Mittwoch, 31. Oktober 2007

Der Phoenix - Teil II

Stille - Dunkelheit - Nicht-Sein. Das absolute Leere und Nichts im nirgendwo herrschte vor. Als hätte man von einem Augenblick zum anderen alle Sinne mit einem Liedschlag ausgeschaltet, als habe man plötzlich aufgehört zu existieren, ja als habe sogar das Denken aufgehört zu existieren, waren nur diese drei Wahrnehmungen irgendwo im entfernten Bewusstsein zu vernehmen. Dinge, die ein Zustand im zeitlosen JETZT am ehesten zu beschreiben war. Es gab kein "Oben" und kein "Unten", oder sonst irgendwelche Ausdehnungen. Kein Geräusch, kein Atmen, kein Denken, kein Fühlen, kein Körper oder durch Raum und Zeit ausgedrückter Form mit irgendeinem messbaren Dimension. Es gab keine lineare Zeit - keine Zukunft, keine Vergangenheit, ja auch kein "Jetzt" in diesem Sinne... Alles was es gab war einfach nur ein Zustand der Zeitlosigkeit außerhalb des linearen Kontinuums. Ein Zeitloses Bewusstsein ohne Dimension und Wahrnehmungen.

"Was willst du?" fragte eine tiefe Bass-Stimme in diesem Nichts - und ein kleiner, weißer Sternenlicht glimmte daraufhin auf, wie ein Juwel, geboren im schwarzen Samt der Unendlichkeit.

Das Sternenlicht erhellte Asambah's Gesicht. Er war schon alt und sein Gesicht war gezeichnet von unzähligen Äonen lange Kriege, aber auch gezeichnet von einer unendlichen Vielfalt sowohl an Freuden als auch Traurigkeiten. Seine Augen hatten schon vieles gesehen, und hinter diesem Antlitz steckte ein uralter Geist - er war ein Mewugar. Ein Alter.
Der leuchtende Stern schwebte über die nach oben offen gehaltene Handfläche und das Licht reichte gerade so aus, um die umgebende Finsternis weichen zu lassen.

In der Dunkelheit vor ihm taten sich zwei flammende Augen auf - die feurigen Augen des Phoenix-Vogels. Mit einer unglaublichen Ausdruckskraft voller Zorn, Hass und Zerstörungswut blickten diese rotglühende Augen zu Asambah und schienen ihn regelrecht allein mit Blicke durchbohren zu wollen. Er fürchtete sich nicht vor dem Phoenix. Und er fürchtete sich auch nicht um sein Leben, nun, wo er versuchte, von Angesicht zu Angesicht dem tobenden Wesen entgegenzutreten.

Asambah hatte gesehen, zu was der Feuervogel imstande war. Seine Armeen waren Machtlos gegen dieses Wesen und sein Wüten erschütterte einen beträchtlichen Teil des magischen Landes. Es wird ihm viel Zeit und Kraft kosten, dieses Land wieder in seiner alten Stärke und ursprünglicher Form herzustellen, wie auch seine Armeen wieder zu seiner alten, gewohnten Größe zu formen. Die geballte Zerstörungskraft von diesem Wesen beeindruckte selbst einen Mewugar, der schon so einiges gewohnt war in seiner äonenlanger Existenz
.
Die Augen kamen näher - und plötzlich trat eine Gestalt in den Lichtkreis des Sternes.

Asambah war für einen kurzen Moment irritiert, denn aus irgendeinem Grund erwartete er die Gestalt des Feuervogels, da er genau seine Präsenz dieses Wesens vor sich spürte und erkannte. Es war eindeutig der Phoenix. Doch die Gestalt war nicht die eines Feuervogels, sondern die eines hochgewachsenen, ihm unbekannten, weiblichen Wesens mit lange, feuerrotem Haar, welches sich wie manifestiertes Feuer wallend bewegte.

Der Mewugar erkannte in diesem Augenblick, das er beim Kampf einen fatalen Denkfehler begangen hatte und spürte für einen kurzen Augenblick einen schmerzhaften Stich in seiner Herzgegend, als ihm klar wurde, das er unter völlig falsche Vorraussetzungen gegen dieses Wesen vorging. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde wurde ihm klar, das auch seine restlichen Armeen fallen würden, sobald der Phoenix und der Miðgarðsormr aufeinander trafen.. Das würde seine Bestienbeschwörer gar nicht gefallen.

Der Feuervogel war gar kein echter Phoenix... Somit hatte der Miðgarðsormr, der die Meere dieser Welt bewohnte und einem echten Phoenix Einhalt gebieten konnte, womöglich gar keine Chancen, da es sich wohl um ein völlig anderes, ihm unbekanntes Wesen handelte. Der Feuervogel war offensichtlich nur eine perfekt gestalteter, der wahren Natur verbergender Avatar, und womöglich sah Asambah das erste mal die wahre Gestalt hinter diesem Phoenix-Avatars. Oder handelte es sich bei dieser Erscheinung erneut um ein Avatar? Asambah musste unbedingt herausfinden, welche Wesenheiten sich sein Widersacher bediente.

Die Gestalt trat näher und blieb schließlich stehen. Die Aura dieses Wesens strahlte voller Hass und Wut aus, geboren aus Schmerz und Leid und Asambah nahm dies mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis während er seine mentalen Schilde verstärkte, um nicht von diesen unglaublichen Wucht tiefschwingender Emotionen mitgerissen zu werden.

"Deine Reue! Ich will das Du bereust für das was Du getan hast!" antwortete die Phoenix-Frau voller zurückgehaltener Wut.
Asambah schüttelte den Kopf und atmete schwer. Er wusste genau wovon sie redete: "Das kann ich nicht. Das weißt du"

Einen Augenblick lang starrte die Phoenix-Frau Asambah mit geballten Fäusten an und stieß einen wutentbrannten Schrei aus, das wie die des Phoenix-Avatar's klang: Schaurig und durchs Mark und Bein gehend und ein purer Ausdruck voller Zorn und Hass.

Der Miðgarðsormr und der Phoenix kamen sich für einen Augenblick näher, und die Welt stand wieder still.

Dem Heerführer kam in diesem Bruchteil der Sekunde ein erschreckender Gedanke - nämlich das der Miðgarðsormr, trotz seiner Kraft, womöglich gar keine Chance gegen dieses Wesen hatte.

"Ich WILL das Du bereust, du elender Tola'at!!!" schrie sie ihn an und ein tiefschwingendes Beben ging von ihr aus, als sie gegen den Stillstand der Zeit ankämpfte. Doch noch war Asambah stärker und hielt den Augenblick, kurz vor dem Zusammenprall beider Titanenwesen noch immer fest in seiner Gewalt.

"Und was dann?" fragte er sehr ruhig und langsam.

Die Frau starrte ihn endlose Sekunden lang an und war außer sich vor Wut. "Ich will Gerechtigkeit, Mewugeret Asambah! Du sollst für Deine Taten Büsen und Reue zeigen und mich inständig und aufrichtig um Verzeihung bitten!"

Erneut schüttelte er bedauernd den Kopf. "Das kann ich nicht. Bitte - lasst uns vernünftig von Angesicht zu Angesicht reden, ich möchte nicht über Deine Avatare reden, Es'leahra"

Plötzlich entflammte Feuer um die Phoenix-Frau und hüllte sie ein. Asambah's kleines Sternenlicht wurde überstrahlt vom flackernden, roten Schein des Feuers. Ihre stechenden Augen wurden plötzlich Schwarz und man konnte förmlich sehen, wie sie gewaltige Energien aufbaute.

"Dann... werde ich dich töten müssen!" grollte sie verbittert und ballte ihre Fäuste.
"Glaubst du, Rache würde irgendetwas ändern? Oder irgendetwas rückgängig machen von dem was geschehen war?"

Zur Antwort stürzte sich die Phoenix mit einem wilden Schrei auf ihn - und Asambah sah sich gezwungen sich aus dem zeitlosen Kontinuum zurückzuziehen...

Ein gleißend heller Lichtblitz durchzuckte das vom Krieg in Mitleidenschaft gezogenes Land und jeder, der noch gebannt hinsah wurde für immer geblendet und schrieen gepeinigt auf, als sich die Abbilder des Feuervogels und der Wasserschlange für immer in ihre Augen einbrannten. Niemand konnte wirklich sehen, was gerade in diesem Augenblick des Zusammentreffens geschah.

Der Heerführer hatte sich rechtzeitig abgewendet und die Augen mit seinen Armen geschützt - dennoch dauerte es endlose Sekunden, bis er wieder klar sehen konnte. Seine Augen tränten als er angestrengt wieder hinsah - und wünschte sich in dem Moment, es nicht getan zu haben... Er sah gerade noch, wie der Miðgarðsormr schwer angeschlagen wie ein Stein zu Boden fiel, mit einem großen, brennenden Loch in seinem geschuppten Schlangenkörper. Der Phoenix schrie triumphierend und segelte einen langgezogenen, feurigen Bahn über die Ebene, wie ein Geier, darauf wartend, dass das Opfer den letzten Atemzug machte.

Die Beschwörer waren fassungslos und trauten ihre Augen nicht. Ein Phoenix gewann nicht gegen einen Miðgarðsormr! Das war gegen der Natur! Und dennoch - umkreiste der Feuervogel das verbrannte Land und schien sogar noch größer in seiner Erscheinungsform geworden zu sein. Dann, als habe der Phoenix nun genug gespielt, setzte es zum neuen Angriff an und ging in einem steilen Sturzflug über, direkt auf den am Boden sich windenden Seeschlange zu. Der Miðgarðsormr mobilisierte noch einmal seine letzte Kraft um mit seinem scharfen und spitzen Schwanzende wie eine Lanze gegen den Feuervogel zu richten, doch plötzlich wurde der Miðgarðsormr in einem blauen Lichtschein eingehüllt - und verschwand! Kurz bevor der Phoenix seine zupackenden Krallen in den Boden aufschlug, an der Stelle, wo sich noch eben die angeschlagene Seeschlange befand. Der Phoenix kreischte wütend und war für einen kurzen Moment über das abrupte Verschwinden seines Gegners irritiert, eher es sich wieder fing und wutentbrannt zu den zusehenden, verbliebenen Armeen starrte.

Plötzlich breitete es die flammenden Flügel aus und eine riesige Feuerwalze entflammte vom Vogel, direkt auf sie zu!

Zugleich erschien neben dem Heerführer, der ebenso über das plötzliche Verschwinden des Miðgarðsormr's irritiert war, in einem blauen Lichtschein Asambah persönlich auf einem großen, bronzefarbenen, in schwerer Panzerrüstung gehüllten Kriegsdrachen.

Mit einer Seelenruhe, als würde nicht gerade eine gewaltige, immer größer werdende Feuerwalze auf die Bataillone zurollen und sie in wenige Sekunden erfassen, sagte der Herrscher dieses Landes zu seinem getreuen Gefolgsmann: "Ich habe den Miðgarðsormr zurück in seine Meere geschickt. Sein Verlust wäre sehr bedauerlich."

"Herr, was sollen wir tun?!" fragte der Heerführer mit leichter Anflug von Panik in der Stimme. Zur Antwort hob Asambah seinen langen Magierstab in die Höhe und alle Krieger wurden in einem blauen Licht eingehüllt.

"Wir ziehen uns zurück."

Kurz bevor die Feuerwalze die Kämpfer erreichte, verschwanden sie in einem Lichtblitz, und das Feuer vernichtete jede Spur von ihnen. Der Phoenix hatte gewonnen. Das Land wurde Aufgegeben und was noch an Vegetation stand, wurde restlos in Glut und Asche ausgemerzt. Der Feuervogel tobte noch eine endlose Zeit weiter, bis er irgendwann nichts mehr fand um es in Brand zu stecken und sich ebenfalls, von seinen Herren zurückgerufen, in Luft auflöste.


Ende Teil 2
Eine Finale? --> Singar's Spirit Forum

Dienstag, 23. Oktober 2007

Der Phoenix - Teil I

Die Flammen loderten hoch und immer höher, als das Feuer zusehends an Kraft gewann. Ein unvorstellbar lautes, schauriges Kreischen ertönte über das laute Brasseln der Flammen, als der riesige Feuervogel den Kopf hob und seine Wut in den glühenden Himmel hinausschrie. Der Phoenix breitete seine flammenden Flügel drohend aus und demonstrierte seine Stärke und Macht. Die Welt um ihn herum stand buchstäblich in Flammen und kein Haus, kein Baum und kein Lebewesen entging der flammenden Hölle. Der Boden unter den drei mit riesige Klauen besetzte Beinen des Feuervogels verwandelte sich in kochende Lava, so unvorstellbar heiß und verzehrend war das Phoenix-Feuer an dieser Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken einst eine ganze Armee von tapferen Kriegern, Magiere und Bestienbeschwörer über diesen grünbewachsenen Hügel vorrückten.
Sie hatten keine Chancen gegen diesen tobenden Feuervogel. Mit einem Todesschrei spie der Phoenix wie ein Drache eine langgezogene Feuerlanze und verwandelte alles Leben in einem Umkreis von mehrere Meilen in Rauch und Asche. Der kochende Boden, wie aus der Hölle emporgehoben, fraß ihre Rüstungen, Waffen und Knochen auf und hinterließ nicht eine Spur, das es sie einst gegeben hatte - die mächtigen Armeen von Asambah, dem Herrscher dieses Landes.

Die verbliebenen Heerführer und Bataillonen beobachteten die grausame Szene aus der Ferne und waren entsetzt über diese unvorstellbare Größe und Macht dieses Feuervogels. Selbst aus dieser Entfernung, war die Hitze des Phoenix-Feuer's so hoch, dass ihre Gesichter verbrannt rot wurden, und hätten nicht einige der zauberkundigen Krieger eine schützende, magische Blase errichtet, so hätte die Hitze ihre Haut in Blasen aufschlagen lassen und sie wären gezwungen gewesen vor der Hitze zu weichen. Die Streitrösser der Paladine tänzelten nervös und nur die gute Ausbildung ließen sie noch gehorsam an Ort und Stelle.
Der langgezogene, durch Mark und Bein und durch die Geistige Welt durchgehender, peinvoller Schrei des Phoenixvogels endete und der Vogel stierte herausfordernd mit flammenden, rotglühenden Augen direkt zu ihnen hinüber. Irgendwo in den Reihen drehte ein Streitross durch und leichte Panik ging durch die reihen hindurch.
"Wie lange dauert das noch?!" schrie der oberste Heerführer übelgelaunt und blickte auf die sechs Beschwörer vor sich die um einen sehr großen, Mandala-ähnlichen, komplizierten Kreis aus Linien saßen.
"Habt Geduld Heerführer - die Beschwörung ist kompliziert und erfordert höchste Konzentration", antwortete einer der Ältesten.
Der Feuervogel sah aus, als genoss es den - wenn auch viel zu einfachen - Sieg, und schlug ein paar mal imponierend mit seinen mächtigen, flammenden Flügeln und entfachte um sich herum ein heißer, orkanartiger Funkenregen, die wie Millionen kleine Glühwürmchen um ihn herum tanzten.

Der magische Mandala-Kreis begann blau zu leuchten und die Luft flimmerte in der Mitte des Kreises, als die Beschwörer tief in Trance versunken, ihre Formeln flüsterten. Plötzlich bemerkten die Krieger, das die vom Feuer trocken gewordene Luft sich veränderte und feucht wurde. Der Boden unter ihren Füssen wurde Nass und feiner Nebel entstieg aus dem Kreis der Beschwörer.
"Es ist bald soweit", sagte der Älteste ehrfürchtig und alle Blicke hingen gebannt auf den blau-leuchtenden Kreis. Feine Miniaturwolken bildeten sich über ihnen, ließen warme Regentropfen fallen und die Hitze wich einer kühlen, feuchten Briese. Der Boden bebte unter ihren Füssen und ein Geräusch erklang, als würde aus weiter Entfernung eine tosende Brandung des Meeres rauschen!
Wie auf unausgesprochenem Kommando hin, wichen die Reiter und Krieger von diesem Kreis der sechs Beschwörer zurück. Salziger, nasser Wind peitschte plötzlich ihnen ins Gesicht und ein Orkan brach aus. Ein gezackter Riss brach durch den Boden vor ihnen und spie eine meterhohe Wasserfontäne aus. Die Beschwörer gelangten zum Höhepunkt ihrer Beschwörungsformel, hoben ihre Arme und der Boden im Mandala-Kreis verwandelte sich in einem See tanzenden Gesteins. Immer wieder bebte der Boden unter ihren Füssen, als würden riesigen Wellen des Meeres gegen die Erde schlagen, und plötzlich - tat sich die Erde im Kreis auf!
Mit einer unglaublichen Wasserfontäne schoss ein blauer, geschuppter Schlangenkörper aus der Erde - die Miðgarðsormr wurde gerufen!
Er war unglaublich groß! Sein Körper war wie ein langgezogener Drache, obwohl es sich eher mit einer Wasserschlange vergleichen ließ. Seine Schuppen glänzten Nass und Wasser rann an ihm herunter, als sei er nicht aus der Erde, sondern aus dem tiefen des Meeres empor gekommen. Der Schädel der Schlange sah aus wie eine Mischung zwischen Drache und Schlange, seine lange, blaue Zunge endete zischelnd in zwei Enden und eine langgezogene, Spitzstachelige Rückenflosse zierten sein kraftvoller Körper. Seine Augen waren etwas besonderes, denn obwohl man bei so einem Wesen raubtierhafte Schlitzaugen vermutete, besaß es tiefblaue Augen wie die eines Menschen.
Wie, als wolle der Miðgarðsormr Paroli bieten, fauchte er Richtung Phoenix. Der Schrei dieses beeindruckenden Wesens klang, als würde ein tosender Orkan die Gischt von mächtigen Wellen abreißen, oder als würde eine Welle mit einem Schrei gegen einen Felsen geschmettert werden.
Der Heerführer nickte zufrieden. Der Plan schien soweit aufzugehen. Nun kam der nächste Schritt. "Los".
Die Beschwörer schrieben mit ihre Hände seltsame, nachleuchtende Zeichen in die Luft und gaben dem Miðgarðsormr Anweisungen. Kaum war die letzte Handbewegung zu Ende geführt, zog sich die riesige Wasserschlange ganz aus der Erde heraus, der sich in einem kleinen, scheinbar bodenlosem See verwandelt hatte, und schoss auf einem unglaublichen Wasserstrahl reitend in die Höhe. Der Körper dieser Schlange hatte einen unglaublich beeindruckenden Ausmaß!
Der Feuervogel starrte begierig zu seinem neuen Gegner. Mit einer kraftvollen Bewegung stieß er sich vom brodelnden Boden ab und stieg mit flammenden Flügeln in die Lüfte. Ein wahrer Funkenregen umtanzte den Phoenix, als er immer höher stieg und sich für den Kampf bereit machte, und schrie seinen Wut und Schmerz erneut mit einem kreischenden Laut in den Himmel aus.
Auch der Miðgarðsormr stieg immer höher in die Lüfte, auf einer unglaublichen Wasserfontäne reitend, welches aus dem Nichts hervorsprudelte. Der Schwanz der Wasserschlange endete verjüngend wie bei einem Aal zu einer Schwanzflosse, doch als das Wesen mit dem Schwanz hin- und herpeitschte, ertönte ein sirrendes, schneidendes Geräusch und man konnte des Messers Schärfe und Durchschlagskraft seiner Schwanzflosse nur ansatzweise erahnen.Die Seeschlange vollführte ein Manöver und mit einem hin- und herpeitschen entfachte es ein unglaublicher Flut aus Wasser und das brennende Land unter ihm erlosch unter dem blauen, kaltem Schwall des Meeres.

Dem Phoenix gefiel es gar nicht, das sein wunderbares Feuer regelrecht verdampft und ausgelöscht wurde und visierte den Miðgarðsormr wutentbrannt an. Wie ein fallender, glühender Komet schoss es auf die Wasserschlange zu, und sammelte tief in seiner lodernden Kehle das heißeste Phoenixfeuer, das er entfachen konnte, und machte sich bereit, diesen seinem Widersacher entgegenzuspeien!
Der Miðgarðsormr steuerte ebenso den Phoenix an und schoss wie ein Pfeil geradewegs auf ihn zu. Das Feuer erlosch augenblicklich unter der Schlange gezogene Wasserfontäne. Wie zwei Titanen schossen die beiden sehr mächtigen Wesen aufeinander zu - und je näher sie sich kamen, desto langsamer schien die Zeit sich zu drehen und sich wie in einer Zeitlupe zu verwandeln!
Unzählige Blicke hingen gebannt auf den Phoenix und den Miðgarðsormr. Unzählige Gedanken, Hoffnungen, Anfeuerungen auf den Sieg, aber auch Gedanken der bisherigen Verluste und die Sinnlosigkeit dieses Krieges flossen mit in diesen Augenblick hinein. Unzählige Gefühle, Ereignisse, Taten und Blutvergießens nährten und schürten diese beiden Giganten auf, die nun auf einem scheinbaren Höhepunkt hinauslaufend, aufeinander trafen.
Der Miðgarðsormr sammelte immer mehr wie ein senkrechter Tornado hinter sich herziehend das Wasser zusammen und machte sich bereit, diesen gegen den Feuervogel zu stoßen. Der Phoenix kreischte den Miðgarðsormr an, der Miðgarðsormr antwortete mit einem Geräusch tosender Brandung! Ihre Blicke hielten sich gegenseitig fest im Bann, als sie immer schneller aufeinander zuflogen - und es war, als habe die Welt aufgehört zu drehen, ja als habe es für den Augenblick des Zusammenpralls den Atem angehalten, näherten sie sich dem Augenblick des Aufschlages! Doch der Augenblick dehnte sich immer länger und länger, und aus der Sekunde kurz vor dem Zusammenstoß wurde scheinbar zu einer Unendlichkeit langgezogen, welches in einem immer heller werdendes Licht aufging, und das unmittelbar bevorstehende Aufeinandertreffen der Elemente ankündigte!

Und die Welt hielt tatsächlich den Atem an...

Freitag, 12. Oktober 2007

Erinnerung aus/nach dem Kriegszeit?

Hallo liebe Blogleser!

Es ist sehr interessant und faszinierend... Ich versuche derzeit an einer neuen Fantasy-Geschichte zu schreiben, welches über frühere Inkarnationen geht. In der Geschichte soll es Rückblenden aus der Zeit um den zweiten Weltkrieg gehen. Ich habe zwar zur Zeit nicht viel weitergeschrieben, aber dennoch hin und wieder darüber nachgedacht wie die Story weiter verlaufen könnte... gegoogelt und bischen nachgeschlagen in wikipedia und dachte so an meine erfundene Szenen aus dem 2. Weltkriegszeit und was ich vielleicht noch so aufschreiben könnte.

Heute nacht hatte ich einen sehr interessanten Traum gehabt - besser gesagt drei scheinbar unabhängige Traumszenen in der Ich-Perspektive. Alle drei Traumszenen spielten sich wohl irgendwo während oder kurz nach dem 2. Weltkrieg ab. Nun bin ich offen gestanden mit der deutschen Geschichte nicht bewandert und habe keine Ahnung ob es sowas wie "Lazarett-Züge" gab, ob es diesen Ausdruck überhaupt gab, die Kriegsverwundete abtransportierte, oder wie weit es Züge gab, die bis aus dem Land hinaus fuhren, wo man als "Flüchtling" damit aus dem Land hinauskam?

Ich frage mich, ob es sich um diese sehr lebhafte Traumszenen einfach um eine lebhaft gewordene, übersprudelnde Fantasie handelt, aufgrund dessen, das ich zur Zeit versuche, eine Geschichte zu schreiben wo Szenen aus dem 2. Weltkrieg auftauchen? Oder ob es sich gar wirklich um aufgeweckte Erinnerungen aus einem oder gar mehrere, zugleich stattgefundene, früheren Leben aus dem Kriegszeit stammt? Keine Ahnung! *lach*

Jedenfalls fand ich das sehr interessant - wenn auch ich heute morgen aufgrund letzter, äußerst unangenehme Traumszene schweißgebadet wach wurde. Ich war noch nie in meinem bisherigen, diesem Leben wegen etwas ernsthaftem im Krankenhaus und habe das, was ich träumte - nämlich Plastikrohre in den Rachen geschoben zu bekommen - nie erlebt... dennoch kann ich mir nun sehr gut vorstellen, wie äußerst unangenehm das wohl sein kann nach diesem nächtlichen Traum... ;)

Mit lachenden Grüßen
Singar


Traumszene 1


Offene Straße.. Die Umgebung ist alles Grau... Der Tag Grau... Die Umgebung Grau... als gäbe es keine Farben mehr... Schutt und Asche.. alles Grau... Ein Mann in schwarzem Anzug und mit Melonenhut läuft auf der breiten Straße... Er scheint es sehr eilig zu haben.. .als versuche er davonzulaufen... Dieser Narr!... es scheint sich gar um einen älteren Herren zu handeln, denn er ist nicht sehr schnell und eher sehr mühseelig laufend anzusehen... Was macht er blos, dieser Idiot! Er soll nicht weglaufen! ... er dreht sich um und blickt zurück, als habe jemand gerufen er solle Stehenbleiben! Hände hoch!... er hebt seine Arme.... Moment - was hat er da in seiner Hand? Dieser Idiot... Etwas langes, schwarzes... es sieht auf die Entfernung aus wie eine Waffe?... Hat er etwa eine Maschinenpistole?? Er hebt seine Arme sich ergebend über den Kopf, doch er bleibt nicht stehen dieser Narr!... und plötzlich fällt ein Schuss! ... Nein!.. Es war keine Waffe was er in der Hand hielt und über den Kopf hob... der alte Narr hatte nur ein Regenschirm in der Hand!... doch dann fiel er auch schon tödlich getroffen auf den Boden... erschossen von einem nervösen Soldaten, der sein Regenschirm wohl ebenso auch auf den ersten Blick als Waffe sah.. Dieser Narr!... Warum lief er blos weg und machte sich auffällig und hält auch noch einen schwarzen Regenschirm in der Hand, den man missverständlich als Waffe auslegen könnte?! ... Nun ist er Tot und liegt auf dem grauen Boden... erschossen... so ein Idiot!...


Traumszene 2

Ich verlasse durch die Hintertür das Lazarett... man hat mir mit Lederschnallen die Hände gebunden - doch ich bin Arzt - ich kann locker die Fesseln mit geschickten Fingern lösen und lasse sie einfach von meinen Händen fallen. Ich habe noch meinen weißen Kittel an. Direkt hier am Lazarett sind die Eisenbahnschienen und der Bahnhof... Ich bin auf der Flucht... ich muss mich unauffällig bewegen. Aber ich werde auch gleichzeitig verfolgt.. Ich steige schnell in einem gerade anfahrenden Zug ein!... Egal wohin er führt - egal... ich muss nur raus aus diesem Land... egal in welches Land, nur raus hier... Die Verfolger wissen, in welchem Zug ich gerade eingestiegen bin.. ich bin nicht sicher!... Ich muss mich verstecken.. Ein schmaler Sitzbank fällt mir ins Auge... ich schaue rein... Nein.. Vor dem geistigen Auge sehe ich da ein kleines Mädchen sich darin verstecken.. Ich bin doch ein kleines Mädchen.. Nein... verwerfe die Idee, sich hier im Zug verstecken zu wollen.. Ich gehe zur anderen Seite der Waggons des anfahrenden Zuges, der langsam immer schneller wird... Noch ein Zug! Ich springe aus der Tür heraus zur nächsten Zug auf nebenanliegende Gleisen!... Auch dieser fährt nun los - aber in entgegengesetzte Richtung.. was hab ich für ein Glück! ... Meine Verfolger haben den Wechsel von Zug zur Zug nicht mitbekommen und vermuten mich noch in den anderen... Ich gehe in den Waggons rein... Und wieder habe ich ein irre Glück - es handelt sich um einen fahrenden Lazarett-Zug - Die Waggons sind voll mit Verwundeten des Krieges, weitere mitfahrende Ärzte sind hier.. ich falle nicht auf.. ich werde von einer Schwester und einem anderen Arzt fragend und etwas erstaunt angeschaut, als ich plötzlich erscheine... wie selbstverständlich, das ich auch hier mitfahre, setze ich mich zum nächsten Feldbett und sehe nach dem Verwundeten. Meine Flucht ist geglückt!... Egal wo ich rauskomme, egal in welcher Richtung dieser Zug fährt - hauptsache ich kann das Land verlassen!...


Traumszene 3

Ich liege im Krankenhaus.. Mir geht es sehr gut.. es handelt sich eigentlich nur um eine Kleinigkeit, weswegen ich ins Krankenhaus kam... Meine sehr dick gewordene Beine, die aussehen, als wären sie fast zum Platzen mit Wasser gefüllt, hat man mir am Bett hochgebunden.. ich kann meine Beine nicht bewegen... gelähmt... Es ist sehr angenehm so zu liegen und eine Wohltat, als sei eine Last abgenommen... Ich rufe nach einer Schwester... Nebenan auf der andern Seite des 10-betten-Krankenzimmers hat ein anderer Patient gerade Besuch.. sie stören mich nicht... Die Schwester kommt.. "Ich muss mal"... Kein problem... ich verrichte mein kleines Geschäft in einen metallenen Schüssel mit Hilfe zweier Schwestern, die mir hochhalfen - ich bin sehr ans Bett gefesselt... Die Ärztin gibt mir ein Medikament... Kurz darauf merke ich ein unwohlsein.. eben ging es mir hervorragend... ich breche plötzlich in schweiß aus... ein innerliches Zittern beginnt.. Herzrasen.. ich habe das Gefühl, mir schwinden die Kräfte... als würde ich plötzlich im Fieberdelirium liegen... Irgendetwas stimmt nicht... Die Schwester alarmiert die Ärztin die wieder zurück kommt... Mein Kreislauf beginnt zu versagen... Mein ganzer körper beginnt unkontrolliert zu zucken.. ich bin wie weggetreten.. ich bin nicht mehr bei mir aber dennoch bekomme ich alles mit um mich herum... Ich registriere, wie ich immer schwerer Atem holen kann... Mein Augen sind nur noch halb geöffnet aber ich habe keine Kontrolle mehr über irgendein Körperteil oder über meine Sinne und sehe nur noch im kleinen, engen Tunnelblick die Ärztin, die mit einem Schlauch kommt... mein Mund wird geöffnet und man steckt mir eine gebogene Röhre in den Hals.. es ist sehr unangenehm... ich kann mich dagegen nicht wehren... Ich registriere, wie mir der Speichel nur so seitlich aus dem Mund den Wangen herunterläuft... Ich fühle mich immer schwächer.. es ist mir alles egal was passiert... egal, welches Bild ich abgebe gerade... Ich habe nicht mehr das Gefühl selbst zu atmen... ein paradoxes Gefühl des Erstickens entsteht und dennoch scheine ich nicht zu ersticken... Ich registriere meinen Körper, wo alle Muskeln unkontrolliert zucken... selbst meine Beine, wo ich nicht bewegen kann, können zucken!... Ich höre die Unterhaltung zwischen Schwester und Ärztin... Die Schwester fragt irgendwas.. mehrmals... sie klingt nervös...alarmiert... Die Ärztin ist an meinem Kopf und handhabt mit dem in meinem Rachen steckenden Plastikrohr.... Ich weiß nicht, was sie tun... ich bin wie weggetreten... Der Schlauch den man mir in den Rachen zwang ist sehr unangenehm... ich habe das Bewusstsein verloren - dennoch bekomme ich alles mit .. als mein Kopf haltlos gerade zur seite kippte sehe ich durch meinen engen Tunnelblick zur anderen Zimmerecke, wo der andere Patient und die Besucher betroffen und still hinüberblickten über das was sich gerade hier abspielte... Die Ärztin antwortete der Schwester immerwieder, sie will noch warten... noch einen moment abwarten... sie verharrt an meinem Kopf... wartet... worauf wartet sie? ... Langsam lassen diese unkontrollierte Zuckungen meines ganzen Körpers nach... Ich habe kein Zeitgefühl.. wie lange ging das?... ich fühle mich wie in schweiß gebadet... der Speichel rinnt aus meinem Mundwinkel... doch ich glaube, es geht wieder langsam besser... dieses unangenehme Gefühl, als würde mein gesamter Kreislauf, Atmung und Herz in jedem moment stillstehen verschwindet langsam ... doch ich bin immernoch nicht bei bewußtsein und wie weggetreten... der unangenehme gebogene Plastikröhre verschwindet aus meinem Rachen... ich bin alleine... ich bekam garnicht mit, wann man mich alleine ließ? ich kann nicht abschätzen wieviel Zeit verging wo ich völlig weggetreten dagelegen habe... ab und zu zuckt noch immer hier und da am ganzen Körper die Muskeln... das Zucken hat nicht ganz aufgehört... ich bin doch nur wegen einer Kleinigkeit ins Krankenhaus gekommen.. und nun liege ich hier wie dahinvegetierend auf einmal da... Mir ist alles egal.. Der Speichel läuft den Wangen runter... ich habe keine Kontrolle darüber.. ist mir auch alles egal..

- Ende -

Wow.. oder nicht? *g*

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Kaltes Trübes Wetter

Achja... Vorbei sind die viel zu wenige Tage des Sommers, wo es schön warm und sonnig war. Die nächsten Monate wird von Tag zu Tag dunkler, nasser, kälter, grauer, ungemütlicher!

Die kälte kriecht erst unmerklich aber stetig vorran; man zieht sich langsam aber sicher immer dicker an, nun reicht kein Pullover mehr, für aus dem Haus raus, sondern die Jacke muss her... Irgendwann reicht die Jacke nicht mehr, da muss nun noch der Schal für den Hals her... Irgendwann reicht die Strickjacke abends nicht mehr, eine Wolldecke muss noch her oder man erwägt gar so langsam, die Heizung anzuwerfen... Und irgendwann mal reicht die leichte Sommerdecke nicht mehr, da muss die Federbettwäsche her, und auch das reicht irgendwann nicht mehr, und eine zusätzliche Wolldecke muss drüber... Und wenn das auch noch nicht reicht, und frierend im Bett liegt - hachja - da muss man wohl halt auch noch auf's freiheitsliebende Nacktschlafen verzichten und eben einen warmen Schlafanzug anziehen.

Und wenn so ein nasstrübes, kaltes Wetter vorherrscht, tendenz steigend, und man neigt immernoch verfroren und zitternd im Bett zu liegen und nicht einschlafen zu können, weil man es einfach nicht warm genug hat - dann kommt man auch mal auf eigentlich geniale Ideen wie, sich eine schöne Wärmeflasche mit heißem Wasser aufzufüllen um damit unter die Decke zu krabbeln.

Für einige Tage lang ging das richtig gut und es war ein schönes Kontra gegen die ansteigende Kälte und sooo herrlich warm unter der Decke... bis man irgendwo nachts wach wird und wieder am Frieren ist, weil die Wärmeflasche wohl aufgrund zu heißem Wasser platzte und die gesamte Matratze unter Wasser setzte - und durch das auskühlende Nass mich regelrecht wieder zum gefrierpunkt auskühlte -.- *grummel*


Tja... ich schaue aus dem Fenster, sehe das trübe, nebelige Wetter, drehe ein kleines bischen die Heizung an und lege mir noch eine Decke um - und träume von warmen, sonnigen Süden, wo man nie wieder frieren muss, und ab und an - ein kleinwenig heimlich - träume ich auch von einer lebendigen Wärmeflasche, der mir das Einschlafen bei so einem kalten, trüben Wetter nicht nur versüßt, sondern auch wärmstens einheizt ;)

Viele Grüße
Singar

Montag, 1. Oktober 2007

Labyrinth des Lebens?

Heute hatte ich wieder einen interessanten und interpretationsreichen Traum gehabt, das irgendwie einen scheinbar ähnlichen Charakter oder Aussagekraft besaß wie in meinem vorherigen Traumbericht vom 25. August Erwachen.

Es begann damit, das ich und vielen anderen Menschen in eine art riesiges, prunkvolles Schlossgebäude hineingingen - freiwillig. Kaum darin angekommen, verfielen sehr viele schon der Müdigkeit und ruhten sich aus und schliefen an Ort und Stelle ein. Ganze Familien mit Kinder legten sich hin, und das prunkvolle Schlossgebäude bot den ausruhenden Menschen alles an Annehmlichkeiten an, was es zu bieten hatte und der Boden verwandelte sich in wohlig weiche Betten und warme Decken legten sich über sie und die Menschen schlummerten wie in einem Dornröschenschlaf ein.

Aber nicht alle verfielen dem Schlaf und wir begannen, das Schlossgebäude zu erkunden, und ließen die Schlafenden zurück. Wir durchquerten ein riesiges, prunkvoll eingerichtetes Zimmer nach den anderen. Jeder Raum hatte an jeder Wandseite eine große, zweiflüglige Tür, und der nächste Raum ebenso wiederum an jeder Seite einen Durchgang und so weiter und so weiter. Doch nicht alle Durchgänge ließen sich öffnen, manche waren verschlossen, manche nicht. Die Räume waren sehr vielfältig und prunkvoll gestaltet. Wir durchquerten unzählige Speiseräume, wo ein großer, üppig gefüllter Tafel zum reichlich Essenfassen einluden, unzählige, gemütliche Kaminräume mit Sitzgelegenheiten das zum Ausruhen und Füße hochlegen einluden, unzählige Schlafgemächer mit einem himmlischen, großen Thronbett in der Mitte, die zum Schlafen legen einluden ...
Irgendwann bemerkten die wenigen Menschen die noch mit gingen und ich - (denn viele sind auf dem Wege in so manchen Räume hängen geblieben an Essen, Ausruhen, Schlafen), - trotz all dieser Luxus und Prunk und alle Angebote an Annehmlichkeiten was das Herz begehrte, fehlte etwas essenziell wichtiges. Zunächst fiel das nicht auf, doch dann bemerkten wir, dass das Fehlen jeglicher Fenster und Blick nach außen, einem das Gefühl von Gefangenseins gab, so wie auch die unzähligen, gefangenen Räume in einem Gebäude, die ohne jegliche Korridore verbunden waren.

Die handvoll Menschen und ich wollten wieder hinaus und versuchten, den Weg zurück zu verfolgen, um wieder an den Ausgang und freier Himmel zu gelangen. Doch wir konnten es nicht! Türen, durch die wir gerade noch gingen waren auf einmal verschlossen und verschlossene Türen waren dafür offen. Räume, die wir gerade eben noch durchquerten hatten sich verändert und waren auf einmal andere Räume als das, was wir eben noch in Erinnerung hatten! Egal in welche Richtungen wir gingen und liefen und egal welche Räume wir verließen und ankamen - wir fanden nicht mehr den Weg hinaus! Wir waren gefangen in einem Irrgarten aus unzähligen Räumen, die sich beim wiederholten Besuch veränderten und konnten keinen geraden, systematischen Weg mehr begehen, da die Türen sich unterschiedlich öffnen ließen.

Ich riss mich von den wenigen, noch verbliebenen planlos irrenden Menschen los, um alleine und auf eigener Faust einen Weg aus diesem Labyrinth aus Räumen zu finden, und fand tatsächlich - einen breiten, getäfelten Korridor! Der Korridor war recht schwach beleuchtet und offenbar sehr wenig genutzt und Menschenleer. Unzählige Türen zweigten links und rechts ab, doch diese interessierten mich nicht, ich habe genug Zimmern um Zimmern gesehen, ich will wissen, was sich am Ende dieses Korridors befand und lief los.

Etwas erstaunliches fand ich. Ich gelangte an einem sehr einfachen, tristen, weißen Raum, und es fehlte jegliche Einrichtungen und Farben und bot einen völlig krassen Gegensatz im Vergleich zu den ganzen anderen, bisher besuchte Zimmern die stets prunkvoll und farbenfroh eingerichtet waren mit edelstem Holz, Gold, Samt und Seide... In diesem sehr hell beleuchteten, weißen Raum befand sich eine einzelne Person - der wohl irgendwie zu diesem Labyrinth-Gebäude gehörte. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich gar um den Hausherren handelte. Zu den wenigen Einrichtungen dieses spartanisch eingerichteten, sehr hell beleuchteten Raumes zählte ein schwarzlackierter Klavierflügel und eine Schwarzlackierte Violine auf einem hohen Ständer. Der Mann selbst saß hinter einem einfachen, weißen Tisch.

Er sagte mir, ich brauche einen Schlüssel, um aus diesem Labyrinth hinauszukommen. Ein Teil des Schlüssels trüge ich schon bei mir, sagte er. Zwei weitere Teile kann ich von ihm hier nun erhalten, da ich ihn gefunden habe. Er nahm die schwarze Violine vom Ständer und reichte sie mir. Dazu gab er mir ein Notenheft und sagte schlicht ich könne nun gehen. Ich habe alles, was ich brauche, um den Schlüssel zu komplettieren.

Sofort erkannte ich, das die Violine unvollständig ist, denn es fehlte der obere Teil, wo man die Saiten stimmen konnte, und genau so ein Teil besaß ich! Ich nahm das Teil aus meiner Tasche, welches ich wohl schon immer bei mir trug, und vervollständigte die Violine zu einem funktionsfähigen Musikinstrument. Doch ... ich konnte die Noten nicht lesen, woher soll ich wissen, welche Melodie ich spielen müsse?

Mit dem Notenheft und der Violine in der Hand verließ ich den Raum des Hausherren und - der Traum endete.


---


Was wohl der Traum mir sagen wollte? --> Forum Singar's Spirit

Viele Grüße
Singar