeschäft oder via Amazon.de hinreichende Lektüre darüber.

Weitere Artikel zum Thema werden noch folgen...

Mit anständigen Grüßen ;)
Singar

Dienstag, 3. Juli 2007

Der Luft-Zaubererer

"Luft! Frische Luft zu verkaufen!... jeder braucht ihn, jeder muss es haben! Frische Luft zu verkaufen!" Der Mann stolzierte durch den Marktplatz herum und rief so laut wie er konnte um die anderen Marktschreier, die Wurst und Gemüse verkauften, zu übertönen. "Luft zu verkaufen! Es ist Lebenswichtig und steigert ihr Wohlbefinden! Greifen sie auf mein Angebot zu, nur ich kann ihnen Luft so herrlich frisch wie sonst nirgends verkaufen!"
Er erntete viele verwunderte Blicke, und einige zeigten ihm sogar den Vogel. Bis eine ältere Dame auf ihn zutritt und ihn mit ihrem Spazierstock anpockt.
"Junger Mann! Was erzählen sie denn da... Sie wollen Luft verkaufen? Das geht doch gar nicht!"
Der Luftverkäufer dreht sich zu der Dame um: "Werte Dame, natürlich geht das! Und es handelt sich nicht um irgendeine Luft, es handelt sich um frische Luft! Sie werden erstaunt sein, wenn sie bemerken, wie wohltuend und belebend das sein kann!"
Die Dame lachte ihn aus. "Na sie sind mir ja ein freches Früchtchen... Frische Luft ist überall um uns herum, und das auch völlig umsonst!"
"Oh da irren sie sich, werte Dame! Was sind sie bereit, mir zu zahlen, wenn ich ihnen versprechen kann, das sie ein ganz besonderes Erlebnis erfahren dürfen und eine segensreiche, Wohlbefinden steigernde, frische, atembare Luft erhalten können, und das aufgrund ganz meines Könnens als Zaubererer?"
Die Dame schaut den Mann an, als sei ihm gerade einen zweiten Kopf an der Schulter gewachsen. "Das meinen sie wohl tatsächlich ernst, junger Mann!"
"Ja natürlich! Sie müssen wissen - ich bin ein Zaubererer! Und ich kann auf mystisch-magisch-okkulte weise mit meinen unglaublichen Zaubererer-Kräfte bewirken, das sie etwas einzigartiges erfahren können, und tatsächlich frische Luft, so sauber, klar und rein und deutlich wahrnehmbar, erhalten werden! Sie werden erstaunt sein!"
"Das glaube ich ihnen nicht! Sie sind bestimmt ein Schwindler, der meine Taler abknöpfen will!" entfuhr es der Dame.
"Nein, wirklich! Also, was wären sie bereit? Vielleicht... " er schaute sie kurz abschätzend an "...um die hälfte von ihrem Taler, den sie bei sich tragen?"
"Woher habe ich die Garantie, das sie mich nicht übers Ohr hauen?"
"Sollte ich nicht das erfüllen, was ich ihnen versprochen habe, werte Dame, so erhalten sie die hälfte von dem, was ich bei mir Trage! Abgemacht?"
Die Dame überlegt kurz - und stimmte schließlich zu. "In Ordnung... Sie werden schon sehen, was sie davon haben, wenn sie mir gar nichts liefern oder beweisen können, junger Mann! Ich nehme sie ganz genau beim Wort!"
Der junge Mann strahlte übers ganze Gesicht: "Oh das dürfen sie!"
Der junge Mann begleitete die Dame zu ihr nach Hause und gab ihr einige Instruktionen, damit sein Frische-Luft-Zauber ganz besonders wirkungsvoll werden konnte.
"Als erstes..", begann er, als sie bei ihr Zuhause angelangt waren, und einen Raum aussuchten, wo der Zauber stattfinden konnte "...müssen wir alle Fenster und Türen fest verschließen! Wir wollen ja nicht, dass von außen böse Geister hereinkommen die unser Zauber vereiteln wollen!"
Gemacht - getan. Die Dame verschloss die Fenster und die Türe. Decken und Kissen sollen verhindern das auch nur ein Windchen Zugluft hindurch wehte.
"Dann - müssen wir beide etwas meditieren! Ich muss mich auf den Zauber konzentrieren!"
Gemacht - getan. Die Dame setzte sich auf ihrem Schaukelstuhl und wartete, während der junge Mann da saß und scheinbar in sich kehrte.
Die Zeit verging und verging - und die Dame schlief in einem kurzen Nickerchen ein. Der junge Mann ließ daraufhin einen mächtigen Furz nach dem anderen fahren und im Nu stank der Raum erbärmlich nach seinen "Düften".
Er weckte die Dame und sagte: "Der Zauber ist fast fertig!"
"Oh.. wirklich..?" Sie rümpfte die Nase und wurde ganz grün im Gesicht. "Was riecht denn hier so... oh meine Güte... das ist ja furchtbar... ich brauche frische Luft!"
Der junge Mann strahlte über das ganze Gesicht: "Das ist kein Problem, das ist das, was ich ihnen versprach zu verkaufen! Sie wollen frische Luft? Bitte sehr!" Er nahm die grün gewordene Dame an die Hand, führte sie ein paar Schritte ans Fenster, und öffnete schwungvoll den Laden, und ein frischer, atembarer Wind wehte hinein! Die Dame stand am Fenster und schnappte nach Luft - und langsam bekam sie wieder Farbe im Gesicht.
"Wie ich es ihnen versprochen habe! Und nun bekomme ich die hälfte von dem, was sie bei sich tragen!" entgegnete er und lächelte sie freundlich an.
Die Dame war entrüstet und ganz außer sich: "Ich wusste es! Das ist Betrug! Sie haben den schlechten Geruch hier doch erzeugt, damit sie mir auf eine so fadenscheinige weise mir 'frische Luft' verkaufen können!"
"Nun - auf welche weise und wie ich sie mit frische Luft versorgen sollte, war nicht Teil unserer Abmachung. Ich habe mein Wort gehalten - wie ich meinen Zauber bewirke, liegt ganz bei mir, werte Dame." Er hielt ihr die offene Hand wartend hin, erwartend, das sie ihm nun das versprochene Geld gebe.
"Sie... Sie..." die Dame stammelt entrüstet "Sie Betrüger! Eher sollten sie MIR die hälfte ihrer Taler geben, wegen Schädigung!"
Der junge Mann zog daraufhin seine Taschen an den Hosen und zeigte, das er nichts hatte: "Tut mir leid - aber was besseres als betteln um eine milde Gabe ist mir nichts eingefallen - ich habe nichts. Aber dennoch - ich habe ihnen es versprochen und mein Wort gehalten. Nun sind sie an der reihe, Wort zu halten."
Die Dame lief rot an und war außer sich - musste sich aber geschlagen geben, das er recht hatte, und sie sich übers Ohr hauen ließ. Sie zückte ihren Geldbeutel, gab dem jungen Mann die hälfte ihrer Taler wie versprochen - und warf ihn raus.

- Ende -

Sonntag, 1. Juli 2007

Felidae

"Tut mir leid, ich habe keine Zeit für Dich"
Felidae lässt traurig die Ohren hängen. Wie oft musste sie in letzter Zeit dies hören.. Sie betrachtete den ihr zugewandten Katzenrücken ihrer Mama und trottet davon. Das kleine, schwarzweiße Kätzchen suchte ihren Vater auf - einen stattlichen Kater, der sein Revier genauestens im Auge behält von einer erhöhten Gartenmauer aus. Es war nicht einfach für die kleine Felidae, eine stelle zu finden, um hinaufzuklettern und an der schmalen Brüstung zu balancieren. Doch schließlich schaffte sie es, beim graumelierten Kater anzukommen um ihn was zu fragen."Geh' zurück nach Hause, Felidae" entgegnet er. "Hier sind wieder einige revierbrechende Kater unterwegs, ich habe keine Zeit für Dich."
Felidae war noch trauriger. Nicht nur ihre großen Katzenohren hingen traurig herab, sondern nun auch ihre Schnurrbarthaare. Schließlich dreht sie sich traurig um und versuchte es bei ihrem Katzengeschwister. "Miau! Siehst Du nicht, das wir gerade beschäftigt sind?" quitschten drei sich balgende und spielende Katzengeschwister ihr entgegen, als sie auch ihnen eine Frage stellte. "Geh' und frage doch jemand anderen Löcher in den Bauch! Wir haben zu tun!" Kratzend und Fauchend und Spielend jagten die Katzengeschwister von Felidae weg. Felidae war sehr, sehr traurig. Ihre Ohren waren kaum noch zu sehen, so sehr hingen sie traurig herunter... ihre Schnurrbarthaare glichen nach unten gezogene Wassertropfen... und ihr Haupt war nur noch schwer und tief. schließlich ging sie ziellos umher und bemerkte garnicht, wie ihre ziellos tretende Pfötchen sie aus dem Garten brachte - zum Nachbarsgelände. Dort lebte einen Hund. Obwohl man sie ermahnte, wie gefährlich der Hund sei und das Hunde nun mal Katzen hassen würde, trat Felidae mit hängendem Kopf näher an der Hundehütte und lugte hinein.
"Hallo..?" miaute sie leise in die Dunkelheit der Hundehütte rein. Es roch erbärmlich streng nach Hund und es biss in ihrem feinen Katzennäschen.
Zwei glühende Augen öffneten sich in der Dunkelheit, als der Schäferhund seine Augen öffnete und Felidae anvisierte. "Was willst du" knurrte er drohend.
Felidae zuckte leicht zurück - doch die Traurigkeit ließ sie des weglaufens müde sein. Felidae stellte ihre Frage, wo sie schon zuvor vergebens versuchte eine Antwort von ihrer Katzenmama zu bekommen, von Kater Vater und von ihre Geschwisterchen.
Der Hund funkelte das Kätzchen an und schien zu überlegen: "Du bist mutig, dich hierher zu trauen, kleines Kätzchen" knurrte er. "wenn ich wollte, könnte ich mit einem bissen dir die Kehle rausbeißen und dich zum Frühstück verspeißen"
Felidae machte sich ganz klein, lief jedoch nicht weg. Der Schäferhund stand auf und trat hinaus aus seiner Hundehütte. Nun erst konnte Felidae sehen, wie groß und beeindruckend stark der Schäferhund aussah. Doch sie sah auch, das er an der Hütte mit dicken Eisenringe angekettet war. "Was glaubst Du eigentlich, bei mir zu finden, was Du bei deinesgleichen nicht gefunden hast?"
Felidae schaute ehrfürchtig zu dem riesigen vor ihr sich aufbauenden Hund an. "Ich... ich weiß nicht... kannst Du mir helfen?" miaute sie schüchtern.
Der Hund überlegt kurz und nickte schließlich. "Du hast Mut bewiesen, Kätzchen. Das rechne ich Dir hoch an. Ich werde Dir helfen".
So kam es, das Felidae fast jeden Tag den großen, angeketteten Hund besuchte, und sie hatten sich sehr viel auszutauschen. Das Kätzchen wuchs und lernte, und freute sich jeden Tag und war froh, den großen Hund besuchen zu dürfen. Denn aus den beiden entwickelte sich eine ganz seltsame und besondere Beziehung das man zwar nicht als Freundschaft bezeichnen konnte, aber auch nicht als Feindschaft. Natürlich durfte das keiner ihrer Katzenfamilie wissen - denn sie alle fürchteten und hassten zugleich alle Hunde - und diesen Nachbarshund sowiso, weil er ständig bei jedem Geräusch laut bellte und er war weit und breit nicht zu überhören. Es verging einige Zeit, da veränderte sich etwas. Doch Felidae konnte nicht sagen, was es war. Jedenfalls kam es immer öfter's vor, das der große Schäferhund, den sie täglich besuchte, nicht da war. Und wenn sie ihn traf, schickte er sie wieder fort, er habe gerade keine Zeit und viel zu tun. Worin auch immer eine angekettete großer Wachhund zu tun hatte. Dies machte Felidae mit jedem male, wo sie ihn entweder nicht mehr antraf oder er sie nur kurz angebunden wieder abspeißte traurig und noch trauriger und ließ ihre Ohren hängen. Sie ging zu ihrer Katzenmama - doch sie miaute: "Du bist alt genug, geh' und belässtige mich nicht." Mit tiefer hängendem Kopf versuchte sie es bei ihrem Vater. Nun kam sie schon hervorragend die hohe Mauer hoch und stolzierte mit Leichtigkeit das schmale Geländer entlang. Doch der alte Kater wieß sie zurück: "Geh' mir aus den Augen, ich habe zu tun! Du bist mir im Blickfeld und störst mich bei der Arbeit!"
Felidae fühlte sich immer kleiner und kleiner. Schließlich versuchte sie es doch noch einmal bei ihren Katzengeschwister, doch auch sie sind gewachsen und ihre Interessen galten ganz andere Dinge. "Verschwinde, wir brauchen Dich nicht!"
Wieder tappte das Kätzchen ziellos herum, bis sie in einem anderen Gartenseite auf einen kleinen Vogel im Gras hocken entdeckte, der Felidae aber noch nicht bemerkt hatte. Ihr Instinkt sagte ihr, sie solle die Gelegenheit sofort ausnutzen und es mit ihren Krallen erjagen, bevor sie bemerkt wurde - doch ihre Traurigkeit war so groß, das sie sich lediglich darauf beschränkte den Vogel zu beobachten. Schließlich zwitscherte der kleine Vogel erschrocken auf, als sie die Katze hinter sich sah, flog aber nicht gleich fort, sondern beäugte es schräg mit kleinen schwarzen Knopfaugen.
"Eine Katze! Aber - Du tust mir nichts?" zwitscherte der Vogel.
"Warum sollte ich", miaute Felidae traurig mit hängendem Kopf und machte sich ganz klein, um dem Vogel auf gleicher Höhe in die Augen blicken zu können. "Darf... ich Dich was fragen?"
"Nur zu! Nur zu! Hauptsache, du frisst mich nicht!" zwitscherte der Vogel vergnügt. Felidae begann zu erzählen.. und zu erzählen... und zu erzählen... Und der kleine Vogel hörte interessiert zu, hüpfte hin und her und warf immerwieder Felidae einen schrägen Blick zu.
So kam es, das der Vogel und die Katze sich sehr viel zu erzählen hatten - und von da an trafen sie sich jeden Tag zur selben Zeit und Felidae fühlte sich glücklich, jemanden gefunden zu haben. Ein ungewöhnliches Bild entstand: Der Besuch des großen Schäferhundes, wo Felidae wusste, das sie von ihm gefressen werden könnte - und wiederum ihr Besuch beim kleinen Spatz, wo sie wiederum den Vogel fressen könnte, wenn sie wollte. Felidae ging es wieder sehr gut, und hatte viel zu geben und bekam viel zurück von dem was sie sich austauschten zwischen Katze und Hund und Vogel und Katze.
Aber - wie es so kommen musste, wenn es am schönsten war - tat sich erneut irgendetwas, was Felidae nicht beschreiben konnte was das blos war. Der Vogel war immer seltener anzutreffen, und nur ihre scharfen Katzenaugen erspähten den Vogelfreund irgendwo im Himmel umherfliegen, ganz in ihrem Element beschäftigt. "Oh tut mir leid, ich hatte so viel zu tun" zwitscherte der Vogel, als sie sich mal wieder trafen. Doch Felidae war traurig und fühlte sich erneut verlassen. Immer seltener traf sie den Vogel an, und das junge Kätzchen erahnte nur in der Ferne mit hängendem Ohren und traurigen Blickes im Himmel den Vogel frei fliegen.
Was sollte sie nur tun? dachte sie traurig. Der große Hund wollte sie nicht mehr sehen. Der Spatz war nicht mehr da, ihre Familie hatten eh seit jeher nie Zeit für sie erübrigen wollen... Felidae fühlte sich wieder so alleine. Mit traurig, herabliegende Ohren und tief hängendem Kopf trottete sie vor sich hin und fühlte sich schrecklich. Es war verteufelt. Es wiederholte sich immerwieder - egal bei wen sie sich wandte. Irgendwann hatten sie alle irgendwie immer weniger Zeit für sie und Felidae wurde immer einsamer und fühlte sich so schrecklich alleinegelassen. Irgendwo schien jedes Lebewesen sein eigenes Leben und eigene Interessen leben zu wollen und Felidae wurde ihnen womöglich immer mehr zu einer Belasstung, weswegen man sie dann immer seltener zu sehen bekommen wollte. Manchmal versuchte sie sich zusammenzureissen, das es sich schließlich nicht alles um sie drehe... Aber es gelang ihr nicht immer.
Plötzlich griffen zwei große Hände nach Felidae und sie wurde hochgehoben. Es war einer der hier lebenden Menschen.
Felidae blickte zum Menschen hoch, der sie zwischen den Ohren kraulte und ihr liebkosend über das Fell strich. Nach einer weile des durchkraulens und streichelns - welches Felidae sehr genoss - wurde sie wieder auf dem Boden abgesetzt und der Mensch ging weiter. Verdutzt schaute sie den Menschen nach - und erst als der Mensch schon fast außer Sichtweite geriet, fiel ihr ein, das sie vielleicht den Mensch hätte fragen oder sich ihm anvertrauen können. Hastig sprang sie auf und versuchte, dem Menschen hinterher zu laufen. Doch ihre Traurigkeit und das Gefühl des Alleinseins haftete noch an ihr und ließ sie unachtsam werden, als sie versuchte hinter dem Menschen herzulaufen... alles was sie noch als letztes wahrnahm war ein fürchterliches lautes Quitschen von eines der großen, stinkenden, lauten Ungeheuern und ein seltsam dumpfer Aufprall..
Der Hund, der Kater, der Spatz und der Mensch schauten erschrocken auf, als hätten sie Felidae erst jetzt gerade wirklich wahrgenommen - für einen bruchteil einer Sekunde.

- Ende -