Ein Albtaum, das fast regelmäßig in gewissen Abständen alle paar Jahre über mich kommt, und wenn man sie alle zusammen nimmt, kann es fast eine kleine, unheimliche Geschichte erzählen.
Schon als Kind fürchtete ich mich sehr nach diesem Traum über diesen "Todes-See"... wie ich sie heute einfach mal nenne. Und nach dem heutigen, nach vielen Jahren wieder aufgetauchten nächtlichen Traum, welches ich schon fast vergessen hatte, habe ich mich entschlossen, zu versuchen, die Szenen aus unzählige Träumen, in der Reihe nach aufzuschreiben.
Wenn ich jetzt so über die Bilder und Szenen nachdenke, überkommt mich wieder dieses eigenartige Gefühl der Surrealität, welches ich nicht in Worte fassen kann. Und ich frage mich - handelt es sich wirklich nur um einen "Traum"? Sind es wirklich nur aus der Psyche und Unterbewusstsein gebildete, in Traumsymbole gepackte Bilder, und vom Gehirn umgesetzte, erfundene Szenarien? Oder könnte es sich um Bruchstücke von Erinnerungen aus einer Zeit und Leben vor diesem Leben handeln? Wer weiß? Denn ein besonderes Merkmal hat dieser Traum, im Vergleich zu den sonst üblichen Nacht-Träumen... Die darin empfundene Ängste - Todesängste - fühlten sich verdammt scheiße an...
Es handelt um einen See. Irgendwo in der Natur in einem kleineren Waldstück. Eigentlich ist das weniger ein "See", sondern vielmehr handelt es sich um einen Baggerweiher, welches nun heute unter Naturschutzgebiet steht. Das kleine Waldstück mit diesem Weiher liegt nahe einer Autobahn. Verwildert, kaum besucht, und nur von Spaziergänger und Radfahrer oder Hunde-Ausführer umlaufen. Doch niemand geht in diesem See baden....
Eine meiner ersten Träume die ich hatte vor Jahrzehnten, beschrieb die genaue Gegend dieses Sees. Der kleine Weiher in der Nähe einer Autobahn, mit einer kleinen, fast zugewachsenen und vergessenen landwirtschaftlichen, löchrigen Straße angebunden, ist sehr unbekannt und kaum besucht. Kinder und ab und an Spaziergänger "verirren" sich hierher. Doch der See - so ruhig und idyllisch er auf dem ersten Blick auch aussehen mag - bleibt unberührt und völlig ruhig. Das Wasser ist sehr dunkel und leicht grünlich-trübe und man kann nur Vermutungen anstellen, wie tief er ist.
Ich bin etwa 7 Jahre alt.. Alleine... weit und breit kein Mensch... und stehe an diesem See. Ich fürchte mich unheimlich vor diesem See... Die Landschaft um mich herum ist sehr natürlich gewachsen, ungepflegt, wie ein Stück Naturschutzgebiet womöglich, frei von menschlichen Rodungen und Schönheitspflegen... Auch das Wasser ist völlig eigen, unrein, voller Mücken, leicht brakig-moderig-faulig-riechend... und tiefschwarz. Allein am Ufer dieses Sees zu stehen, löst eine Art "Ur-Angst" in mir aus ... denn der See strahlt etwas unheimliches, bedrohliches aus. Ich starre auf dem Wasser - und ich weiß, am Grund dieses Sees ist etwas... etwas unheilvolles... etwas bedrohliches.. Ja gar etwas lebensbedrohliches - und die Angst entpuppt sich als Todesangst.
"In diesem See ist ein Monster..."
Darin ist etwas sehr gefährliches und lebensbedrohliches... Etwas, was man um jeden Preis meiden sollte. Darum geht niemand in diesem See baden... Niemand vermag es Aussprechen der diesen Ort besucht - aber alle fühlen, das etwas grauenhaftes sich in diesem See befindet, und wer auch nur mit dem Fuß da hinein geht, wird in die Tiefe gezogen und stirbt einen sehr langen und qualvollen Tod.
Ich weiß, das es gefährlich ist, in dieses Wasser zu gehen, und ich habe angst auch nur am Ufer daran zu stehen! Und dennoch, ziehe ich mich aus und mache mich bereit, in den See zu steigen um darin zu Schwimmen. Ich bin kein sonderlich guter Schwimmer. Und dennoch trete ich mit den Füssen in den algigen, watigen Sand ins Wasser... sofort trübt sich das Wasser um den Füssen mit Schlammig-dreckigen Schlick.... In diesem See ist etwas furchtbares auf dem Grund - ein Monster, der mich in die Tiefe ziehen wird! - Obwohl ich um die Gefahr, in der ich mich befinde, mir bewusst bin, steige ich immer tiefer in das Wasser hinein - und bete und hoffe inständig, dass das Monster mich nicht bemerke - und beginne zu schwimmen, als ich keinen Boden mehr unter den Füssen habe......
Ich schwimme sehr sachte, um so wenig Wellen und Geräusche wie möglich zu verursachen, zur Mitte des Sees. Selbst die Natur um mich herum scheint den Atem gehalten zu haben... kein Geräusch war mehr zu hören... Hier und da noch ein entferntes Vogelzierpen... doch ansonsten herrscht Buchstäblich Totenstille....
Je weiter raus ich schwimme und je weiter ich mich von den rettenden Ufern entferne, desto mehr fühle ich diese Ur-Angst in mir hochkommen - und ich vermeide mir auszumalen, wie es unter mir in den dunklen Tiefen aussieht.... Mein Herz klopft sehr schnell mir bis zum Halse hoch.. und ich erreiche die Mitte des Sees. Was auch immer sich in diesem See befindet, ich fühle, das es ganz in der nähe ist.. Eine dunkle, schwarze Aura des Todes, das aus dem gesamten Gewässer ausstrahlt, ist hier in der Mitte des Sees am stärksten zu spüren....
Plötzlich kräuselt sich irgendwo das Wasser kurz. Das Monster im See ist erwacht! Es hat mich bemerkt! In Todesangst kehre ich um und schwimme um mein Leben! Ich trete mit den Füssen aus! Schreie! Weine! Wildpanisch mit den Armen und Beinen um mich schlagend! Als schwimme ich direkt über einen tiefen, gierigen Schlund unter mir rüber! Das Ufer ist so weit weg - es ist als bewege ich mich nur noch auf der Stelle! Das sichere Gefühl, verfolgt zu werden, stellt sich ein und mir stellen sich regelrecht die Nackenhaare auf!.... Ich will nicht sterben! Und strample mehr als das ich schwimme, irre wild um mich tretend und schlagend und luft-japsend, weil ich immer mehr Wasser verschlucke und untertauche, Richtung Ufer! Tränen schießen mir in den Augen! Schreie! Und ich habe das Gefühl, hinter/unter mir ist das Monster schon direkt am fuße und streckt seine unsichtbare Klauen aus um mich gleich in die Tiefe zu ziehen! Eine unheilvolle, mächtige Präsenz baut sich hinter mir auf, ich fühle deutlich, ich bin nicht alleine, sondern hinter mir ist etwas grauenerregendes, wo es besser wäre, sich nicht umzudrehen, sonst gefriert einem das Blut in den Adern und...
So sahen meine ersten Träume als Kind damals aus mit diesem verdammten See...
Es kam auch vor, das ich, nachdem ich mich wieder schlafen legte, der Traum sich fortsetzte oder gar von vorne begann in ähnlicher weise. Ich musste in diesen See hinein und durchschwimmen, und wusste genau, darin ist etwas grauenhaftes verborgen am Grund des Sees...
Im Laufe der Jahre - ich träumte von diesem See so alle paar Jahre - tauchte dieser See in verschiedenen Szenen-Variationen auf, wobei eines immer gleich blieb: Ich musste diesen See irgendwie überwinden oder überqueren. Egal wie. Es führte keinen Weg daran vorbei, als quer durch diesen verdammten, grauenhaften See... Mal versuchte ich ihn mit einem alten Ruderboot (welches natürlich voll Wasser lief und unterging)... Mal waren schmale Kanthölzer aneinandergereiht wo ich Seiltänzerisch-balanzierend versuchte hinüber zu kommen (Wo ich natürlich das Gleichgewicht verlor)... Mal musste ich nur schnell genug rennen, um wie ein Grashüpfer drüberhuschen zu können (und bin doch nicht schnell genug gewesen)... Mal waren es alte, morsche Holzbarken und Holzstege, die bei einem unachtsamen Schritt sofort einbrachen...
Eines blieb immer das selbe - nach so vielen Jahrzehnten, wo ich diesen Traum immer wieder alle paar Jahre hatte... Die Landschaft bzw. Örtlichkeit (wobei ich das in Realität nie herausgefunden habe, ob dieser See tatsächlich existiert), und dann, das etwas sich in diesem See verborgen hielt, und die unglaubliche "Ur-Angst", die ganz, ganz tief aus dem inneren hervorgeholt wird und noch lange in den Tag hinein mich mit Beklemmungsgefühle "beschäftigte"....
Irgendwann mal träumte ich, das ich sehen konnte, was sich in diesem See befand... Das war vielleicht so irgendwo im Teenie-Alter, glaube ich.... Inzwischen hatte ich im Laufe meiner Kindheits- und Jugendjahren gelernt, aus Albträumen mich wachzuzwingen und kein Albtraum muss ich noch länger als nötig durchträumen...
Ich stehe an diesem See - und ich war sehr in Eile... und ich muss unbedingt da hinüberkommen! Doch der See ist gefährlich.. Ich darf um keinen Preis ins Wasser kommen! Etwas unheilvolles verbirgt sich unter der Wasseroberfläche... Ich darf nicht hineingelangen! Ich starre die modrigen, alten, schon grünspanig-moosbewachsenen Holzstege an, die über diesen See des Grauens gebaut wurden... Von den Planken sind vielleicht nur noch ein drittel erhalten - und diese sehen nicht gerade aus, als würden sie noch irgendwas tragen....
Es ist kalt.... ich muss mich beeilen!... Ich trete vorsichtig auf die erste Planke des Steges - und es bricht beim geringsten Gewicht bröselig ein... Mein Herz klopft ängstlich... doch noch kann ich meine Angst beherrschen... Was auch immer sich in diesem See befindet - es kann nicht hinaus - und ich bin in Sicherheit, solange ich mich am Ufer befinde... Der See liegt ruhig da... feiner Nebel zieht hinüber... es ist kalt... Nass... leichter Regen fällt... Das Wasser ist völlig zugewuchert von dicken Algenpflanzen, die dicht an dicht unter der Oberfläche treiben...
Erneut versuche ich auf die Planken zu treten, aber so, das ich am Rande gehe, wo es von den Befestigungen her vielleicht etwas stabiler ist... es klappt!... Schritt für Schritt gehe ich immer weiter bis zur Mitte des Sees hinaus... das andere Ufer fest im Auge behaltend... Manche Planken waren so weit voneinander entfernt und alles dazwischen schon weggefault, das ich zum Teil sehr große Schritte machen muss...
Doch plötzlich - ich habe schon den halben See überquert und befinde mich etwa in der Mitte - blicke ich ins Wasser - und Ur-Ängste erschauern mich! Die Wasseroberfläche... etwas kommt hoch! ... Panik erfasst mich - ich starre auf unzählige hochschwimmende Leichen und Leichenteile! Nie in meinem Leben habe ich Menschen gesehen mit so einer grauenhafte Hautfarbe und Aussehen!... Aufgedunsene, abgerissene Menschenköpfe starren mich leblos an.. Die Haut hatte eine Farbe das irgendwo zwischen Grau-Blau-Weiß liegt.... Ich gerate in Panik! Und fange an zu schwanken und drohe, das Gleichgewicht auf diesen morschen Planken zu verlieren! ... Ich will nicht ins Wasser hineinfallen!!! Ich will nicht in diese Leichen unzähliger Menschen eintauchen mit zum Teil so langen, krautigen Haaren!!! Ich starre die Leichenteile an... Arme,... Beine... Köpfe.... Ich schreie, habe Angst, ich verliere das Gleichgewicht... drohe ins Wasser zu fallen!..... Ich habe Angst vor diesen Leichen! Ich habe Angst vor das, was sich noch alles in diesem Wasser befindet! Die Planke unter meinen Füssen bricht mit einem Krachen zusammen....
Viele Jahre lang habe ich die Albträume von diesem See schon vergessen... und als ich heute Nacht wieder von diesem Ort träumte, erinnerte ich mich wieder - an fast jedem Traum der sich um diesen See drehte... Nun, mittlerweile bin ich ja längst ein erwachsener Mensch - und lasse mich von solche Albträume nicht mehr so aus der Ruhe bringen wie als Kind und Teenager. Dennoch hinterlässt dieser Traum nach wie vor ein seltsames Gefühl der - Surrealismus, wenn ich darüber in Gedanken vertieft bin. Ein Gefühl das ich nicht in Worten beschreiben kann, kommt an mir angehaftet immer noch hoch, sobald ich an diesen See denke.
In dem heutigen Traum war's soweit... ich musste diesen verdammten See überqueren... und ich überquerte ihn....
Ich blicke auf diesen See - den ich seit so vielen Jahrzehnte und weiter darüber hinaus kenne... Die Landschaft hat sich nicht viel verändert.... Damals noch war es ein Baggerweiher... Irgendwo in einem Waldstück nahe einer Autobahn... Schon damals war die Zufahrtsstraße völlig heruntergekommen und voller Äste und Schlaglöcher.. Während der Jahre hatte irgendwer versucht, in seiner Nähe ein kleines Gastgebäude zu errichten. Baute Stege aus... wollte daraus einen Fischweiher machen, putzte die umgebende Vegetation etwas aus... Doch der Laden lief nicht. Die Fische darin starben. Das Wasser kippte ständig um und wurde wieder faulig. Die Menschen blieben aus, keiner fühlte sich hier wohl... Dieser Ort war einfach - verflucht...
Irgendwann wurde das kleine Gastgebäude wieder verlassen - und wieder vergingen unzählige Jahre über Jahre, wo dieser See fast vollends in Vergessenheit geriet... Irgendwann erklärte eine Gemeinde dieses Gebiet unter Naturschutzgebiet... als Rechtfertigung etwas für die Natur zu tun um woanders roden zu können womöglich... und der See blieb weiterhin von Menschen lange unbeachtet nachdem irgendwer ein Naturschutzgebiet-Schild aufstellte.... Die Menschen mieden diesen Ort. Nach wie vor haftet hier etwas unheimliches - wie eine böse Aura, ausgehend von diesem See... Wo Kinder sich erzählen, das darin ein Monster sei... und wenn man darin bade, würde das Monster einen in die tiefe ziehen...
Ich empfinde nur noch leichten Angst, den ich jedoch beherrschen kann... so lange kenne ich diesen See schon, und immer wieder musste ich diesen verfluchten See überqueren... Ich weiß, was sich in diesem See befindet.... Ich trete ans Ufer - und starre auf unzählige, darin schwimmende Leichen... Man sagt, das Haare und Fingernägel der Toten weiter wachsen... Es ist wahr... ich sehe es mit den eigenen Augen...
Ich betrachte die graublau-blassen Leichen an...abgetrennte Gliedmaßen ragen hier und da aus dem Wasser... Ein Bild des Grauens.... Es müssen hunderte von Menschen sein, die darin über so viele jahrzehnte liegen und womöglich für alle Ewigkeiten das Wasser verpesten und faulen lassen.. Doch meine Furcht nehme ich nur noch entfernt wahr - als ich beginne in diesen See zu steigen und mitten durch all die unzählige Leichen und Leichenteile hindurch zu schwimmen!!! Irgendwie - bahne ich einen Weg vorbei, berühre das tote, verfaulende Fleisch... schiebe sie zur Seite und schwimme weiter... drehe mich nicht nach ihnen um.. und ich schaue mir sie auch nicht genauer an...
Als ich auf der anderen Seite angekommen bin - schaue ich auf diesen See voller Leichen zurück... und Fragen gehen mir durch den Kopf! ... Es war ein halb-luzider Traum, wo ich mir des Träumens Bewusst bin - und ich habe keine Angst mehr...
Ich schätze, ich werde auf diese Frage nie eine Antwort bekommen ;)
Gruselige Grüße ^^ *g*
Singar
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