Es war tiefste Nacht, als der Sturm über das Land fegte. Lange kündigte sich der Orkan mit grollendem Schlägen und Blitze an und es wurde früh am Abend Dunkel, so sehr wurde der Himmel von schwarzen Wolken bedeckt.
Eonis zündete eine Öllampe an und eilte mit nackten Füssen den Holzstufen hinunter, als der Wind irgendwo unten ein Fensterladen aufriss und diese nun mit lauten Klappern aus den Angeln zu reißen drohte. Hastig stellte er die Öllampe auf dem Tisch in der Mitte des Raumes und eilte zum Fenster. Der Wind pfiff durch sämtliche Fugen der alten Holzhütte und die kleine Flamme in der Öllampe flackerte und warf gespenstige, bewegende Schatten an die Wände. Doch Eonis hatte keine Angst, hier ganz alleine in der Wildnis. Er riss das Fenster auf und wurde sogleich mit nadelspitzen, hartem Regen belohnt, welches ihm ins Gesicht peitschte. Blitze zuckten nahe am Horizont, dicht gefolgt mit einem lautgrollendem Donnerschlag. Eonis fingerte nach dem Klappladen und zog ihn mühevoll gegen den Wind ankämpfend zu und hakte den Riegel ein. Als er das Innenfenster wieder schloss war er bis auf die Haut durchnässt und er fror. Was für eine Nacht, dachte er und lauschte dem tosen des Sturmes. Dieser Sturm war nicht natürlichen Ursprungs, soweit hatte Eonis es selbst begriffen. Er hoffte, das sein Herr wohlbehalten zurückkehrte von der Schlacht. Er konnte es kaum abwarten, denn er versprach ihm, in einigen magischen Bereichen zu unterrichten.
Er drehte sich um und warf ein paar Holzscheite in den Kamin wo noch ein kleiner Rest vor sich hinglühte. Plötzlich fiel die Eingangstür polternd auf und der Sturm brüllte ungewöhnlich laut in die Blockhütte hinein. Eonis schrie erschrocken auf, wirbelte herum - doch alles was er sah, war eine große, dunkle Gestalt in der Tür stehen welches sich vom Blitzgewitter im Hintergrund gespenstisch und scharf abzeichnete. Die Öllampe war im wahrsten sinne des Wortes ausgeblasen.
"Wer da?!" rief Eonis mit zitternde Stimme den Gestalt entgegen.
Die Gestalt stampfte schwer ein paar Schritte in den Raum und zog die Tür hinter sich wieder zu.
"Lucesco!" befahl eine heißere Stimme, und die ausgeblasene Öllampe auf dem Tisch flammte hell auf und leuchtete den Raum aus.
"Sir Gangrelus! Ich habe euch nicht erkannt!" rief Eonis erleichtert, und eilte Sir Gangrelus entgegen, um sein schweres Gepäck abzunehmen. Der hünenhafte Elfenkrieger sah sehr mitgenommen und müde aus. Seine Rüstung sah sehr mitgenommen aus - offenbar musste der Elfenkrieger sehr viele Angriffe standhalten.
"Wie ist es gelaufen?" fragte der junge Lehrling und half ihm, sich aus der Rüstung zu schälen.
"Na was denkst du, nach was es wohl aussieht", entgegnete er monoton und ließ sich schwer auf einem Stuhl nieder. Eonis nahm ihm Schwert und Schild ab und stellte es in die ecke.
"Ich weiß nicht Herr... Ihr seht sehr abgekämpft aus - aber da ihr schon so früh heimgekehrt seid, wart ihr wohl siegreich!" Eonis konnte kaum seine Neugierde und Wissenshunger verbergen. "Erzählt mir, Herr! Habt ihr die Feinde schlagen können? Wird dieser Krieg bald ein Ende haben?"
Der Elfenkrieger fuhr sich müde mit der Hand durch sein Gesicht und antwortete nicht.
"Bitte, wie war es dort draußen?" hakte Eonis erneut nach und setzte sich aufgeregt ihm gegenüber.
"Wir konnten den Feind nun genauer identifizieren... seine schwarzmagischen Angriffe habe ich durchschaut...", begann er müde zu erzählen.
"Und? Wer ist es, Herr? Wer macht euch solche Probleme?"Der Elfenkrieger griff nach dem Wasserkrug und Becher auf dem Tisch und trank wortlos.
Eonis wartete, doch er spürte eine Ungeduld die er schon so oft verspürte, wenn sein Herr ihn einfach nicht mit einbezog. Dabei war er sein Lehrling und wie sollte er denn lernen, wenn sein Mentor ihm mit Informationsrückhaltungen unwissend hielt?
Als nichts kam sagte Eonis: "Ich wünschte, ich könnte euch irgendwie helfen.." Ehrliches Bedauern lag in Eonis' Stimme. Bedauern und auch etwas so was wie Frustration
"Deine Magie ist zu schwach und du bist zu klein...Eonis. Sei froh - das Du von all dem verschont wirst", sagte Gangrelus etwas abweisend.
"Aber ich möchte das so gerne verstehen! Ich möchte mehr Wissen über die Welt der Magie! Bin ich nicht deswegen hier bei euch um zu lernen??"
Der Elfenkrieger schaute Eonis undeutbar an. "Junge... je mehr du etwas über die Welt der Magie weißt, desto mehr rückst du auch in Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Ich möchte dich davor schonen, solange ich es kann... denn wenn du einen gewissen Punkt überschritten hast - gibt es keinen Zurück mehr."
Eonis starrte seinen Lehrmeister an und schluckte. Eonis fühlte Wut und Frustration - wie oft schon hielt er ihn hin und Eonis hatte das Gefühl, immer nur in den Kreis zu laufen. Wie konnte er sich denn bloß nützlich machen, wenn man ihn nicht unterwies?
"Wenn ich mich ausgeruht habe, werde ich Dir ein paar Antworten geben, Ok? Aber in moment... bin ich einfach nur noch müde.."Eonis nickte stumm.
Ein lauter Donnerschlag knallte ohrenbetäubend scheinbar direkt vor der Hütte und heftige Blitzgewitter leuchtete durch die Türfugen hindurch. Der orkanartige Sturm schien direkt über ihnen zu sein. Der Elfenkrieger schaute nachdenklich zur Tür und stand auf. Eonis sah, wie der Elfenkrieger sein letztes bisschen Kraft sammelte um einen Zauber zu wirken, den er leise murmelte. Eonis wusste, sein Lehrmeister legte nun ein Schutzschild über die Blockhütte um sie vor angriffe von außen zu bewahren.
Der Junge schwieg. Wie gerne würde er das doch auch lernen...
Ausgelaugt und nun endgültig am Ende der Kräfte schlurfte der Elfenkrieger wortlos die Treppen hinauf um sich erschöpft ins Bett fallen zu lassen.
Am nächsten morgen öffnete Eonis die Haustüre und war nicht verwundert, das vom Schutzzauber, den Sir Gangrelus aussprach, nichts mehr davon über war. Eonis seufzte. Er hatte seinen Herr und Meister wirklich schon in besseren Tagen erlebt. Der Krieg und die magischen Angriffe mussten wirklich furchtbar sein.Der Himmel strahlte im hellsten Blau und die Sonne strahlte warm. Eonis schöpfte aus einem mit Regenwasser gefüllten Wanne frisches Wasser und fühlte sich frohen Mutes und tatenfreudig.
Sir Gangrelus lag immer noch im Bett und schlief - was ungewöhnlich war. Eonis schaute nachdenklich zurück nach oben, wo sich das kleine Giebelfenster zu Gangrelus' Schlafzimmer befand. Eonis wusste, das er talentiert war und nicht ohne Grund hier bei einem Elfenkrieger war... er wollte lernen mit Magie umzugehen, wollte wie sein Mentor lernen, sich gegen die bösen Mächte zu behaupten und wollte auch lernen, was seine wahre Natur war. Doch seine Lehre ging nur sehr schleppend voran. Offenbar hielt Gangrelus es nicht für nötig ihn mehr beizubringen als nur irgendwo nötig. Also begann Eonis, selbst mit der Magie zu experimentieren und herauszufinden was er zu tun vermag und was nicht.
Eonis stellte den Wassereimer ab und schloss die Augen. Im Gegenzug zum Elfenkrieger war er voller Energie, das spürte er. Er kehrte gedanklich in sich, spürte seine Energien in sich und fokussierte sie. Eonis tat das schon einige male - einfach weil er das Gefühl hatte, das sein Meister, der von mal zu mal immer schwächer von der Schlacht heimkam, das einfach brauchte. Als er genug Energien zusammengezogen hatte, sendete er dies seinem Meister zu und spürte, wie ausgelaugt er die Energien wie ein Schwamm in sich aufsog. Eonis tat das, um sich wenigstens so ein kleines bisschen nützlich zu fühlen... Schließlich wagte Eonis noch einen weiteren Schritt - und versuchte die Magie des Schutzschildes...
"Was soll das!" schreckte eine wütende Stimme Eonis aus der Konzentration und er blickte erschrocken Gangrelus an, der wie aus dem Nichts gewachsen vor ihm Stand. "Was bildest du dir eigentlich ein, mit deiner erbärmlichen, menschlichen Energien mir etwas zukommen zu lassen?!" fauchte der Elfenkrieger ihn an. Eonis klappte wortlos den Mund auf und wusste dazu nichts zu sagen.
"Aber... ich... ich wollte doch nur helfen..." stammelte der Junge
"Helfen?! Du hast keine Ahnung, auf was du dich eigentlich einlässt, Junge!" fauchte der Elfenkrieger ihn an. Er stand nur mit einer Hose gekleidet vor ihn da, mit einem Handtuch in der eine Hand und Seife in der anderen Hand und sah sichtlich körperlich mitgenommen aus. Unzählige Narben und Schrammen und blaue Flecken leuchteten Eonis entgegen...
"Ich brauche das nicht! Ich kann mir mein Schutzschild sehr gut selbst errichten, wenn es sein muss, ich brauche Deine lächerliche Anfängermagie nicht! Hast du das verstanden?!"
Eonis wich vor ihm zurück als er zur Wanne stampfte und das Handtuch wütend daneben warf.
"Ich... wollte doch nur nützlich sein, Herr..." begann Eonis erneut und sichtlich gekränkt.
"Aber Tot wirst du mir gar nicht Nützlich sein, Mensch!" Erwiderte der Elfenkrieger knurrig. Er warf sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht und wendete sich ihm wieder zu. "Weißt du eigentlich in welchen Gefahren du dich aussetzt?! Wenn du versuchst, mir mit einem lächerlichen Schild zu schützen, das sowieso mit einem Schlag weg ist, erweckst du nur unnötig die Aufmerksamkeit des Feindes, wenn sie anhand Deines Schildes Deine Energiesignatur identifizieren! Was wirst du tun, wenn sie dann sich dir zuwenden?! Du bist ihnen nicht gewachsen, Junge! Mische dich nicht in Kräften und Kämpfe ein, das nicht die des Menschen ist!" Damit drehte er sich um und beendete das Gespräch.
Eonis stand verdaddert da und ihm verschlug es die Sprache. Sir Gangrelus machte sehr deutlich die Unterschiede zwischen ihm den Menschenjungen, und dem Krieger - einen Elfen - klar... Er war also "nur ein Mensch" mit einer "lächerlichen Magie"... dabei war Eonis sich sicher, das er in seinem Wesen kein Mensch war, weswegen er die Lehrmeister der Elfen aufsuchte, die ihn unterrichten sollten.
Er drehte sich um, nahm den Wassereimer und ging gekränkt Richtung Haus."Eonis!" rief der Elfenkrieger ihm hinterher. Eonis drehte sich um. "Mach' das nie wieder, verstanden? Du beschwörst dir einen Feind herauf, den du nicht schlagen kannst und ich werde dich nicht schützen können!" Eonis nickte und ging ins Haus zurück...
Es vergingen drei Tage, wo der Elfenkrieger nach und nach sich wieder erholte. Eonis zog es vor in dieser Zeit zu schmollen und zu schweigen. Natürlich gab es keinen Zeitpunkt, wo sein Lehrmeister ihn wie versprochen ein paar Antworten gab. Also hörte er schließlich auf, Fragen zu stellen. Er hörte auf, seinem Lehrmeister Energien zukommen zu lassen - das einzige, was er offensichtlich bisher nicht bemerkte oder beanstandete... oder aber seine "Menschen-Magie" war wirklich zu klein und lächerlich, das einer wie Sir Gangrelus es einfach nicht wahrnahm. Da Eonis keinerlei Bestätigungen bekam, wusste er nicht, ob etwas von dem, was er tat gut war oder nicht.
Kurz vor Sonnenuntergang machte sich der Elfenkrieger bereit für einen erneuten Kampf und rüstete sich. Eonis beobachtete ihn schweigend, wie er sich Schwert und Schild umhängte und etwas Brot einpackte.
"Die Zeit für den Gegenschlag ist gekommen", verkündete der Elfenkrieger grimmig und selbstsicher. Eonis wusste, das er längst nicht seine volle Stärke zurückgewonnen hatte - aber er schwieg. Dann hielt der Elfenkrieger kurz inne und schaute Eonis an. Als könne er seine Gedanken erraten, sagte er etwas sanfter: "Hör mal, Eonis... wenn ich wieder zurück komme, werde ich dir alle Fragen, die du hast, beantworten, Versprochen"
Na klar, dachte Eonis mit einem Gefühl unsagbaren Entteuschtseins. Wie so oft bekam er ja doch keine Antworten und keine Sicht in die tiefen der Magie, das er so gerne lernen wollte. Eonis nickte wortlos. Das schien dem Elfenkrieger zu genügen.
"Wann werdet ihr zurück sein?" fragte Eonis stattdessen.
"Der Gegenschlag wird kurz aber heftig sein - ich werde schätzungsweise bis morgen zum Sonnenuntergang wieder da sein".
So schnell? dachte Eonis erschrocken. Das hieß, die Schlacht befand sich nicht unweit von hier... Eonis dachte an den unnatürlichen Sturm vor drei Tagen. Das könnte es sein... dachte er. Die Kämpfe fanden näher an ihrem Zuhause statt, als ihm bewusst war.
"Wir sehen uns!" verabschiedete sich Sir Gangrelus und schritt die Türe hinaus.
Eonis' Gedanken überschlugen sich. Er ging zur Tür und schaute dem Elfenkrieger so lange hinterher, bis er im dichten Wald verschwunden war. Plötzlich drehte Eonis sich um, griff nach seinem Umhang, schnappte sich das zweite Stück Brot und rannte aus der Blockhütte hinaus in die selbe Richtung, wo der Elfenkrieger in den Wald verschwand. Eonis fasste den festen Entschluss, seinem Mentor zu folgen und die Schlachten aus sicherer Entfernung selbst mit anzusehen, um sich ein eigenes Bild zu machen.... und um vielleicht endlich ein Bild zu machen was es heißt mit Magie zu kämpfen!
Es war schon tiefster Nacht, seit Eonis losmarschierte. Obwohl er weit außer Reichweite war, benutzte Eonis magisch seine übersinnliche Wahrnehmung, um seinem Mentor unbemerkt mit sicherem Abstand folgen zu können. Irgendwann hörte der Wald auf und er gelangte an einer großen Lichtung, dessen anderes Ende er kaum noch wahrnehmen konnte. Der Mond schien hell und tauchte den Platz in einem gespenstigen Grau. Er blieb im Schutz der Bäume stehen und starrte in die Dunkelheit hinaus. Er spürte, das Sir Gangrelus sich auf dieser Lichtung befand. Nach einigem Suchen erblickte er in der Mitte des Platzes einige Gestalten... Er war also nicht alleine. Eonis konnte nicht sagen, ob es sich um Verbündete handelte oder nicht. Doch der Wind wehte hin und wieder etwas lauter werdende Stimmen herbei, die ganz und gar nicht freundlich klangen. Plötzlich bewegten sich die Gestalten voneinander fort - Eonis konnte nicht erkennen, wessen Gestalt sich um Gangrelus handelte. Auf einmal wurde es still auf der Lichtung. Wo eben noch Nachtgrillen zirpten, Eulen riefen und die Bäume sanft im Wind raschelten, herrschte plötzlich totenstille und der leichte Briese Wind war weg! Eonis stellten sich die Nackenhaare hoch, als er plötzlich das beklemmende Gefühl bekam, etwas schweres drücke sich auf seiner Brust! Angst durchfuhr ihm und sein Herz klopfte. Was auch immer es war - etwas unheimliches ging gerade vonstatten... Er konnte die Gestalten nicht mehr ausmachen.
Plötzlich, als Eonis fast das Gefühl hatte, ersticken zu müssen, fauchte der Wind plötzlich wieder los und die Luft knisterte wie elektrisiert! Erschrocken klammerte sich Eonis an einem Baum, doch so schnell wie der Windböe kam, so schnell war er auch schon wieder weg. Es war, als habe sich etwas kraftvolles hier in dieser Lichtung zusammengezogen... Er spürte, wie die Magie hier immer mehr sich konzentrierte und die Energien sich fühlbar elektrisierend zusammenballten. So was hatte er noch nicht erlebt..
Eonis starrte auf dem Platz - und plötzlich materialisierten sich zwei riesige Dämonen aus dem Nichts - eins so schrecklich wie das andere! Eonis schrie panisch auf, denn er rechnete mit so vielem - aber nicht mit so etwas! Die Kreaturen sahen aus wie aus der Hölle entsprungen! Fauliger Gestank wehte ihm entgegen und Eonis kämpfte gegen die hochkommende Übelkeit über das was er sah und roch. Die beiden Kreaturen rissen ihre Zähnebesetzten Mäuler auf und stießen ein Markerschütternder Kampfschrei aus und stampften auf einer Gestalt zu - Sir Gangrelus!
"Nein!" rief Eonis entsetzt, als er ihn da scheinbar tatenlos stehen sah...Diese Kreaturen waren so hoch wie die ältesten Bäume dieses Waldes! Sie würden ihn einfach niedertrampeln! Eonis war noch immer wie erstarrt vom Anblick dieser Abscheulichkeiten.
Plötzlich gleißte ein helles, bräunliches Licht auf, und links und rechts vom Elfenkrieger woben sich aus lauter kleine funkelnde Sterne zwei weitere Kreaturen zusammen und nahmen Gestalt an. Eonis schnappte ungläubig nach Luft, als er zwei Stein-Elementare erblickte. Sir Gangrelus beschwor mit Erd-Magie zwei Golems hervor, die sich scheinbar nur aus Erde und Steine zusammensetzte. Die Erde bebte plötzlich mit jedem Schritt, den die Elementare machten und sich schwerfällig auf die Dämonen zubewegten. Die Dämone brüllten die Elementare an und Eonis wurde Zeuge eines Kampfes, den er noch nie in seinem Leben zuvor gesehen hatte... Einer der Dämone biss mit seinen Zähnenbesetztem Maul in den Kopf des einen Elementars, während der andere mit seinen Krallenbesetzte Pranken nach dem anderen eindrosch. Doch die Elementare waren unbeeindruckt - denn sie bestanden zum größtenteils aus Stein und packten die Kreaturen einfach mit Steinigen Arme und plötzlich zerfielen sie einfach - und begruben die Dämone unter sich!
Die Dämone schrieen überrascht auf, doch dann war es schon vorbei. Eonis starrte ungläubig auf zwei Steinige Erdhaufen, welches noch eben sich um Erd-Elementare handelte und die Dämone einfach unter Tonnen von Stein unter sich begruben.
Der Staub begann sich zu legen und es herrschte erneut gespenstische Stille... Eonis machte seinen Herr und Meister zur Linken Hand aus und bewegte sich am Rande der Lichtung entlang um näher an ihn heranzukommen.
Wieder schien die Luft sich zu elektrisieren und Eonis spürte, wie sich erneut etwas unheilvolles zusammenballte... die Erde bebte plötzlich erneut unter seinen Füssen! Plötzlich schossen drei riesige Schlangen aus dem Boden heraus und zischten und züngelten bösartig und bewegten sich Wild um die beiden Steinhügel drumherumschlängelnd direkt auf den Elfenkrieger zu! Eonis sah, wie sein Herr sein Schwert zog... er wird doch nicht etwa gegen sie direkt kämpfen?! dachte Eonis erschrocken. Doch dann sah er, wie der Elfenkrieger ebenfalls etwas heraufbeschwörte... Die Luft wurde immer kälter um Eonis begann zu frieren! Sein Atem kondensierte plötzlich, so flirrend kalt wurde es. Plötzlich wehte der Wind Schneeflocken in Eonis Gesicht - obwohl sie sich doch im Hochsommer befanden, und aus den Schneeflocken wurden schnell große Hagelkörner! Das Zentrum des Hagels prasselte erbarmungslos gegen die drei heranzischende Schlangen nieder, die daraufhin plötzlich träge und langsam wurden. Natürlich, dachte Eonis frierend, Reptilien vertragen keine Kälte. Der Elfenkrieger wirkte erneut ein Zauber und Eonis sah, wie er sich in einem schimmernden Schutzschild hüllte und mit erhobenem Schild und Schwert auf die fast zur Bewegungslosigkeit erstarrte Schlangenkreaturen mit einem Kampfesschrei zu rannte! Sein magisches Schwert leuchtete blau auf und der Elfenkrieger bohrte der ersten Schlangenkreatur das Schwert direkt zwischen die Augen! Die zweite Schlangenkreatur riss sein Rachen auf und schnappte nach Gangrelus, doch sein Energieschild hielt den Angriff stand und der Elfenkrieger taumelte lediglich vom Wucht zurück. Der Eishagel hörte auf, und Eonis spürte, wie die Kälte schon wieder zurückzuweichen begann... Er wusste, der Elfenkrieger musste schnell handeln, bevor die Kälte auch von den Schlangenkreaturen wich...
Sir Gangrelus hieb auch die zweite Schlange nieder, der sich - wie sein Vorgänger - sich in schwarzem Nebel auflöste... doch dieser schaffte es, Gangrelus' Schilde fast komplett nieder zu schlagen! Der Elfenkrieger schwankte und wehrte den Angriff der dritten Schlange mit seinem magischen Schild ab. Eonis fühlte sich hilflos und sah, wie die Kräfte des Elfenkriegers zu schwinden drohten... Eonis fasste einen Entschluss - und konzentrierte sich.... Er zog all seine Energien zusammen und fokussierte sie zu einem neuen Schild um seinen Herr und Meister, als sein altes Schutzschild zusammenbrach! Plötzlich ruckte der Kopf der dritten Schlange herum und blickte mit finsteren, bösartigen Augen direkt zu Eonis hinüber! Eonis schrie entsetzt auf, als sich seine Blicke mit dem der Schlangenkreatur trafen! Sir Gangrelus nutzte die Gelegenheit aus und bohrte mit einem Schrei sein Schwert ins Auge des Kreaturs! Die dritte Schlange zerfaserte sich in schwarzem Nebel und verschwand. Sir Gangrelus schwankte erschöpft - und Eonis' Schild verschwand ebenso. Der Elfenkrieger hatte also doch recht... seine Magie war zu klein und zu schwach um einen wirklich effektiven Schild zu errichten... Sir Gangrelus drehte seinen Kopf und starrte in Eonis' Richtung! Er wusste das er hier war!
Plötzlich stellten sich Eonis die Haare zu Berge - und direkt vor seinen Augen wuchs aus dem Boden ein weiterer Dämon hervor der direkt ihn anfixierte! Eonis schrie entsetzt auf! Nur aus den Augenwinkeln heraus nahm er am Rande wahr, wie sich die Gestalt von Sir Gangrelus mit einem flimmern verschwand um kurz darauf direkt zwischen dem Kreatur und ihm sich wieder zu rematerialisieren! Noch bevor der Dämon ganz aus dem Boden wachsen konnte, bohrte der Elfenkrieger sein Schwert in das Herz des Dämons, der dies mit einem schrillen Schrei quittierte!
"Bist du von Sinnen?!" schrie Gangrelus Eonis an und wirbelte zu ihm herum. "Willst du dich umbringen?! Verschwinde von hier!! Und bete, das die Dunkle Seite noch nicht ganz von dir Notiz genommen hat!" Er keuchte schwer vor Anstrengung.
Eonis starrte den Elfenkrieger wie zur Salzsäule erstarrt an und konnte sich nicht rühren... denn hinter Gangrelus manifestierten sich plötzlich vier weitere Dämonen - wenn auch kleiner als die ersten beiden, aber so Abscheulich und Hässlich und mit einer abgrundtiefen, negativen Ausstrahlung, wie sie Eonis noch nie erlebt hatte...
"LOS!!!" schrie Gangrelus und stieß den Jungen in den Wald hinein. Eonis spürte Gangrelus' Magie die kurzerhand ihn übernahmen und ihn in den tiefen des Waldes unaufhaltsam stolpern ließ... doch die Wirkung hielt nicht lange und Eonis drehte sich noch einmal um und sah seinen Mentor im Kampfe gegen vier Dämonen! "LAUF ENDLICH!" schrie der Elfenkrieger noch einmal, während er einen beeindruckenden Schwerthieb vollführte und zwei der Dämonen entledigte. Doch einer nutzte seine ungeschützte Seite aus, sprang auf seinem Rücken, biss in seinem Hals und riss ihm mit einem heftigen Ruck die Kehle aus...
Der vierte blickte in den Wald in Eonis' Richtung und seine rotglühende Augen schienen nach ihm zu suchen... Eonis schrie entsetzt auf als er sah, wie der Dämon Gangrelus Körper einfach auseinander riss und rannte um sein Leben, wie er noch nie gerannt war!...... Er hörte hinter sich ein Hecheln und schnelle, trabende Schritte, und Eonis war erfüllt vom blanken Entsetzen über das dessen Zeuge er soeben war! Er vergaß alles was er gelernt hatte und rannte nur noch um sein blankes Leben, und fühlte, wie etwas unheimliches, dunkles, etwas unsagbares bösartiges sich hinter ihm näherte und immer mehr aufschloss!... Eonis schrie, als er hinter sich ein knurren und keifen hörte und er wagte es nicht, sich umzudrehen, denn er spürte förmlich, wie der Dämon hinter ihm sein Maul gierig aufsperrte, als wolle er in jedem moment sein Kopf abbeißen, so wie er es eben vor wenigen Sekunden bei seinem Mentor mit ansehen musste!
Aus purer Verzweiflung und Angst heraus beschwor er aus seinem tiefsten inneren etwas hervor was ihn schützen sollte, obwohl ihm keine magische Worte dazu einfielen die er in Gedanken formulieren konnte! Trotzdem schien er etwas hervorzuholen, was jedoch enorm an seine Energiereserven zehrte... Plötzlich traf ihn etwas wie von einem Hammerschlag getroffen seinen Rücken und er überschlug sich und kam einige Meter weit erst gegen einen Baumstamm abrupt zum stehen gekommen zum liegen. Schmerz durchfuhr ihm und ihm stockte der Atem! Der Dämon, der ihn verfolgte stieß ein triumphierendes Heulen aus und setzte nach um ihn mit einem erneuten Schlag zu vernichten... als plötzlich das, was Eonis begann heraufzubeschwören, sich zwischen ihm und dem Dämon manifestierte! Eonis hatte plötzlich das Gefühl, als wiche alle Lebenskraft aus ihm heraus und er war dem Ohnmacht nahe! Was auch immer es war - es zog all seine Energien ab die er besaß.. Er zwang seine Augen offen zu halten und sah plötzlich ein Wesen, den er noch nie zuvor erblickt hatte, aber so unbeschreiblich schön und voller Licht, das es in seinen Augen schon schmerzte! Es stellte sich dem Dämon entgegen und Eonis sah gerade noch, wie diese beiden Entitäten aufeinander prallten, eher er den eigenen, inneren Kampf verlor und der dunkle Schleier sich über ihn legte.....
- Drei Monate später -
Eonis stand am Grabe vom Sir Gangrelus und schwieg. Es war ein einfacher Grab - für einen großartigen Krieger... Ein einfacher, flacher Erdhaufen mit einem einfachen, aus groben Holz behauenem Tafel worauf lediglich der Name und Todestag eingemeißelt war. Eonis' Wunden waren weitgehend verheilt - doch der seelische Schmerz war noch immer tief in ihm eingegraben. Nie würde er diese schreckliche Nacht vergessen... und er gab sich die Schuld für den Tod seines Mentors. Wäre er ihm nicht gefolgt und hätte er nicht versucht ihm zu helfen, so hätte der Elfenkrieger nicht sich genötigt gefühlt, ihn zu schützen, und würde vielleicht heute noch leben.
Eine zarte Hand legte sich auf Eonis' Schulter und er blickte auf. Eine hochgewachsene, wunderschöne Elfenfrau war wie aus dem Nichts neben ihm erschienen und legte trostspendend ihre Hand auf seiner Schulter. Er kannte sie nur flüchtig - es handelte sich um eine aus Gangrelus' Volk, die ihn gelegentlich besuchte...
"Es war nicht Deine Schuld", sagte sie sanft, als habe sie seine Gedanken erraten.
Er blickte sie nur an und wusste nichts zu sagen. Der Trauer hatte ihn seit jenem Ereignis die Sprache verschlagen und sagte bis heute kein Wort mehr.
Sie beugte sich zu dem Grab hinunter und legte eine Blume hin.
"Weißt du, junger Eonis... " sagte sie leise. "Hätte er dich unterrichtet, wie es sich für ein Wesen deiner Abstammung gehörte... hättest du nicht nur die Macht gehabt, ihm zu helfen, sondern auch ihn und dich selbst zu retten und diesen schrecklichen Krieg ein Ende gesetzt..."Eonis blickte nur verständnislos zu ihr herunter. "Er erkannte nicht deine wahre Natur, Eonis... er sah nur einen Menschen in dir - mit einer geringen Magie..." Sie stand wieder auf und warf noch einmal ein letzter Blick auf dem Grab. "Darum brauchst du dir keine Schuld zu geben - denn nicht du warst es, der versagt hatte, sondern er". Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihm fest in die Augen.
Eonis schwieg.
"Komm mit mir... du sollst alles Wissen und Lernen und du sollst Wachsen... auf das so etwas - sich nicht wiederholt..." Die Elfenfrau streckte ihm die Hand entgegen und Eonis dachte nach.
In den drei Monaten wachte er jede Nacht vor Angst in Schweiß gebadet auf - und verausgabte sich in dilettantische Versuche sich einen Schutzkreis zu ziehen... obwohl er gleichzeitig auch spürte, das - was auch immer es für Dämonen waren, die Gangrelus besiegten - diese Feinde so schnell nicht wiederkommen würden. Denn der Elfenkrieger war besiegt - und Eonis war nur ein kleiner, dilettantischer "Menschenjunge"... nichts weiter wert um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dennoch - seine tiefen, dunkle Augenringe und vom Angst gezeichnete Gesichtszüge verrieten, das es für ihn noch lange nicht vorbei war.
"Eonis..?" hakte die Elfenfrau nach.
Nach dem was er gesehen hatte in jener Nacht - fürchtete er sich vor der dunklen Seite der Mächte... mehr denn jemals zuvor. Was sollte er nur tun? Er starrte ihre angebotene Hand an und seine Gedanken kreisten in die Vergangenheit... Er erinnerte sich noch genau, als er aus seiner langen Ohnmacht aufwachte, mit welch' schrecklichem Gefühl er zur Lichtung zurückhumpelte... Es war schon taghell geworden und er war ganz alleine. Als er die Lichtung erreichte - war es, als verlöre er den Verstand! Wo in der Nacht in dieser Lichtung ein Kampf der Dämonen tobte und die Erde aufwühlte und Elementare sich auftürmten... bot die Lichtung ein Anblick, als sei nie etwas hier je geschehen... Eonis schrie seine Verzweiflung heraus, rief unzählige male nach Gangrelus und rannte an die Stellen umher, wo die Elementare die Dämonen unter sich begruben - wo drei riesige Schlangen aus dem Erdboden brachen und riesige Löcher hinterließen - und wo er genau mit ansehen musste, wie Gangrelus in stücke gerissen wurde. Doch nichts davon war zu sehen. Die Natur war unbefleckt - der Boden nicht mit einem Tropfen Blut besudelt. Eonis verlor fast den Verstand, wie das nur sein konnte... brach weinend zusammen und verstand die Welt nicht mehr. Schließlich rannte er nach Hause - doch die Hütte war verschwunden! Als habe er nie existiert... lediglich der kleine Bachverlauf zeugte Eonis, das er am richtigen Platz stand...
Die Elfenfrau schaute Eonis immer noch auffordernd-fragend an und wartete geduldig. Er schaute sie an - und an ihre Augen erkannte er, das sie genau wusste, was ihm gerade durch den Kopf ging.
Er gab sich schließlich einen Ruck - und erst zögernd, aber dann sicherer - ergriff er ihre Hand und nickte unmerklich. Die Elfenfrau lächelte ihn gütig an und Eonis fühlte, wie er neuer Zuversicht und Kraft gewann.
Noch einmal warf er einen Blick auf das Grab, welches ohne Inhalt war, denn bis heute konnte niemand seine Leiche finden, und Eonis bezweifelte, das man ihn je finden würde...und verabschiedete sich gedanklich vom Sir Gangrelus, dem Elfenkrieger und sein Lehrmeister - und folgte ihr, wohin auch immer sie ihn führen würde.
- Ende -
Eonis zündete eine Öllampe an und eilte mit nackten Füssen den Holzstufen hinunter, als der Wind irgendwo unten ein Fensterladen aufriss und diese nun mit lauten Klappern aus den Angeln zu reißen drohte. Hastig stellte er die Öllampe auf dem Tisch in der Mitte des Raumes und eilte zum Fenster. Der Wind pfiff durch sämtliche Fugen der alten Holzhütte und die kleine Flamme in der Öllampe flackerte und warf gespenstige, bewegende Schatten an die Wände. Doch Eonis hatte keine Angst, hier ganz alleine in der Wildnis. Er riss das Fenster auf und wurde sogleich mit nadelspitzen, hartem Regen belohnt, welches ihm ins Gesicht peitschte. Blitze zuckten nahe am Horizont, dicht gefolgt mit einem lautgrollendem Donnerschlag. Eonis fingerte nach dem Klappladen und zog ihn mühevoll gegen den Wind ankämpfend zu und hakte den Riegel ein. Als er das Innenfenster wieder schloss war er bis auf die Haut durchnässt und er fror. Was für eine Nacht, dachte er und lauschte dem tosen des Sturmes. Dieser Sturm war nicht natürlichen Ursprungs, soweit hatte Eonis es selbst begriffen. Er hoffte, das sein Herr wohlbehalten zurückkehrte von der Schlacht. Er konnte es kaum abwarten, denn er versprach ihm, in einigen magischen Bereichen zu unterrichten.
Er drehte sich um und warf ein paar Holzscheite in den Kamin wo noch ein kleiner Rest vor sich hinglühte. Plötzlich fiel die Eingangstür polternd auf und der Sturm brüllte ungewöhnlich laut in die Blockhütte hinein. Eonis schrie erschrocken auf, wirbelte herum - doch alles was er sah, war eine große, dunkle Gestalt in der Tür stehen welches sich vom Blitzgewitter im Hintergrund gespenstisch und scharf abzeichnete. Die Öllampe war im wahrsten sinne des Wortes ausgeblasen.
"Wer da?!" rief Eonis mit zitternde Stimme den Gestalt entgegen.
Die Gestalt stampfte schwer ein paar Schritte in den Raum und zog die Tür hinter sich wieder zu.
"Lucesco!" befahl eine heißere Stimme, und die ausgeblasene Öllampe auf dem Tisch flammte hell auf und leuchtete den Raum aus.
"Sir Gangrelus! Ich habe euch nicht erkannt!" rief Eonis erleichtert, und eilte Sir Gangrelus entgegen, um sein schweres Gepäck abzunehmen. Der hünenhafte Elfenkrieger sah sehr mitgenommen und müde aus. Seine Rüstung sah sehr mitgenommen aus - offenbar musste der Elfenkrieger sehr viele Angriffe standhalten.
"Wie ist es gelaufen?" fragte der junge Lehrling und half ihm, sich aus der Rüstung zu schälen.
"Na was denkst du, nach was es wohl aussieht", entgegnete er monoton und ließ sich schwer auf einem Stuhl nieder. Eonis nahm ihm Schwert und Schild ab und stellte es in die ecke.
"Ich weiß nicht Herr... Ihr seht sehr abgekämpft aus - aber da ihr schon so früh heimgekehrt seid, wart ihr wohl siegreich!" Eonis konnte kaum seine Neugierde und Wissenshunger verbergen. "Erzählt mir, Herr! Habt ihr die Feinde schlagen können? Wird dieser Krieg bald ein Ende haben?"
Der Elfenkrieger fuhr sich müde mit der Hand durch sein Gesicht und antwortete nicht.
"Bitte, wie war es dort draußen?" hakte Eonis erneut nach und setzte sich aufgeregt ihm gegenüber.
"Wir konnten den Feind nun genauer identifizieren... seine schwarzmagischen Angriffe habe ich durchschaut...", begann er müde zu erzählen.
"Und? Wer ist es, Herr? Wer macht euch solche Probleme?"Der Elfenkrieger griff nach dem Wasserkrug und Becher auf dem Tisch und trank wortlos.
Eonis wartete, doch er spürte eine Ungeduld die er schon so oft verspürte, wenn sein Herr ihn einfach nicht mit einbezog. Dabei war er sein Lehrling und wie sollte er denn lernen, wenn sein Mentor ihm mit Informationsrückhaltungen unwissend hielt?
Als nichts kam sagte Eonis: "Ich wünschte, ich könnte euch irgendwie helfen.." Ehrliches Bedauern lag in Eonis' Stimme. Bedauern und auch etwas so was wie Frustration
"Deine Magie ist zu schwach und du bist zu klein...Eonis. Sei froh - das Du von all dem verschont wirst", sagte Gangrelus etwas abweisend.
"Aber ich möchte das so gerne verstehen! Ich möchte mehr Wissen über die Welt der Magie! Bin ich nicht deswegen hier bei euch um zu lernen??"
Der Elfenkrieger schaute Eonis undeutbar an. "Junge... je mehr du etwas über die Welt der Magie weißt, desto mehr rückst du auch in Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Ich möchte dich davor schonen, solange ich es kann... denn wenn du einen gewissen Punkt überschritten hast - gibt es keinen Zurück mehr."
Eonis starrte seinen Lehrmeister an und schluckte. Eonis fühlte Wut und Frustration - wie oft schon hielt er ihn hin und Eonis hatte das Gefühl, immer nur in den Kreis zu laufen. Wie konnte er sich denn bloß nützlich machen, wenn man ihn nicht unterwies?
"Wenn ich mich ausgeruht habe, werde ich Dir ein paar Antworten geben, Ok? Aber in moment... bin ich einfach nur noch müde.."Eonis nickte stumm.
Ein lauter Donnerschlag knallte ohrenbetäubend scheinbar direkt vor der Hütte und heftige Blitzgewitter leuchtete durch die Türfugen hindurch. Der orkanartige Sturm schien direkt über ihnen zu sein. Der Elfenkrieger schaute nachdenklich zur Tür und stand auf. Eonis sah, wie der Elfenkrieger sein letztes bisschen Kraft sammelte um einen Zauber zu wirken, den er leise murmelte. Eonis wusste, sein Lehrmeister legte nun ein Schutzschild über die Blockhütte um sie vor angriffe von außen zu bewahren.
Der Junge schwieg. Wie gerne würde er das doch auch lernen...
Ausgelaugt und nun endgültig am Ende der Kräfte schlurfte der Elfenkrieger wortlos die Treppen hinauf um sich erschöpft ins Bett fallen zu lassen.
Am nächsten morgen öffnete Eonis die Haustüre und war nicht verwundert, das vom Schutzzauber, den Sir Gangrelus aussprach, nichts mehr davon über war. Eonis seufzte. Er hatte seinen Herr und Meister wirklich schon in besseren Tagen erlebt. Der Krieg und die magischen Angriffe mussten wirklich furchtbar sein.Der Himmel strahlte im hellsten Blau und die Sonne strahlte warm. Eonis schöpfte aus einem mit Regenwasser gefüllten Wanne frisches Wasser und fühlte sich frohen Mutes und tatenfreudig.
Sir Gangrelus lag immer noch im Bett und schlief - was ungewöhnlich war. Eonis schaute nachdenklich zurück nach oben, wo sich das kleine Giebelfenster zu Gangrelus' Schlafzimmer befand. Eonis wusste, das er talentiert war und nicht ohne Grund hier bei einem Elfenkrieger war... er wollte lernen mit Magie umzugehen, wollte wie sein Mentor lernen, sich gegen die bösen Mächte zu behaupten und wollte auch lernen, was seine wahre Natur war. Doch seine Lehre ging nur sehr schleppend voran. Offenbar hielt Gangrelus es nicht für nötig ihn mehr beizubringen als nur irgendwo nötig. Also begann Eonis, selbst mit der Magie zu experimentieren und herauszufinden was er zu tun vermag und was nicht.
Eonis stellte den Wassereimer ab und schloss die Augen. Im Gegenzug zum Elfenkrieger war er voller Energie, das spürte er. Er kehrte gedanklich in sich, spürte seine Energien in sich und fokussierte sie. Eonis tat das schon einige male - einfach weil er das Gefühl hatte, das sein Meister, der von mal zu mal immer schwächer von der Schlacht heimkam, das einfach brauchte. Als er genug Energien zusammengezogen hatte, sendete er dies seinem Meister zu und spürte, wie ausgelaugt er die Energien wie ein Schwamm in sich aufsog. Eonis tat das, um sich wenigstens so ein kleines bisschen nützlich zu fühlen... Schließlich wagte Eonis noch einen weiteren Schritt - und versuchte die Magie des Schutzschildes...
"Was soll das!" schreckte eine wütende Stimme Eonis aus der Konzentration und er blickte erschrocken Gangrelus an, der wie aus dem Nichts gewachsen vor ihm Stand. "Was bildest du dir eigentlich ein, mit deiner erbärmlichen, menschlichen Energien mir etwas zukommen zu lassen?!" fauchte der Elfenkrieger ihn an. Eonis klappte wortlos den Mund auf und wusste dazu nichts zu sagen.
"Aber... ich... ich wollte doch nur helfen..." stammelte der Junge
"Helfen?! Du hast keine Ahnung, auf was du dich eigentlich einlässt, Junge!" fauchte der Elfenkrieger ihn an. Er stand nur mit einer Hose gekleidet vor ihn da, mit einem Handtuch in der eine Hand und Seife in der anderen Hand und sah sichtlich körperlich mitgenommen aus. Unzählige Narben und Schrammen und blaue Flecken leuchteten Eonis entgegen...
"Ich brauche das nicht! Ich kann mir mein Schutzschild sehr gut selbst errichten, wenn es sein muss, ich brauche Deine lächerliche Anfängermagie nicht! Hast du das verstanden?!"
Eonis wich vor ihm zurück als er zur Wanne stampfte und das Handtuch wütend daneben warf.
"Ich... wollte doch nur nützlich sein, Herr..." begann Eonis erneut und sichtlich gekränkt.
"Aber Tot wirst du mir gar nicht Nützlich sein, Mensch!" Erwiderte der Elfenkrieger knurrig. Er warf sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht und wendete sich ihm wieder zu. "Weißt du eigentlich in welchen Gefahren du dich aussetzt?! Wenn du versuchst, mir mit einem lächerlichen Schild zu schützen, das sowieso mit einem Schlag weg ist, erweckst du nur unnötig die Aufmerksamkeit des Feindes, wenn sie anhand Deines Schildes Deine Energiesignatur identifizieren! Was wirst du tun, wenn sie dann sich dir zuwenden?! Du bist ihnen nicht gewachsen, Junge! Mische dich nicht in Kräften und Kämpfe ein, das nicht die des Menschen ist!" Damit drehte er sich um und beendete das Gespräch.
Eonis stand verdaddert da und ihm verschlug es die Sprache. Sir Gangrelus machte sehr deutlich die Unterschiede zwischen ihm den Menschenjungen, und dem Krieger - einen Elfen - klar... Er war also "nur ein Mensch" mit einer "lächerlichen Magie"... dabei war Eonis sich sicher, das er in seinem Wesen kein Mensch war, weswegen er die Lehrmeister der Elfen aufsuchte, die ihn unterrichten sollten.
Er drehte sich um, nahm den Wassereimer und ging gekränkt Richtung Haus."Eonis!" rief der Elfenkrieger ihm hinterher. Eonis drehte sich um. "Mach' das nie wieder, verstanden? Du beschwörst dir einen Feind herauf, den du nicht schlagen kannst und ich werde dich nicht schützen können!" Eonis nickte und ging ins Haus zurück...
Es vergingen drei Tage, wo der Elfenkrieger nach und nach sich wieder erholte. Eonis zog es vor in dieser Zeit zu schmollen und zu schweigen. Natürlich gab es keinen Zeitpunkt, wo sein Lehrmeister ihn wie versprochen ein paar Antworten gab. Also hörte er schließlich auf, Fragen zu stellen. Er hörte auf, seinem Lehrmeister Energien zukommen zu lassen - das einzige, was er offensichtlich bisher nicht bemerkte oder beanstandete... oder aber seine "Menschen-Magie" war wirklich zu klein und lächerlich, das einer wie Sir Gangrelus es einfach nicht wahrnahm. Da Eonis keinerlei Bestätigungen bekam, wusste er nicht, ob etwas von dem, was er tat gut war oder nicht.
Kurz vor Sonnenuntergang machte sich der Elfenkrieger bereit für einen erneuten Kampf und rüstete sich. Eonis beobachtete ihn schweigend, wie er sich Schwert und Schild umhängte und etwas Brot einpackte.
"Die Zeit für den Gegenschlag ist gekommen", verkündete der Elfenkrieger grimmig und selbstsicher. Eonis wusste, das er längst nicht seine volle Stärke zurückgewonnen hatte - aber er schwieg. Dann hielt der Elfenkrieger kurz inne und schaute Eonis an. Als könne er seine Gedanken erraten, sagte er etwas sanfter: "Hör mal, Eonis... wenn ich wieder zurück komme, werde ich dir alle Fragen, die du hast, beantworten, Versprochen"
Na klar, dachte Eonis mit einem Gefühl unsagbaren Entteuschtseins. Wie so oft bekam er ja doch keine Antworten und keine Sicht in die tiefen der Magie, das er so gerne lernen wollte. Eonis nickte wortlos. Das schien dem Elfenkrieger zu genügen.
"Wann werdet ihr zurück sein?" fragte Eonis stattdessen.
"Der Gegenschlag wird kurz aber heftig sein - ich werde schätzungsweise bis morgen zum Sonnenuntergang wieder da sein".
So schnell? dachte Eonis erschrocken. Das hieß, die Schlacht befand sich nicht unweit von hier... Eonis dachte an den unnatürlichen Sturm vor drei Tagen. Das könnte es sein... dachte er. Die Kämpfe fanden näher an ihrem Zuhause statt, als ihm bewusst war.
"Wir sehen uns!" verabschiedete sich Sir Gangrelus und schritt die Türe hinaus.
Eonis' Gedanken überschlugen sich. Er ging zur Tür und schaute dem Elfenkrieger so lange hinterher, bis er im dichten Wald verschwunden war. Plötzlich drehte Eonis sich um, griff nach seinem Umhang, schnappte sich das zweite Stück Brot und rannte aus der Blockhütte hinaus in die selbe Richtung, wo der Elfenkrieger in den Wald verschwand. Eonis fasste den festen Entschluss, seinem Mentor zu folgen und die Schlachten aus sicherer Entfernung selbst mit anzusehen, um sich ein eigenes Bild zu machen.... und um vielleicht endlich ein Bild zu machen was es heißt mit Magie zu kämpfen!
Es war schon tiefster Nacht, seit Eonis losmarschierte. Obwohl er weit außer Reichweite war, benutzte Eonis magisch seine übersinnliche Wahrnehmung, um seinem Mentor unbemerkt mit sicherem Abstand folgen zu können. Irgendwann hörte der Wald auf und er gelangte an einer großen Lichtung, dessen anderes Ende er kaum noch wahrnehmen konnte. Der Mond schien hell und tauchte den Platz in einem gespenstigen Grau. Er blieb im Schutz der Bäume stehen und starrte in die Dunkelheit hinaus. Er spürte, das Sir Gangrelus sich auf dieser Lichtung befand. Nach einigem Suchen erblickte er in der Mitte des Platzes einige Gestalten... Er war also nicht alleine. Eonis konnte nicht sagen, ob es sich um Verbündete handelte oder nicht. Doch der Wind wehte hin und wieder etwas lauter werdende Stimmen herbei, die ganz und gar nicht freundlich klangen. Plötzlich bewegten sich die Gestalten voneinander fort - Eonis konnte nicht erkennen, wessen Gestalt sich um Gangrelus handelte. Auf einmal wurde es still auf der Lichtung. Wo eben noch Nachtgrillen zirpten, Eulen riefen und die Bäume sanft im Wind raschelten, herrschte plötzlich totenstille und der leichte Briese Wind war weg! Eonis stellten sich die Nackenhaare hoch, als er plötzlich das beklemmende Gefühl bekam, etwas schweres drücke sich auf seiner Brust! Angst durchfuhr ihm und sein Herz klopfte. Was auch immer es war - etwas unheimliches ging gerade vonstatten... Er konnte die Gestalten nicht mehr ausmachen.
Plötzlich, als Eonis fast das Gefühl hatte, ersticken zu müssen, fauchte der Wind plötzlich wieder los und die Luft knisterte wie elektrisiert! Erschrocken klammerte sich Eonis an einem Baum, doch so schnell wie der Windböe kam, so schnell war er auch schon wieder weg. Es war, als habe sich etwas kraftvolles hier in dieser Lichtung zusammengezogen... Er spürte, wie die Magie hier immer mehr sich konzentrierte und die Energien sich fühlbar elektrisierend zusammenballten. So was hatte er noch nicht erlebt..
Eonis starrte auf dem Platz - und plötzlich materialisierten sich zwei riesige Dämonen aus dem Nichts - eins so schrecklich wie das andere! Eonis schrie panisch auf, denn er rechnete mit so vielem - aber nicht mit so etwas! Die Kreaturen sahen aus wie aus der Hölle entsprungen! Fauliger Gestank wehte ihm entgegen und Eonis kämpfte gegen die hochkommende Übelkeit über das was er sah und roch. Die beiden Kreaturen rissen ihre Zähnebesetzten Mäuler auf und stießen ein Markerschütternder Kampfschrei aus und stampften auf einer Gestalt zu - Sir Gangrelus!
"Nein!" rief Eonis entsetzt, als er ihn da scheinbar tatenlos stehen sah...Diese Kreaturen waren so hoch wie die ältesten Bäume dieses Waldes! Sie würden ihn einfach niedertrampeln! Eonis war noch immer wie erstarrt vom Anblick dieser Abscheulichkeiten.
Plötzlich gleißte ein helles, bräunliches Licht auf, und links und rechts vom Elfenkrieger woben sich aus lauter kleine funkelnde Sterne zwei weitere Kreaturen zusammen und nahmen Gestalt an. Eonis schnappte ungläubig nach Luft, als er zwei Stein-Elementare erblickte. Sir Gangrelus beschwor mit Erd-Magie zwei Golems hervor, die sich scheinbar nur aus Erde und Steine zusammensetzte. Die Erde bebte plötzlich mit jedem Schritt, den die Elementare machten und sich schwerfällig auf die Dämonen zubewegten. Die Dämone brüllten die Elementare an und Eonis wurde Zeuge eines Kampfes, den er noch nie in seinem Leben zuvor gesehen hatte... Einer der Dämone biss mit seinen Zähnenbesetztem Maul in den Kopf des einen Elementars, während der andere mit seinen Krallenbesetzte Pranken nach dem anderen eindrosch. Doch die Elementare waren unbeeindruckt - denn sie bestanden zum größtenteils aus Stein und packten die Kreaturen einfach mit Steinigen Arme und plötzlich zerfielen sie einfach - und begruben die Dämone unter sich!
Die Dämone schrieen überrascht auf, doch dann war es schon vorbei. Eonis starrte ungläubig auf zwei Steinige Erdhaufen, welches noch eben sich um Erd-Elementare handelte und die Dämone einfach unter Tonnen von Stein unter sich begruben.
Der Staub begann sich zu legen und es herrschte erneut gespenstische Stille... Eonis machte seinen Herr und Meister zur Linken Hand aus und bewegte sich am Rande der Lichtung entlang um näher an ihn heranzukommen.
Wieder schien die Luft sich zu elektrisieren und Eonis spürte, wie sich erneut etwas unheilvolles zusammenballte... die Erde bebte plötzlich erneut unter seinen Füssen! Plötzlich schossen drei riesige Schlangen aus dem Boden heraus und zischten und züngelten bösartig und bewegten sich Wild um die beiden Steinhügel drumherumschlängelnd direkt auf den Elfenkrieger zu! Eonis sah, wie sein Herr sein Schwert zog... er wird doch nicht etwa gegen sie direkt kämpfen?! dachte Eonis erschrocken. Doch dann sah er, wie der Elfenkrieger ebenfalls etwas heraufbeschwörte... Die Luft wurde immer kälter um Eonis begann zu frieren! Sein Atem kondensierte plötzlich, so flirrend kalt wurde es. Plötzlich wehte der Wind Schneeflocken in Eonis Gesicht - obwohl sie sich doch im Hochsommer befanden, und aus den Schneeflocken wurden schnell große Hagelkörner! Das Zentrum des Hagels prasselte erbarmungslos gegen die drei heranzischende Schlangen nieder, die daraufhin plötzlich träge und langsam wurden. Natürlich, dachte Eonis frierend, Reptilien vertragen keine Kälte. Der Elfenkrieger wirkte erneut ein Zauber und Eonis sah, wie er sich in einem schimmernden Schutzschild hüllte und mit erhobenem Schild und Schwert auf die fast zur Bewegungslosigkeit erstarrte Schlangenkreaturen mit einem Kampfesschrei zu rannte! Sein magisches Schwert leuchtete blau auf und der Elfenkrieger bohrte der ersten Schlangenkreatur das Schwert direkt zwischen die Augen! Die zweite Schlangenkreatur riss sein Rachen auf und schnappte nach Gangrelus, doch sein Energieschild hielt den Angriff stand und der Elfenkrieger taumelte lediglich vom Wucht zurück. Der Eishagel hörte auf, und Eonis spürte, wie die Kälte schon wieder zurückzuweichen begann... Er wusste, der Elfenkrieger musste schnell handeln, bevor die Kälte auch von den Schlangenkreaturen wich...
Sir Gangrelus hieb auch die zweite Schlange nieder, der sich - wie sein Vorgänger - sich in schwarzem Nebel auflöste... doch dieser schaffte es, Gangrelus' Schilde fast komplett nieder zu schlagen! Der Elfenkrieger schwankte und wehrte den Angriff der dritten Schlange mit seinem magischen Schild ab. Eonis fühlte sich hilflos und sah, wie die Kräfte des Elfenkriegers zu schwinden drohten... Eonis fasste einen Entschluss - und konzentrierte sich.... Er zog all seine Energien zusammen und fokussierte sie zu einem neuen Schild um seinen Herr und Meister, als sein altes Schutzschild zusammenbrach! Plötzlich ruckte der Kopf der dritten Schlange herum und blickte mit finsteren, bösartigen Augen direkt zu Eonis hinüber! Eonis schrie entsetzt auf, als sich seine Blicke mit dem der Schlangenkreatur trafen! Sir Gangrelus nutzte die Gelegenheit aus und bohrte mit einem Schrei sein Schwert ins Auge des Kreaturs! Die dritte Schlange zerfaserte sich in schwarzem Nebel und verschwand. Sir Gangrelus schwankte erschöpft - und Eonis' Schild verschwand ebenso. Der Elfenkrieger hatte also doch recht... seine Magie war zu klein und zu schwach um einen wirklich effektiven Schild zu errichten... Sir Gangrelus drehte seinen Kopf und starrte in Eonis' Richtung! Er wusste das er hier war!
Plötzlich stellten sich Eonis die Haare zu Berge - und direkt vor seinen Augen wuchs aus dem Boden ein weiterer Dämon hervor der direkt ihn anfixierte! Eonis schrie entsetzt auf! Nur aus den Augenwinkeln heraus nahm er am Rande wahr, wie sich die Gestalt von Sir Gangrelus mit einem flimmern verschwand um kurz darauf direkt zwischen dem Kreatur und ihm sich wieder zu rematerialisieren! Noch bevor der Dämon ganz aus dem Boden wachsen konnte, bohrte der Elfenkrieger sein Schwert in das Herz des Dämons, der dies mit einem schrillen Schrei quittierte!
"Bist du von Sinnen?!" schrie Gangrelus Eonis an und wirbelte zu ihm herum. "Willst du dich umbringen?! Verschwinde von hier!! Und bete, das die Dunkle Seite noch nicht ganz von dir Notiz genommen hat!" Er keuchte schwer vor Anstrengung.
Eonis starrte den Elfenkrieger wie zur Salzsäule erstarrt an und konnte sich nicht rühren... denn hinter Gangrelus manifestierten sich plötzlich vier weitere Dämonen - wenn auch kleiner als die ersten beiden, aber so Abscheulich und Hässlich und mit einer abgrundtiefen, negativen Ausstrahlung, wie sie Eonis noch nie erlebt hatte...
"LOS!!!" schrie Gangrelus und stieß den Jungen in den Wald hinein. Eonis spürte Gangrelus' Magie die kurzerhand ihn übernahmen und ihn in den tiefen des Waldes unaufhaltsam stolpern ließ... doch die Wirkung hielt nicht lange und Eonis drehte sich noch einmal um und sah seinen Mentor im Kampfe gegen vier Dämonen! "LAUF ENDLICH!" schrie der Elfenkrieger noch einmal, während er einen beeindruckenden Schwerthieb vollführte und zwei der Dämonen entledigte. Doch einer nutzte seine ungeschützte Seite aus, sprang auf seinem Rücken, biss in seinem Hals und riss ihm mit einem heftigen Ruck die Kehle aus...
Der vierte blickte in den Wald in Eonis' Richtung und seine rotglühende Augen schienen nach ihm zu suchen... Eonis schrie entsetzt auf als er sah, wie der Dämon Gangrelus Körper einfach auseinander riss und rannte um sein Leben, wie er noch nie gerannt war!...... Er hörte hinter sich ein Hecheln und schnelle, trabende Schritte, und Eonis war erfüllt vom blanken Entsetzen über das dessen Zeuge er soeben war! Er vergaß alles was er gelernt hatte und rannte nur noch um sein blankes Leben, und fühlte, wie etwas unheimliches, dunkles, etwas unsagbares bösartiges sich hinter ihm näherte und immer mehr aufschloss!... Eonis schrie, als er hinter sich ein knurren und keifen hörte und er wagte es nicht, sich umzudrehen, denn er spürte förmlich, wie der Dämon hinter ihm sein Maul gierig aufsperrte, als wolle er in jedem moment sein Kopf abbeißen, so wie er es eben vor wenigen Sekunden bei seinem Mentor mit ansehen musste!
Aus purer Verzweiflung und Angst heraus beschwor er aus seinem tiefsten inneren etwas hervor was ihn schützen sollte, obwohl ihm keine magische Worte dazu einfielen die er in Gedanken formulieren konnte! Trotzdem schien er etwas hervorzuholen, was jedoch enorm an seine Energiereserven zehrte... Plötzlich traf ihn etwas wie von einem Hammerschlag getroffen seinen Rücken und er überschlug sich und kam einige Meter weit erst gegen einen Baumstamm abrupt zum stehen gekommen zum liegen. Schmerz durchfuhr ihm und ihm stockte der Atem! Der Dämon, der ihn verfolgte stieß ein triumphierendes Heulen aus und setzte nach um ihn mit einem erneuten Schlag zu vernichten... als plötzlich das, was Eonis begann heraufzubeschwören, sich zwischen ihm und dem Dämon manifestierte! Eonis hatte plötzlich das Gefühl, als wiche alle Lebenskraft aus ihm heraus und er war dem Ohnmacht nahe! Was auch immer es war - es zog all seine Energien ab die er besaß.. Er zwang seine Augen offen zu halten und sah plötzlich ein Wesen, den er noch nie zuvor erblickt hatte, aber so unbeschreiblich schön und voller Licht, das es in seinen Augen schon schmerzte! Es stellte sich dem Dämon entgegen und Eonis sah gerade noch, wie diese beiden Entitäten aufeinander prallten, eher er den eigenen, inneren Kampf verlor und der dunkle Schleier sich über ihn legte.....
- Drei Monate später -
Eonis stand am Grabe vom Sir Gangrelus und schwieg. Es war ein einfacher Grab - für einen großartigen Krieger... Ein einfacher, flacher Erdhaufen mit einem einfachen, aus groben Holz behauenem Tafel worauf lediglich der Name und Todestag eingemeißelt war. Eonis' Wunden waren weitgehend verheilt - doch der seelische Schmerz war noch immer tief in ihm eingegraben. Nie würde er diese schreckliche Nacht vergessen... und er gab sich die Schuld für den Tod seines Mentors. Wäre er ihm nicht gefolgt und hätte er nicht versucht ihm zu helfen, so hätte der Elfenkrieger nicht sich genötigt gefühlt, ihn zu schützen, und würde vielleicht heute noch leben.
Eine zarte Hand legte sich auf Eonis' Schulter und er blickte auf. Eine hochgewachsene, wunderschöne Elfenfrau war wie aus dem Nichts neben ihm erschienen und legte trostspendend ihre Hand auf seiner Schulter. Er kannte sie nur flüchtig - es handelte sich um eine aus Gangrelus' Volk, die ihn gelegentlich besuchte...
"Es war nicht Deine Schuld", sagte sie sanft, als habe sie seine Gedanken erraten.
Er blickte sie nur an und wusste nichts zu sagen. Der Trauer hatte ihn seit jenem Ereignis die Sprache verschlagen und sagte bis heute kein Wort mehr.
Sie beugte sich zu dem Grab hinunter und legte eine Blume hin.
"Weißt du, junger Eonis... " sagte sie leise. "Hätte er dich unterrichtet, wie es sich für ein Wesen deiner Abstammung gehörte... hättest du nicht nur die Macht gehabt, ihm zu helfen, sondern auch ihn und dich selbst zu retten und diesen schrecklichen Krieg ein Ende gesetzt..."Eonis blickte nur verständnislos zu ihr herunter. "Er erkannte nicht deine wahre Natur, Eonis... er sah nur einen Menschen in dir - mit einer geringen Magie..." Sie stand wieder auf und warf noch einmal ein letzter Blick auf dem Grab. "Darum brauchst du dir keine Schuld zu geben - denn nicht du warst es, der versagt hatte, sondern er". Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihm fest in die Augen.
Eonis schwieg.
"Komm mit mir... du sollst alles Wissen und Lernen und du sollst Wachsen... auf das so etwas - sich nicht wiederholt..." Die Elfenfrau streckte ihm die Hand entgegen und Eonis dachte nach.
In den drei Monaten wachte er jede Nacht vor Angst in Schweiß gebadet auf - und verausgabte sich in dilettantische Versuche sich einen Schutzkreis zu ziehen... obwohl er gleichzeitig auch spürte, das - was auch immer es für Dämonen waren, die Gangrelus besiegten - diese Feinde so schnell nicht wiederkommen würden. Denn der Elfenkrieger war besiegt - und Eonis war nur ein kleiner, dilettantischer "Menschenjunge"... nichts weiter wert um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dennoch - seine tiefen, dunkle Augenringe und vom Angst gezeichnete Gesichtszüge verrieten, das es für ihn noch lange nicht vorbei war.
"Eonis..?" hakte die Elfenfrau nach.
Nach dem was er gesehen hatte in jener Nacht - fürchtete er sich vor der dunklen Seite der Mächte... mehr denn jemals zuvor. Was sollte er nur tun? Er starrte ihre angebotene Hand an und seine Gedanken kreisten in die Vergangenheit... Er erinnerte sich noch genau, als er aus seiner langen Ohnmacht aufwachte, mit welch' schrecklichem Gefühl er zur Lichtung zurückhumpelte... Es war schon taghell geworden und er war ganz alleine. Als er die Lichtung erreichte - war es, als verlöre er den Verstand! Wo in der Nacht in dieser Lichtung ein Kampf der Dämonen tobte und die Erde aufwühlte und Elementare sich auftürmten... bot die Lichtung ein Anblick, als sei nie etwas hier je geschehen... Eonis schrie seine Verzweiflung heraus, rief unzählige male nach Gangrelus und rannte an die Stellen umher, wo die Elementare die Dämonen unter sich begruben - wo drei riesige Schlangen aus dem Erdboden brachen und riesige Löcher hinterließen - und wo er genau mit ansehen musste, wie Gangrelus in stücke gerissen wurde. Doch nichts davon war zu sehen. Die Natur war unbefleckt - der Boden nicht mit einem Tropfen Blut besudelt. Eonis verlor fast den Verstand, wie das nur sein konnte... brach weinend zusammen und verstand die Welt nicht mehr. Schließlich rannte er nach Hause - doch die Hütte war verschwunden! Als habe er nie existiert... lediglich der kleine Bachverlauf zeugte Eonis, das er am richtigen Platz stand...
Die Elfenfrau schaute Eonis immer noch auffordernd-fragend an und wartete geduldig. Er schaute sie an - und an ihre Augen erkannte er, das sie genau wusste, was ihm gerade durch den Kopf ging.
Er gab sich schließlich einen Ruck - und erst zögernd, aber dann sicherer - ergriff er ihre Hand und nickte unmerklich. Die Elfenfrau lächelte ihn gütig an und Eonis fühlte, wie er neuer Zuversicht und Kraft gewann.
Noch einmal warf er einen Blick auf das Grab, welches ohne Inhalt war, denn bis heute konnte niemand seine Leiche finden, und Eonis bezweifelte, das man ihn je finden würde...und verabschiedete sich gedanklich vom Sir Gangrelus, dem Elfenkrieger und sein Lehrmeister - und folgte ihr, wohin auch immer sie ihn führen würde.
- Ende -