Samstag, 12. Mai 2007

Der Geist der Spinne

Eonis seufzte tief durch, blinzelte zur Sonne hoch und beschattete seine Augen mit der Hand. Der Tag war wie jeder andere - sonnig, warm, und es herrschte eine friedliche Ruhe im Dorf der Elfen, welches sich tief im verborgenen Hain befand. Hier hatte er seit einiger Zeit ein neues Zuhause gefunden. Obwohl es ungewöhnlich war, einen Menschen-Jungen in einem so weit abgelegenen Elfen-Stammes vorzufinden, geschweige zu wohnen, durfte Eonis hier verweilen, solange er möchte. Der Stamm nahm ihn auf, als sein Lehrmeister und Mentor, ein Elfenkrieger namens Gangrelus im Kampf gegen die Dämonen ums leben kam.
"Das war das mindeste, was wir für Dich tun können" hatte Areshia, eine Freundin von Gangrelus, zu Eonis gesagt, als sie ihn mit zu sich aufnahm.
Eonis schaute wieder hinunter auf dem ruhigen See, wo er auf einem Fels davor saß und war in Gedanken versunken. Eine herrliche, friedliche Stille umgab ihn - der Ort war wahrlich ein Ort des Friedens...
Das sanfte Glitzern der Sonne im Wasser lud ihn ein, immer schläfriger die Augen zu schließen und sich einfach fallen zu lassen. Und Eonis kam der Auforderung nach und schloss kurz darauf seine Augen und ließ seine Gedanken an diesem friedlichen Ort treiben... und bemerkte nicht, wie er von unzähligen, kleinen Augen nicht unweit von ihm beobachtet wurde...

Eonis saß eine weile so auf dem Fels am See... und als er die Augen wieder öffnete, hatte sich die Umgebung irgendwie auf subtile weise verändert. Irritiert schaute Eonis auf die Wasseroberfläche - es war schwarz wie die Nacht und spiegelglatt. Aber als er genauer hinschaute, machte er unter der Oberfläche eine seltsame, schwarzglitzernde Bewegung aus - wie ein schwarzer, strömender Teppich, kurz unterhalb der Wasseroberfläche. Eonis empfand keine Furcht - nur Neugierde und schaute genauer hin. Der Schwarze Teppich schien immer näher an der Oberfläche des Wassers zu gelangen - und plötzlich krochen die ersten, Fingernagelgroße, schwarze Spinnen aus der Wasseroberfläche, hinauf auf seinen Fels. Immer noch ohne Furcht aber sehr wohl irritiert, woher plötzlich die Spinnen aus diesem See kamen, stand er auf und starrte hinunter und beobachtete, wie immer mehr Spinnen aus dem Wasser strömten... erst einer, zwei, vier, acht... pechschwarz und glänzend zugleich. Plötzlich war es, als sei ein Damm losgebrochen, und der schwarze Teppich im See, entpuppte sich als Millionen kleiner Spinnen! Der Fels war auf einmal im Nu erobert von Tausende von Spinnen und sie gelangten an Eonis Füssen. Er starrte ungläubig herunter, verspürte jedoch keine Furcht, nur Erstaunen. Die Spinnen umschlossen seine beide Füße, und die ersten Ausläufer krochen an seinen Beinen hoch. Eonis fühlte sich außerstande sich zu bewegen, doch noch immer war er ohne Furcht und beobachtete stumm der an sich hochströmende Spinneninvasion. Sein Herz schlug höher, als die Spinnen immer schneller und immer mehr wurden, als befürchteten sie, das er es sich vielleicht doch anders überlegen würde und sich ihnen Entziehen wollte. Wie eine schwarze, wogende Masse krabbelten sie zu Millionen allesbedeckend an Eonis hoch, umhüllten seine Beine, seine Arme, umschlossen seine Hände und Brust! Er fühlte das kribbeln und krabbeln und plötzlich bekam er es doch mit der Angst zu tun! Plötzlich waren sie auch schon an seinem Kopf! Doch als er erschrocken den Mund öffnete um angsterfüllt zu schreien, umkrabbelten die Spinnen sein Gesicht und strömten in seinen Mund hinein, bis tief in seinen Rachen! Eonis begann zu würgen! Er spürte das kribbeln und krabbeln sowohl außen, als nun auch von innen, spürte wie Millionen von Spinnen in seinen Rachen strömten und sich in seinen Eingeweiden breit machten! Er würgte, und versuchte sie auszuspucken, doch er konnte sich kaum bewegen! Der Würgereflex wurde immer stärker, und in seiner Panik schrie Eonis angstvoll auf....

"Aaaaaarh!" Eonis zuckte zusammen und fuhr in die Höhe. Sein Herz klopfte heftig und ein dicker Klos steckte in seinem Hals und gab ihm noch immer das Gefühl, würgen zu müssen. Er befand sich noch immer am ruhigen und friedlichen See am Ufer auf einem Fels, wo er kurz eingeschlafen war und diesen irren Traum träumte...
Er stand auf, fasste sich an seinen Hals und schluckte schwer. Eckel überkam ihn und er schüttelte sich. Was für ein Unsinn er da träumte! Angewiedert verzog er das Gesicht und ging zurück zum Dorf, um sich mit etwas abzulenken. Denn der seltsame Traum blieb ihm noch lange fast wie lebendig an ihm haften, und sein Appetit wurde ihm für den Rest des Tages vergangen.

Ein Spiegelbild von Eonis glitzerte mehrfach in unzählige Facetten mehrere Spinnenaugen, die ihn beobachteten. Die Spinnen, die ganz nahe bei ihm hockten, ohne das er sie bemerkte, saßen wie Späher oder Wächter dar und folgten ihm...

-

Es war gegen Abend, als er mit Areshia in ihrer Hütte zur Abend aß. Der ganze Tag lang war ihm nicht ganz wohl zumute, sosehr hatte ihn der Traum befangen. Schließlich bemerkte er, sehr zur Steigerung seines mulmigen Gefühls, das, egal wo er ging und stand, Spinnen sich in seiner Nähe befanden. Von der einfachsten, kleinen Hausspinne bis zu wirklich große, dicke und behaarte Exemplare. Schon in Gangrelus' Hütte damals, wo er zuvor wohnte, fielen ihm die übermäßig vielen Spinnen auf. Doch er dachte sich nichts dabei und empfand sie als sehr lästig und stempelte es als "normal" ab, in einer Gegend wie hier, so viele aufdringliche Spinnen vorzufinden. Nun jedoch, machte er sich Gedanken...
Von den Elfen lernte er, das sie die Geister der Tiere mit Respekt und Ehre begegneten. Jedes Tier besaß einen übergeordneten Geist, und es gab Elfen die nahmen mit diesen Geistern Kontakt auf und redeten mit ihnen, oder es verhielt sich gar umgekehrt, das die Geister sie in Visionen heimsuchten. Eonis schenkte diesen Geschichten und Glauben nicht so wirklich Beachtung.
Sein Blick fiel in einer Ecke, wo eine Spinne in seinem Netz saß und scheinbar ihn beobachtete... Unsinn, dachte er und aß weiter.
"Wo bist du mit Deinen Gedanken, Eonis?" Durchbrach Areshia die stille und schaute ihn aus ihren wunderschönen, elfenhafte Augen wissend an.
Er wollte erst verneinend den Kopf schütteln und nichts sagen... doch dann erzählte er von dem Traum mit den Spinnen. Seine Worte sprudelten nur so aus ihn heraus, und erzählte ihr jedes Detail - und als er fertig war, war er auch mit dem Essen fertig - denn das Eckelgefühl und leichten Würgreflex auslösenden Druckempfinden in seinem Hals war wieder da mit dem hervorholen dieses Traumerlebnisses.
Areshia hörte ihm still zu ohne ihn zu unterbrechen, bis er fertig war.
"Mhmmm, das ist interessant... ", sagte sie schließlich nach einer weile. "Der Geist der Spinne ist eine der ältesten und mächtigsten unter allen Tiergeistern, Eonis. Hast du schon mal versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen?"
Eonis starrte die Elfenfrau an. "Was? Wie soll ich irgendwelche Kontakte aufnehmen? Ich kenne mich da doch gar nicht aus, und tut mir leid - so wirklich ernst nehmen tue ich das nun auch wieder nicht", wehrte er ab.
Areshia lächelte. "Nun, du musst Wissen - das die Spinne nie ohne Grund jemanden aufsucht... Dein Traum legt die Vermutung nahe, das sie etwas von dir wollen, das sie dich ausgewählt haben. Als Berufene der Spinne heißt es für dich, das du von ihr lernen sollst... gab es denn zuvor irgendwelche Begegnungen mit Spinnen oder irgendetwas ungewöhnliches?"
Der Junge überlegte. Und obwohl ihm auf diese Frage unzählige Situationen und Szenen in den Sinn kamen, eins so verrückt wie das andere, schüttelte er den Kopf: "Nein."
Um seine Lüge nicht ablesen zu können, stand Eonis auf, nahm seinen Teller vom Tisch und legte diese in den Spülstein. "Ich bin müde, ich werde heute früh zu Bett gehen. Gute Nacht.", beendete er das Gespräch und verschwand in den hinteren Teil von Areshia's Hütte, wo er einen eigenen, kleinen Bereich mit einem Tuch abgetrennt, bekam.
Kontakt mit dem Geist der Spinne... so ein Unsinn! dachte er kopfschüttelnd, und warf sich ins Bett. Er ist weder eine Elfe noch einer der mit Geister redet. Und das will er doch auch gar nicht, er will Magie lernen! Und nicht mit irgendwelchen Tiergeistern sprechen.. Er starrte auf die Decke und entdeckte prompt eine Spinne in einer Ecke hängen, und seine Gedanken schweiften um die Frage Areshia's herum. Dann erinnerte er sich an einer Begebenheit vor etwa drei Monaten... Er fand in einem Bereich, wo es eigentlich stets am saubersten in der ganzen Hütte gehalten wurde, eine langbeiniger, harmloser Weberknecht. Aus purer Langeweile heraus, schnappte er sich die Spinne und spielte mit ihm, indem er sie immer von einer Hand zur nächsten krabbeln ließ. Doch plötzlich blieb die Spinne stehen, als merkte er, das er immer nur im Kreis lief und das man mit ihm nur spielte... Zu Eonis großen erstaunen, beugte sich die Spinne richtig vorn ab herunter und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Hand! Mehr aus dem Schreck heraus, als vor Schmerz, schüttelte er die Spinne weit von sich und starrte auf die Stelle, wo diese kleine Hausspinne ihn gebissen hatte! Er hatte noch nie davon gehört das Weberknechte beißen konnten - aber dieser hier hatte es jedoch gerade getan, und er rieb ungläubig die Biss-Stelle, welches kurz darauf leicht errötete und zu jucken anfing.
Dieses Ereignis hatte er schon fast vergessen, und er maß dem auch keinerlei Bedeutung zu... bis heute. Nun war er nachdenklich. Er hob die Hand und schaute sich die Stelle an, wo die Spinne ihn vor paar Monaten gebissen hatte - und riss ungläubig die Augen auf. Wieso war ihm das nie zuvor aufgefallen?? Ein dunkles Mal zeichnete sich genau an der Biss-Stelle auf seiner Hand ab. Eonis richtete sich auf, und drehte die Öllampe heller auf und beäugte das Mal genauer. Es war ohne Zweifel - genau dies war die Stelle, wo die Spinne ihn erwischt hatte. Aber ihm fiel gar nicht auf, das sich an jener Stelle die Haut sich dunkel färbte..? Eonis war irritiert und saß lange Zeit so da, seine Hand betrachtend. Das Jucken und die Rötung war nach etwa zwei Tagen nach dem Biss wieder weg, ohne je eine Spur zu hinterlassen, und Eonis vergaß den Vorfall... aber nun - strickte sich die Geschichten rund um den Geist der Spinne zu etwas zusammen, was Eonis noch immer nicht wahrhaben, geschweige denn, begreifen wollte. Ach so ein Unsinn, winkte er ab und riss sich von seiner eigenen Hand los und ging schlafen.

-

Die folgenden, drei Tagen verliefen fast ereignislos... mit einem Unterschied. Es war, als hätte sich wie ein sich verbreitendes Gift in seinen Gedanken eine Saat gesetzt, und je mehr er über den Geist er Spinnen nachdachte, desto mehr stolperte er förmlich über alle möglichen Spinnengetier. Einmal saß er am Tisch und las aus einem Buch, als plötzlich direkt von oben herab sich eine Spinne genau zwischen seinen Augen und seinem vor ihm liegendem Buch, eine Spinne sich frech abseilte. Ein anderes mal beim Essen, direkt in sein gerade frisch gewaschenes Haar hinein. Wieder ein anderes mal, genehmigte er sich ein heißes Bad - und als er drin saß, sah er eine dicke, fette Spinne im Wasser frisch verbrüht und gerade ertrunken schwimmen - sehr zu Eonis' eckeln. Und wiederum ein anderes mal, fand er gleich fünf Spinnen an einem Fleck, wo er persönliche Gegenstände von sich abgelegt hatte, als seien diese Spinnen von seinen Sachen angezogen worden! Er konnte sich schließlich nicht der Gedanke verwehren, das der Geist der Spinne tatsächlich versuchte, auf sich aufmerksam zu machen, so wie man ihm sagte. Als er mit Areshia erneut über das Thema sprach, wie präsent die Spinnen in letzter Zeit seien, war für die Elfe klar, das die Spinne etwas von ihm wollte.
"Frage die Spinne höflich, was sie von dir wollen", empfahl sie ihm.
"Aber wie soll ich das denn machen?"
"Begebe dich an einem Ort, wo es ruhig ist, wo du dich entspannen kannst, und deinen Gedanken freien Lauf lassen kannst. Versuche zu meditieren und öffne dich den Bildern die auf dich zukommen, wenn du dir dann fest vornimmst, den Geist der Spinne zu treffen. Stelle Fragen an sie und warte ab, was passiert".
Eonis war sehr skeptisch. Das ist doch verrückt, dachte er.

Am Morgen des vierten Tages, gaben die Spinnen ihm endgültig den Rest, und er drehte durch. Er nahm ahnungslos einen sauberen Becher, schenkte sich aus einem Krug Wasser ein, und trank ihn fast aus... als er plötzlich etwas merkwürdiges auf dem Becherboden sah... es sah seltsam aus.... ein kleiner Berg.. etwas organisches? Er nahm eine Feder und kratzte die seltsame, gelblich-klebrige Masse vom Becher ab, schaute es sich im Licht genauer an - und riss ungläubig die Augen auf. Eckel durchfuhr ihn und er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen! Spinneneier! Eonis stürzte sich an den Spülstein, und hätte er es gekonnt, hätte er gekotzt. So spuckte er nur Speichel und spülte sich mit Wasser direkt aus dem Krug den Mund unzählige male aus und wollte sich nicht ausmalen, ob er nun wirklich ein paar Spinneneier geschluckt hatte! Der Traum kam ihn sehr lebhaft wieder in den Sinn, wo die Spinnen zu Millionen in den Rachen strömten, und das seltsame Druckgefühl im Hals war wieder da. Schweißgebadet und mit zitternden Knien stand er da und seine Gedanken drehten sich im kreise. Schließlich wandte er sich hilfesuchend erneut an Areshia - doch sie konnte ihm dazu nicht viel mehr sagen, als das, was sie ihm schon riet. Er müsse versuchen, Kontakt mit dem Geist der Spinne aufnehmen, und sie fragen, was sie von ihm wollten. Es war mehr als eindeutig, das er ein Auserwählter sei. Nun oblag es an ihm, was er als nächstes unternehme.
"Doch sei vorsichtig, Eonis..." warnte Areshia ihn, bevor er ging. "Sei ehrlich zu ihnen... Sie können dir vieles geben und dir etwas beibringen, wenn du unter ihrem Schutz stehst - aber man sagt ihnen auch eine gewisse Verschlagenheit und Bosartigkeit nach... handle Weise."

Mit diesen Worten suchte Eonis einen Platz auf, wo es, wie man es ihm riet, ruhig und abgeschieden war. Er entschied sich wieder für den See, wo er auf einem Fels saß und die erste, seltsame Traumbegegnung mit den Spinnen hatte. Noch immer mit einer Restunsicherheit und Unglauben behaftet, machte er es sich bequem, und schloss die Augen, und ließ die Gedanken schweifen... Er hatte bisher nur zweimal wirklich ernsthaft versucht zu Meditieren - es fiel ihm sehr schwer, seine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Irgendwann erreichte er einen Punkt, wo er merkte, das er kurz vorm einschlafen war, und stellte sich in seiner Phantasie nun eine Spinne vor, den er begegnete...

Er stand vor einer riesigen Mutterspinne. Sie war so groß, das sie ihm fast in die Augen schauen konnte, von einer undefinierbaren, graubraungrüner Farbe und mit leicht stachelig-behaarten, dicken Spinnenbeinen. Sie starrte ihn ruhig aus sechs schwarzglänzenden Augen an und schien zu warten. Etwas weiter hinten saß noch eine Spinne, etwa nur halb so groß, pechschwarz glänzend, und schlanker, graziöser gebaut, den Rücken jedoch ihm zugedreht. Eonis starrte auf diese beiden Erscheinungen an und fragte schließlich:"Ok.. Hier bin ich. Ich... äh... man hat mir gesagt, das ihr Geister vielleicht auf euch aufmerksam machen wollt... nunja - und das ich mit euch Kontakt aufnehmen soll..."
Die Mutterspinne rührte sich nicht, und starrte ihn nur an. Eonis kam sich fast etwas albern vor, hier in seiner Phantasie sich vorzustellen... mit dem Geist der Spinne zu reden. Aber er machte weiter.
"Nun... " er schaute die große Mutterspinne an: "Hast du mir etwas zu sagen...?"
Lange Zeit geschah nichts. Doch schließlich kam eine Antwort... Eine Stimme, das weiblich klang - scheinbar von überall herkommend und doch von nirgends... als sei die Stimme direkt aus seinem Kopf entsprungen:
"Ja."
Eonis wartete... und nichts weiter geschah. Er blinzelte die Spinne an und eher er sich versah - wachte er auf, und die Traumvision löste sich auf.


"So ein Unsinn... das ist doch verrückt", sagte er zu sich selbst, und schüttelte den Kopf. Das er sich mit solcher Phantasie-unsinn überhaupt befasste... schließlich ging er zurück zum Dorf und war erneut für den Rest des Tages sehr, sehr nachdenklich, wobei er unentwegt zu jeder Zeit das Mal auf seiner Hand betrachtete....

Doch ganz so unnütz verbrachte er den Tag doch nicht - denn er las in alte Schriftrollen mehr über den Geist der Spinnen - und obwohl ein Teil in ihm das alles als "Unsinn" abstempelte, begann ein anderer Teil in ihm, daran zu Glauben... das der Geist der Spinne aus einem ganz bestimmten Grund ihn heimsuchte...."Der Geist der Spinne würde niemals vorschnell handeln und nicht ohne Grund sich jemanden aussuchen. Du, Eonis - musst wohl mehr etwas mit dem Geist zu schaffen haben, als du es vielleicht ahnen kannst... ", sagte ihm ein Weiser aus dem Dorf, wo Eonis Rat suchte. "Die Spinne hat großes mit dir vor, Eonis, und du stehst unter ihrem Schutz. Baue den Kontakt aus, nutze sie, lerne von ihr. Aber sei vorsichtig, denn wenn du dich gegen sie stellst, stehen schlechte Zeiten dir bevor - und selbst der kleinste Biss einer Spinne - könnte weit reichende Konsequenzen tragen..."
Mit diesen Worten mitgegeben, ging Eonis erneut an einem frühen Morgen zum Fels am See... betrachtete - ja studierte geradezu - das Mal der Spinne auf seiner Hand, und musste nun endlich herausfinden, was Sache war. Egal wie.

Es fiel ihm schwer, in die Meditation zu gelangen. Seine Gedanken kreisten wild und unkontrolliert, und es gelang ihm nicht, sich nun eine Begegnung mit einer Spinne vorzustellen. Dann dachte er über etwas nach, was er vor vielen Jahren mal von jemanden, den er nur flüchtig kennen lernte, lernte. "Um Kontakt mit Deinem Unterbewusstsein zu kommen, stelle dir vor, du stehst am Rande eines Waldes, welches Dein Unterbewusstsein darstellt. Male dir dieses Bild so plastisch wie möglich aus - und warte... das erste Tier, das aus dem Wald herauskommt und dir begegnet, ist das Tier, das dir den Kontakt zu Deinem Unterbewusstsein ermöglicht..." Eonis hatte dies - mehr aus Spaß und nicht wirklich ernst nehmend, ein paar mal gemacht. Aber seine Phantasie spuckte aus dem Wald, den er sich vorstellte, ausgerechnet ein Tier hervor, das er am wenigsten mochte. Lieber hätte er so was wie einen tollen Adler oder eine geschmeidige Raubkatze sich vorgestellt... aber nicht so ein kleiner, widerwärtiger, schwarzer Wiesel...

Nun saß Eonis erneut meditierend auf dem Fels am See - wo er schon nun einige male saß - und versuchte, Kontakt zum Geist der Spinnen aufzunehmen. Und sei es nur deswegen, um dem ganzen Spuk endlich ein Ende zu bereiten. Da ihm nicht gelang, sich eine Begegnung mit der Spinne auszudenken, dachte er an den Wald... und es funktionierte. Seine unruhigen Gedanken beruhigten sich und die Vision formte sich in seinem Kopf ...

Eonis stand am Rande des Waldes. Es war ein herrlich schönes, sonniges Wetter - wie immer, wenn er diesen Ort aufsuchte in seiner Gedankenspielerei. Der Wald lag wie mit einem Lineal geradegezogen vor sich - hinter ihm ein weites Ackerfeld, wo die Gerste sich im leichten Wogen des Windes bewegte. Die aufsteigende Sonne erreichte fast dem Zenit zu seinem rechten, und warf einen geraden Schatten zu seinen Linken. Somit konnte er sogar - ohne das er es bewusst wollte - sogar genau die Himmelsrichtungen ausmachen, wie er zu dem Wald vor ihm stand.
Eigentlich wollte er hier nicht verweilen, sondern mit er Spinne Kontakt aufnehmen. Diesen Umweg nahm er nur, weil er sich nicht anders konzentrieren konnte. In Gedanken rief er "Ich will Kontakt zum Geist der Spinnen aufnehmen! Ich will mit euch reden, und euch anhören, was ihr von mir wollt!"
Nichts geschah.
Unvermittelt - ohne das er es wollte - dachte er an die Vision zurück, wo Millionen schwarzer Spinnen ihn umhüllten und in seinen Rachen strömten - und er begann zu würgen, als sei es gerade eben erst passiert, das sie in seinen Rachen krochen! Er spuckte plötzlich Tausende von schwarze, kleine Spinnen heraus, so lange, bis er das Gefühl hatte, das er sie alle aus sich heraus gewürgt hatte und starrte ungläubig auf einen Schwarm Spinnen, die flink in den Wald - seinen Wald! - hineinströmten!
Wie um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? fragte er sich. Wenn der Wald sein Unterbewusstsein bildete... was bedeutete es nun, das die Spinnen nun genau da hineinkrochen?
Wieder wartete er wo kurze Zeit nichts geschah. Doch dann - zu Eonis erstaunen - kroch eine große Schildkröte aus dem Wald auf ihn zukommend heraus. Eine Schildkröte? Naja - besser als ein schwarzes Wiesel oder was es für ein Tier damals war, dachte er.
Die Schildkröte stoppte vor seinen Füssen, und schaute auffordernd zu ihm herauf. Eonis überlegte nicht lange, hob die Schildkröte auf, die trotz seiner Größe sich als erstaunlich leicht entpuppte, und lief mit ihm in den Wald zurück - ganz seiner Intuition und Impuls folgend.
Schon nach wenigen Schritten, war es dunkel im dichtbewachsenen Wald. Nach einigen schritten gen Norden, hatte er das sichere Gefühl, er müsse sich nun nach links Richtung Westen sich wenden. Die Schildkröte schien ihm einfach in einer Form mitzuteilen, wo er zu gehen hatte, und er folgte dem bereitwillig. Von den Spinnen, die hier reinströmten, war nirgends eine Spur zu sehen - doch er hatte eine Ahnung, das sie sich irgendwo in der nähe aufhalten mussten. Dann - einem inneren Impuls nachgebend, blieb er stehen. Sie befanden sich irgendwo mitten im Wald - in seinem Wald - im Wald, welches sein Unterbewusstsein darstellte - und er wusste instinktiv, sie hatten ihren Ziel erreicht. Er setzte die Schildkröte ab, woraufhin sie einige Meter weiter kroch und an einer Stelle verharrte und ihn auffordernd anschaute. Er ging näher heran und ging in die Hocke - und sah vor sich - ein Nest. Das Nest der Schildkröte! Er zählte genau sieben, etwa Walnussgroße, perfekt rund geformte, beigefarbenen Schildkröteneier. Die Schildkrötenmutter schaute ihn lediglich an - und Eonis wusste. Ohne das ein Wort fiel, hatte er auf einmal das Wissen, was vor sich ging. Die Spinnen, die in den Wald eindrangen - stellten eine Bedrohung dar für dieses Nest. Die Eier waren in Gefahr. Die Spinnen schwärmten überall im Wald aus auf der Suche nach diesem Nest um die Eier zu zerstören. Eonis nickte wissend, nahm die Eier eine nach dem anderen auf, und steckte diese in seiner Tasche. Ich werde zu gegebener Zeit wissen, was zu tun ist, so kam ihm der Gedanke voller Gewissheit durch den Kopf. Nun konnte er erneut versuchen, Kontakt zur Geist der Spinne herzustellen..
Wie auf Stichwort wechselte die Vision zu einem neuen Bild. Der Wald verschwand, und er stand nun plötzlich wieder vor der großen Mutterspinne. Etwas weiter hinten abseits, ihm den Rücken zugewandt saß ihr Partner, eine kleinere, männliche, schwarze Spinne.
Eonis fühlte sich nun sehr stark und sicher, und streckte herausfordernd das Kinn hervor als er sogar noch mutig einen Schritt auf die große Mutter-Spinne zuging. "Ihr könnt mir keine Angst machen! Ihr könnt mir überhaupt nichts!" sagte er zu der Spinne und provozierte sie sogar. Er fühlte sich ihnen gegenüber sehr viel Stärker und was für Gestalten auch immer es sich handelte - er wusste einfach von innen heraus, er war ihnen überlegen - egal was man über den Geist der Spinne nachsagte!
"Ich will endlich Antworten! Was wollt ihr von mir? Weshalb begegne ich tagtäglich so viele Späher von euch?" Die Schildkröteneier in seiner Tasche kamen ihm in den Sinn - und er wusste, was zu tun war. Einfach so. Ohne zu überlegen, und ohne Vorwarnung, nahm er zwei Eier in seiner Hand, und griff die große Muterspinne unvermittelt an!
Damit hatte sie offensichtlich überhaupt nicht gerechnet! Eonis sprang auf die große Spinne zu, und überraschte sie mit seinem plötzlichen Frontalangriff - doch nicht um sie in irgendeiner Form zu schlagen, nein! Die Spinne war träge und konnte gerade ein paar Schritte überrascht rückwärts gehen, als Eonis blitzschnell auch schon an ihr gelangt war - und die zwei Schildkröteneier mit einem gezielten Schlag direkt in den Rachen der Mutterspinne hineinschlug!
"Ihr Spinnen wollt mir in den Rachen rein und in mich eindringen??" schrie er wütend der taumelnde und völlig überrumpelte Mutterspinne an. "Dann sollt ihr mal erleben, wie das ist, wenn man euch in den Rachen eindringt!!"
Schnell entzog er sich wieder ihrer Reichweite, doch sie griff nicht an, sondern spuckte die Eier wieder heraus .... Eonis grinste fast schadenfreudig, als er sah, das es jedoch lediglich leere Eierschalen waren, die sie ausspuckte... Die Schildkröten schlüpften innerhalb Sekunden im Leib der Mutterspinne! Die Spinne wirkte benommen, doch er wusste, diese beiden Eier reichten nicht! Schnell nahm er drei weitere Eier in die Hand, als die Spinne plötzlich sich umdrehte und ihm den Hinterteil entgegenstreckte! Im selben Moment, wo er ahnte, was kam, spuckte die Spinne ihm einen klebrigen, fadrigen Spinnennetz entgegen, doch Eonis reagierte sekundenschnell, und warf sich auf den Boden, und entging um Haaresbreite der Netzattacke! Blitzschnell stand er wieder auf, warf sich mit einem kraftvollen Sprung nach vorne, schlitterte unter dem Leib der Spinne hindurch, wobei er sich an ihre eigenen Beinen unter ihr vorwärts stemmte, und rammte von unten herauf drei weitere Schildkröteneier in ihren Rachen hinein! Doch plötzlich schlossen sich ihre Mandibeln und Eonis schaffte es nicht, schnell genug seinen Arm wieder hinauszuziehen - und das scharfe Kauwerkzeug verletzte Eonis Arm. Kurz darauf spuckte die Mutterspinne drei leere Eierschalen heraus, und ihre Beine gaben nach. Eonis spürte ein scharfes Brennen an seinem Linken arm - doch als hätte man ihm mit einem sauberen Schnitt mit einem Messer quer über seinen Arm geschnitten, hatte er nur eine Oberflächliche Wunde.
"Na, wie fühlt sich das an, hä??" fuhr er sie an und genoss es, überlegen zu sein.
Doch nun musste er sich erst noch um die zweite, kleinere, männliche Spinne kümmern! Die Mutterspinne erkannte, was er vorhatte, und versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen, doch es war, als gehorche ihr Körper ihr nicht mehr, sie war Schwach und ihre acht Beine rutschten kraftlos am Boden weg, ohne das sie sich auch nur nennenswert emporheben konnte! Eonis schlug einen Haken um sie herum, und stürmte auf die zweite Spinne zu. Dieser rührte sich kaum, und eher er sich versah, zwang Eonis auch der zweiten Spinne, mit einem brutalen Schlag, ein Schildkröten-Ei zu fressen.
"Na, wie bekommt dir das?!" rief er überlegen. Er wunderte sich nicht über die bisherige Passivität der männlichen Spinne und mangelnde Gegenwehr - doch dann, als er seine Hand wieder wegziehen wollte, war es, als hielte er die Seele der Spinne in der Hand und zögerte.... die schwarze Spinne war nicht nur sehr passiv und scheinbar sehr schwach, überhaupt schien die Spinne nicht ganz wirklich kräftig oder gar gesund zu sein. Er erkannte - ohne lange darüber nachzudenken, das er auf einmal das Leben dieser kleineren Spinne förmlich in der Hand hielt - als er in begriff war, seine Hand wieder aus ihm hinauszuziehen, und eine bläuliche, durchsichtige, energetische Erscheinung halb aus dieser Spinne mit zu entziehen sah.. Das wollte er nicht. Er wollte ihnen allenfalls eine Lektion erteilen - aber ganz gewiss nicht töten. Instinktiv ließ er los, und entzog sich der kleineren Spinne vorsichtiger, so das er ihm nicht doch die Seele mit entriss. Die schwarze Spinne brach in sich zusammen - und spuckte eine leere Eierschale aus. Eonis war irritiert und trat von den beiden Spinnen ein paar Schritte zurück auf Abstand....
Der Anblick der fast scheinbar leblos gewordene, schwarze Spinne verwirrte ihn und ...

Eonis wachte plötzlich auf und saß kerzengerade mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck auf seinem Meditierplatz. Sein linker Arm brannte mit einem letzten Nachhall eines Phantomschmerzes an der Stelle, wo die Mandibeln der Mutterspinne ihn wie mit einem scharfen Messer Schnitt. Doch es war nichts zu sehen, und nach einigen reiben seines Arms war das seltsame Gefühl darin verschwunden. "Oh verdammt, was um alles in der Welt, was für ein Unsinn, denkt sich mein krankes Hirn da eigentlich bloß aus?!" rief er zu sich selbst und rieb sich die Augen. Er stand auf - schaute sich um - aber keine Spinnen in seiner Nähe. Unsicher ging er zum Dorf zurück. Er wusste ja, das er schon immer eine sehr lebhafte Phantasie hatte... aber das, sprengte alle Grenzen jenseits von Gut und Böse!
"Areshia... darf ich dich was fragen?" sprach er die Elfenfrau am Abend an. Seine Unsicherheit gewann wieder Oberhand und die Szenen gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. "Natürlich, was gibt es?"
"mhmm... sag mal... nur rein hypothetisch.. Kann man den Geist der Spinnen... Schaden zufügen? Oder gar töten?"
Areshia runzelte die Stirn und schaute ihn an. "Nun... ja, man kann ihnen Schaden zufügen und man kann sie auch töten. Das ist jedoch sehr selten" Eonis sah ihr an, das sie gerne gefragt hätte, warum er denn danach fragte, hielt sich jedoch damit zurück.
"Ok... danke...".

In den folgenden Stunden und auch beim nächsten Tag war es fast gespenstisch. Weit und breit sah Eonis nicht eine einzige Spinne! Egal wie sehr er sich auch bemühte, gezielt nach den Spähern Ausschau zu halten - selbst über seinen Platz, wo er die meiste Zeit mit Studieren verbrachte, und in einem Netz zwei Spinnen täglich über ihn saßen, waren verschwunden! Eonis machte sich Gedanken.. Hatte er ihnen geschadet? Ach Unsinn... das ist doch alles nur Phantasie!.. Und dennoch plagte ihn eine große Unsicherheit.
Am übernächsten Tag hielt er es nicht mehr aus. Diese plötzliche Abwesenheit der Spinnen, die sonst ständig um ihn herum präsent waren, machte ihn sehr nachdenklich, und er begab sich wieder auf seinen Platz, um zu meditieren.
Es fiel ihm erstaunlicherweise nicht schwer, sich in dem halbschlafenden, halb bewussten Zustand zu versetzen und zu den beiden Spinnen in einer Vision zu gelangen....

Eonis fand die beiden Spinnen noch immer so vor, wie er sie verlassen hatte... sie schienen wie paralysiert zu sein - kaum zu einer Bewegung fähig und schwach. Mit einem Blick wusste Eonis, das die schwarze Spinne, seinen Angriff am wenigsten verkraftet hatte und dem Tode nahe war. Das wollte er nicht, und bereute seine Tat. Er war eigentlich gar kein Mensch, der andere Wesen Schaden zufügte. Und dennoch tat er es - und er wusste nicht, was eigentlich in ihn gefahren war. Man warnte ihn vor den Spinnen... das sie sehr mächtig seien... aber wieso konnte er diese beiden so mühelos überwältigen? Das Leid, das er ihnen beiden antat, und er ihnen förmlich nun ansah, umklammerte sein Herz - und er wünschte sich, es nicht getan zu haben. Was um alles in der Welt war nur in ihn gefahren?
"Nun..." begann Eonis etwas unbeholfen. "...ich glaube, wir sollten unser Gespräch noch einmal von vorne beginnen, unter anderen Bedingungen und Umständen...." Er schaute die Mutterspinne an und es tat ihm auf einmal schrecklich leid, ihr Leid zugefügt zu haben... Ohne nachzudenken und ohne zu wissen, ob er es überhaupt kann, ging er sachte auf sie zu, signalisierte mit seinen offenen Händen, das er ihr nichts tun würde, und legte seine Hände auf sie.
"Es tut mir aufrichtig leid, was ich getan habe...", entschuldigte er sich bei ihr, aus tiefstem Herzen und ehrlich. "Ich weiß nicht, was in mir gefahren ist... ich habe einfach reagiert... agiert... aus dem Impuls heraus.... ich werde das rückgängig machen..." Er stellte sich ganz fest vor, die Spinne zu heilen... Obwohl er dies nie tat, wusste er einfach, das er es kann. Und siehe da - ein leuchtendes, blaues Licht umwob seine Hände und ging auf die Mutterspinne über. Die Mutterspinne erzitterte kurz und plötzlich spuckte sie fünf kleine, weiße Schildkröten mit einer zähen, schleimigen Flüssigkeit aus. Die kleinen Schildkröten sahen abgestorben aus. "Es tut mir wirklich leid..." entschuldigte er sich noch einmal, und trat ein paar schritte zurück. Er sah, wie die Spinne sich langsam wieder erholte. Dann trat er zu der schwarzen Spinne zu. Es lag regungslos, leicht seitlich umgefallen auf dem Boden - die Spinnenbeine schon fast halb in sich eingezogen, wie man das oft sah, bei einer toten Spinne. Es sah aus, als lebte es nicht mehr. Eonis kniete sich zu ihm herunter und fühlte tiefes Bedauern. Das wollte er nicht. Er war kein schlechter Mensch! Wieso hatte er sich da bloß so gehen gelassen? Was hatte er bloß sich beweisen wollen? Fast zärtlich legte er eine Hand auf den schwarzen Körper der regungslosen Spinne und blaues Licht umstrahlte seine Hand. Noch steckte leben ihn ihm - und er wollte seine Tat wieder rückgängig machen... Er bemerkte, das diese Spinne sehr viel mehr Heilkraft benötigte als die Mutterspinne. Er war dem Tode näher als er dachte. Eine lange Zeit geschah nichts... doch dann zuckte eines seiner Beine und langsam kehrte das Leben wieder in ihm zurück. Mutter Spinne beobachtete still. Schließlich spuckte auch dieser eine abgestorbene Schildkröte aus, und die schwarze Spinne richtete sich mühevoll auf. Eonis lies noch eine ganze weile seine heilende Hand auf ihm liegen, eher er sich sicher war, das auch die schwarze Spinne wieder weitgehend hergestellt war. Auch bei ihm entschuldigte er sich: "Es tut mir leid, das ich dir Leid zugefügt habe"
Dann ging er einige Schritte zurück und schaute die beiden nacheinander an. Eine seltsame Atmosphäre herrschte.
Obwohl er nicht so recht mit einer Antwort rechnete, fragte er dennoch erneut die Frage aller Fragen: "Nun... was wollt ihr von mir?"
"Dich lehren"
Überrascht - das nach all dem was geschah eine Antwort folgte, schaute er zur Mutter Spinne auf. "Mich lehren? Was wollt ihr mich lehren?"
Die Antwort darauf versetzte Eonis in großem Erstaunen und er klappte ungläubig den Mund auf. Gleichzeitig durchflutete ihn eine art gespannte Aufregung, und alle Zweifel, die er je hegte bezüglich der Geist der Spinnen, verschwanden - für immer. Er überlegte kurz, und dachte darüber nach, was Areshia ihm sagte... das Spinne großes mit ihm vor habe, das sie nicht jeden auswählten, und das man von ihnen Lernen solle...
"Ok" nickte er einwilligend und war gewillt, alles zu tun, was Spinne von ihm wollte, auf das er von ihr lerne. "Was muss ich tun?"
Die Spinne antwortete, was er zunächst als erstes lernen solle, und Eonis nickte verstehend. Es werde schon sehr bald in den nächsten Tagen die ersten Lektionen folgen - doch wann sie folgen, wird er ihm nicht sagen können. Erst wenn er dies beherrsche, können sie dem eigentlichen Lernziel angehen.
"Sei aber gewarnt..." schloss die Spinne ihre kurz gehaltene Ausführungen "Ein Wort nach außen über die erste Lektion - und die Ausbildung ist beendet, noch bevor sie begonnen hat."
Eonis schluckte schwer und eher er sich versah - endete die Traumvision.....

Eonis öffnete die Augen und eine seltsame Ruhe machte sich in ihm breit. Er hatte sich bei dem Geist der Spinnen entschuldigt, seine Taten rückgängig gemacht, und durfte in absehbarer Zeit gespannt sein, was sich nun in seinem Leben tat, das als erste Lektionen zu verstehen war. Er hob seine Hand und blickte nachdenklich auf das Mal der Spinne - und lächelte. Es war verrückt - doch nun ärgerte er sich nicht mehr länger über diesen Fleck, das der Spinnenbiss hinterließ - nein. Nun trug er sie mit Stolz. Denn es war ein sichtbares und eindeutiges Zeichen seiner Verbindung mit dem Geist der Spinnen... Seine Zweifeln waren verschwunden. Irgendwo tief aus ihm heraus, fühlte er, dass das ganze mehr war, als nur Traum und Phantasie. Gleichzeitig spürte er eine leichte Unruhe in sich aufkommen, wie die ersten Prüfungen wohl aussehen mögen - und anhand dessen, was die Spinne ihm sagten, wird es ganz gewiss nicht leicht werden. Ebenso wird es nicht leicht für ihn sein, darüber stillschweigen zu bewahren. Doch da wird er sich zusammenreißen, denn er war gewillt, jede Lektion anzunehmen, die der Geist der Spinne ihm erteilte.

Eonis stand auf, mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und ging zurück zum Dorf. Auf dem Weg sah er eine Spinne in einem Netz zwischen zwei Ästen hängen. Er lächelte, nickte ihm freundlich grüßend zu, und wartete gespannt ab, was ihn erwarten möge...

- Ende -